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LA CENERENTOLA - Wiener Staatsoper

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Eine Krone und ein Herz | Oliver LángEine Krone und ein HerzMan soll nicht mehr träumen dürfen. Seit die Welt der unschuldigen Märchenin die bedrängende Enge des analytischen Blicks gekommen ist, ist dieseeinstige Domäne der kindlichen Phantasie keine mehr. Man hat beharrlich,immer und immer wieder versucht nachzuweisen, dass es mit der Naivität nichtweit her ist, dass das Märchen nicht nur ein Märchen ist, sondern viel mehr,dass sich dahinter ein weites Land der Seele verbirgt, und die Farben diesesLandes auch dunkel und bedrohlich sind. So müssen die Geschichten hinterfragt,die Symbole auf ihre doppelten Bedeutungen abgeklopft, das Gut undBöse neu bewertet werden. Und, ja, die Gefühle und Emotionsmomente sindnicht mehr einfach, sondern vielschichtig, trügerisch, verräterisch, nichts istso simpel und einleuchtend, wie es auf den ersten Blick scheint. Das Märchenals entzauberter Ort einer neuen Weltwahrnehmung. Assistierend kommt dieWissenschaft dazu. Gerade, um zum Punkt zu kommen, die menschlichenGefühle, vorzugsweise die Liebe, werden ebenso beharrlich der Untersuchungunterzogen. Was ist es? Was bedingt die Zuneigung des Ich zum Du? Was bindetden einen an den anderen? Und vor allem: Wie wird man gebunden? Beliebtist dabei die – eben märchenhafte – Liebe auf den ersten Blick, die zyklischeine Befragung auf Wahrheit und Beständigkeit über sich ergehen lassen muss.Woher kommt sie? Wohin fällt dieser erste Blick, und warum darf nicht jederdiese Erfahrung machen? Und wenn einer sie erlebt: Ist sie beständig? Ist siestark genug für die nächsten, sagen wir, 40 Jahre? Kann es etwas geben, wasder Vernunft scheinbar widerspricht, und dennoch richtig ist, weil es sich ebenrichtig anfühlt?Premierenbesetzung 2013, Valentina Nafornită als ClorindaGerade im Musiktheater, wo nach allen Klischees das Sterben lang und diehandlungsverändernden Wendungen unerwartet sind, gibt es verstärkt diesesplötzliche Moment des unbändigen Verliebens. Das hat gattungsimmanenteUrsachen, weil die Erzählzeit beschränkt ist; das hat aber auch dramaturgischeUrsachen, die im Modellcharakter der Werke liegen: Um die Größe der Gefühleplastisch und möglichst deutlich darstellen zu können, braucht es das Elementder konzisen Fokussierung; die Heftigkeit der Emotion spiegelt sich in derKürze der Liebeserkenntnis wider. Und die Schicksalhaftigkeit zeigt sich in der8081

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