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LA CENERENTOLA - Wiener Staatsoper

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Gesangspartien in La cenerentola | Erich SeitterGesangspartien in La cenerentola | Erich SeitterGesangspartien in La cenerentolaBereits elf Monate nach der Uraufführung vom Barbiere di Siviglia kam dieCenerentola heraus, und man kann aus musikalischer Sicht sagen, dass Rossinisein Erfolgsmodell – wohl auch durch den Einfluss der Theaterdirektion, dieeinen weiteren Kassenschlager wollte – weiterentwickelte. So sind die einzelnenGesangspartien in der Cenerentola noch kunstvoller ausgestaltet, nochbrillanter und virtuoser angelegt, mit noch mehr Verzierungen. Auch die Mischungaus Buffonesk und Märchenhaft-Gefühlvoll ist perfekt und kam demZeitgeschmack sehr entgegen. Für die Gesangspartien bedeutet das, dass siealle in ihrem ironischen Ausdruck gesteigert, in ihrer Bravour auf die Spitzegetrieben wurden – bis an die Grenze des Manierierten; gleichzeitig sind siestimmtechnisch enorm anspruchsvoll. Formal sind viele Arien zweiteilig: einromantisch beziehungsweise elegischer Abschnitt auf der einen Seite, dannglänzende Koloratur-Kaskaden, teils vom Chor eingerahmt. Aus diesem, fürdie Bravourarie benötigten Gesangsstil, entwickelte sich ein besonderer Sängertyp,oder genauer: ein Stimmtypus: die Voce Rossiniana.Für Don Ramiro wird ein sehr hoher, flexibler, geschmeidiger Tenor benötigt,der einen hellen Klang bieten kann und neben den Legatophrasen auch denAnforderungen der Koloratur gewachsen ist. Diese Partie ist übrigens technischanspruchsvoller als der Conte d’Almaviva im Barbier. Der Dandini sollte voneinem jungen, lyrischen Bariton besetzt werden, der die komödiantischeDoppelbödigkeit – Diener/verkleideter Prinz – mit flexibler Stimme glaubhaftmachen muss. Vergleichbar wäre hier zum Beispiel der Guglielmo aus MozartsCosì fan tutte; gerne erinnere ich mich an den jungen Walter Berry, der diePartie an der <strong>Wiener</strong> <strong>Staatsoper</strong> in der Premierenproduktion aus 1959 sang.Ideal als Don Magnifico ist ein reifer Charakter-Bassbariton, der diese opportunistischeVaterfigur stimmlich in komödiantischer Weise umsetzten kann:der Erzkomödiant Giuseppe Taddei war zum Beispiel eine Idealbesetzung.Um die erste „böse Schwester“, Clorinda, stimmlich glaubhaft zu gestalten,kann der junge, hohe, wendige Sopran durchaus eine gewisse „Schärfe“ vertragen– diese unterstreicht den hysterischen, etwas überzeichneten Charakterder Bühnenfigur. Für Tisbe, die zweite Schwester, gilt dasselbe, nur eben imMezzo-Bereich.Die Angelina ist eine echte Rossini-Paradepartie: der Komponist dachte beimArbeiten sicherlich wieder an Geltrude Righetti-Giorgi, die Rosina-Interpretinder Barbiere-Uraufführung, eine Contra-Altistin. Nur ist die Angelina im Stimmumfangviel umfangreicher – sie muss mehr Tiefe haben und gleichzeitig istdie Partie auch koloraturenlastiger –, daher kann diese Rolle nur von einemMezzosopran gesungen werden. Weitere „Anforderungen“ sind eine Durchschlagskraft,eine charismatische Persönlichkeit und vor allem eine brillanteKoloraturentechnik. Eine Primadonnen-Partie also: Früher von Teresa Berganzabis Marilyn Horne gesungen.Zuletzt noch Alidoro: Der Bassbariton sollte über ein samtenes Timbre verfügen,um den weisen, philosophischen Charakter dieser Figur – er führt javerkleidet Angelina durch das Stück – stimmlich glaubhaft zu machen undrückt damit auch ein wenig in die Nähe des Sprechers in der Zauberflöte.4647

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