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LA CENERENTOLA - Wiener Staatsoper

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La cenerentola in Wien | Michael JahnLa cenerentola in Wien | Michael JahnTürke in Italien im Theater an der Wien zum ersten Male aufgeführt wordenwar, wollte man dem Publikum nicht die originale Ouvertüre dieses Werkeszumuten, da die <strong>Wiener</strong> jene Teile dieser Nummer bereits kannten, die Rossiniin der Sinfonia zu Otello wiederverwendet hatte – somit entschieden sichdie Verantwortlichen, dem Türken in Italien die Ouvertüre zur Cenerentolavoranzustellen. Dieses Stück hatten die <strong>Wiener</strong> Musikenthusiasten allerdingsbereits zuvor unter dem originalen Titel in „Musikalischen Akademien“ imKärntnertortheater hören können, ebenso wie die finale Arie der Titelrolle –dass ein Teil dieser Szene eigentlich aus dem Barbiere di Siviglia stammte,war in Wien übrigens unbekannt, da die Arie des Almaviva im 2. Akt nichtBestandteil der damaligen <strong>Wiener</strong> Aufführungen des Barbiers war.Die Mitwirkenden an der Cenerentola-Erstaufführung am 29. August 1820zählten zu den Stützen des damaligen <strong>Wiener</strong> Opernensembles, das sowohlim Kärntnertortheater als auch im Theater an der Wien auftrat. Der TenorFranz Jäger (1796-1852), der Interpret des Don Ramiro, war ein gebürtiger<strong>Wiener</strong>, von dem Mozart-Schüler Joseph Weigl für die Bühne entdecktworden und hatte 1818 am Theater an der Wien debütiert. Er wurde vor allemals Rossini-Tenor geschätzt, aber auch Partien wie Max in Webers Freischützund Tamino in Mozarts Zauberflöte zählten zu seinen Lieblingsrollen. Von1824 bis 1828 gehörte er dem Ensemble des Königstädtischen Theatersin Berlin an, von 1828 bis 1836 jenem des Hoftheaters Stuttgart. Den DonMagnifico sang Joseph Seipelt (1787-1847), der zunächst als Chorist andas Theater an der Wien engagiert und von Antonio Salieri zum Solistenausgebildet worden war. Seipelt trat an der <strong>Wiener</strong> Hofoper in zahlreichenRossini-Opern auf (u. a. als Bartolo im Barbier von Sevilla und Mustafà inder Italienerin in Algier), er war aber auch als Sarastro, Pizarro, Kaspar undKomtur sowie in der Uraufführung von Webers Euryanthe (1823, als KönigLudwig) zu hören. Joseph Spitzeder (1796-1832), der Interpret des Alidoro,stammte aus Kassel und wurde zunächst als Schauspieler, dann aber vonJoseph Weigl im Gesang ausgebildet. Bis 1824 war der Künstler in Wien inPartien wie Papageno, Leporello oder Thaddäus (Taddeo) in der Italienerinin Algier zu hören. Dann ging Spitzeder nach Berlin, später nach München,wo die erfolgreiche Karriere durch seinen frühen Tod beendet wurde. Innoch jüngeren Jahren starb seine erste Gattin, Henriette Spitzeder-Schüler(1800-1828), Wiens erste Clorinde (Clorinda) in der Cenerentola. Die ausDessau stammende Künstlerin hatte 1814 in Nürnberg debütiert, 1816 JosephSpitzeder geheiratet und 1819 erstmals in Wien gesungen. Hier trat sie u. a.als Königin der Nacht und innerhalb von nur fünf Jahren in allen drei Frauen-Partien in Mozarts Don Giovanni auf – wohl ein einmaliger Fall in der <strong>Wiener</strong>Operngeschichte. 1824 folgte sie ihrem Gatten nach Berlin. Ihre Bühnen-Schwester in der Cenerentola als Tisbe war Marianne Kainz (1800-1866),eine gebürtige Innsbruckerin, die 1817 in Prag Schülerin von Carl Maria vonWeber gewesen war und über Wien (wo sie insbesondere als Ninetta in derDiebischen Elster einen großen persönlichen Erfolg feierte) nach Italienging. Später reifte sie in Deutschland zu einer großen Primadonna, die mitder berühmten Henriette Sontag verglichen wurde. Der Bariton Joseph CarlSchütz (1794-1840), Wiens erster Dandini, war zunächst als Schauspieler tätig(u. a. auch am <strong>Wiener</strong> Burgtheater), danach als Sänger am Theater an derWien und am Kärntnertortheater.Mit seiner Gattin Amalie Schütz-Oldosi ging der Künstler nach Italien, wo eru. a. Direktor des Teatro Carcano in Mailand wurde. Diese Amalie Schütz (1804-1852, eine gebürtige <strong>Wiener</strong>in namens Holdhaus) war von ihrer berühmtenKollegin Antonia Campi entdeckt worden. Sie feierte als blutjunge Künstlerinin unserer Aschenbrödel-Erstaufführung ihr Bühnendebüt und wurde einJahr später Ensemblemitglied der Hofoper. Sie trat bis 1823 in zahlreichenRossini-Opern auf (u. a. La Donna del lago, L’italiana in Algeri, Tancredi).In Italien zu einer gefeierten Primadonna gereift, die sowohl an der MailänderScala als auch am Teatro San Carlo in Neapel auftrat, kehrte die Schütz-Oldosi1835 nach Wien zurück und begeisterte das Publikum in Bellinis Norma undSonnambula sowie in Donizettis Anna Bolena.Die Schütz entzückte die <strong>Wiener</strong> allerdings bereits im Jahre 1820 alsAschenbrödel durch ihre helle, volle Altstimme, gepaart mit einer ruhigen,durchdachten Darstellung und einer sehr angenehmen Gestalt. Sie erhieltenthusiastischen Beifall, wie wir einer Rezension der Leipziger Allgemeinenmusikalischen Zeitung entnehmen dürfen. Jedenfalls merkten die Zuseherkeinen Augenblick, dass es sich um ein Bühnendebüt handelte, vielmehrbewunderte man die auffallende Sicherheit in Gang, Gebärde und Rede(die Rezitative wurden der damaligen Sitte gemäß in deutschsprachigen5253

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