36 Management_AusbildungDrei I<strong>de</strong>en für <strong>de</strong>n NachwuchsPraxis. Ausbildungsbetriebe müssen sich immer mehr einfallen lassen, um gutenNachwuchs zu fin<strong>de</strong>n. Drei Beispiele zeigen, wie Firmen Azubis für sich begeistern.Von Daniela Furkel (Red.)Rund 33.300 Ausbildungsplätzeblieben 2012 unbesetzt,nahezu sechs Prozent allerangebotenen Lehrstellen, sodie Ausbildungsmarktstatistik <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sagenturfür Arbeit. Während insbeson<strong>de</strong>reBerufe aus Gastronomie undHotellerie und manche Handwerksberufekaum Anklang beim Nachwuchsfin<strong>de</strong>n, gibt es laut Bun<strong>de</strong>sinstitut für BerufsbildungBiBB noch relativ wenige Besetzungsproblemebei Bürokaufleuten,Mediengestaltern, Veranstaltungskaufleuten,IT-System-Elektronikern undTierpflegern. Doch auch das kann sichbald än<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>nn die Zahl <strong>de</strong>r Schulab-Azubi-StudiePraxisbeispielDas En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Beschei<strong>de</strong>nheitgänger, die sich für einen Ausbildungsplatzinteressieren, dürfte weiter sinken.Azubi-Bewerber sind keine Bittsteller mehr, son<strong>de</strong>rn treten als selbstbewusste Kun<strong>de</strong>nauf. Das ermittelte eine Online-Befragung von 441 Ausbildungsverantwortlichenund 714 Azubis und Schülern.„Ich bin froh, wenn ich überhaupt einen Ausbildungsplatz bekomme“ – nur 17 Prozent<strong>de</strong>r Teilnehmer stimmten in <strong>de</strong>r Befragung, die von Professor Daniela Eisele (HochschuleHeilbronn) und U-Form Testsysteme durchgeführt wur<strong>de</strong>, dieser Aussage zu. <strong>Die</strong> Mehrheitsagte dagegen selbstbewusst: „Ich informiere mich im Vorfeld und weiß genau, was ichwill“ (54 Prozent) o<strong>de</strong>r „Unternehmen und Bewerber begegnen sich auf Augenhöhe“ (24Prozent). <strong>Die</strong> meisten Jugendlichen (72 Prozent) informieren sich auf <strong>de</strong>n Karriereseiten <strong>de</strong>rFirmen, aber nur 43 Prozent halten <strong>de</strong>ren Qualität für „gut“ o<strong>de</strong>r „eher gut“. Das kann daranliegen, dass die Unternehmen dort Aspekte in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund rücken, die <strong>de</strong>n Azubisweniger wichtig sind, etwa die Leistungen während <strong>de</strong>r Ausbildung und das Unternehmensimage.An<strong>de</strong>re Faktoren mit hoher Priorität bei <strong>de</strong>n Azubis – Jobsicherheit und Arbeitsinhalte– wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Firmen dagegen noch verkannt.www.a-recruiter.<strong>de</strong>HWK Leipzig: Ab ins AuslandAuch regional zeigen sich Unterschie<strong>de</strong>bei <strong>de</strong>r Besetzung von Lehrstellen: ImOsten hat sich die Zahl <strong>de</strong>r erfolglosenAusbildungsplatzangebote seit 2005mehr als versiebenfacht. Am härtestensind dort die Handwerksbetriebe betroffen:Im ost<strong>de</strong>utschen Handwerk blieben2012 über acht Prozent <strong>de</strong>r Lehrstellenohne Azubi. <strong>Die</strong>ses Problem hatdie Handwerkskammer (HWK) Leipzigfrühzeitig erkannt und 2010 einen Azubi-Austauschmit Norwegen organisiert.Zum einen sollen die <strong>de</strong>utschen Azubisausländische Firmen und frem<strong>de</strong> Arbeitsläufekennenlernen. Zum an<strong>de</strong>renwill das Austauschprogramm die Botschaftvermitteln, dass Handwerk nichtsAltbackenes und Langweiliges ist. Es istals Belohnung und Bindungselementfür gute Azubis gedacht.Auf Belohnung und Bildung setztnicht nur die HWK Leipzig, son<strong>de</strong>rnimmer mehr Unternehmen schickenihre Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n ins Ausland. Laut„Han<strong>de</strong>lsblatt“ absolvieren in diesemJahr über 20.000 Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> einenTeil ihrer Ausbildung im Ausland – doppeltso viele wie vor vier Jahren. Möglichmacht das das europäische Leonardo-da-Vinci-Programm, das EU-Bürger – alsoauch Azubis – beim Erwerb von internationalenKompetenzen unterstützt.Es för<strong>de</strong>rt die Teilnehmer mit einemStipendium für Reise- und Aufenthaltskosten,einer sprachlichen und interkulturellenVorbereitung sowie weiterenOrganisationsmitteln. <strong>Die</strong> För<strong>de</strong>rdauerreicht von zwei bis 39 Wochen. Nach<strong>de</strong>m Berufsbildungsgesetz können Azubisbis zu einem Viertel <strong>de</strong>r Lehrzeit imAusland verbringen – am Stück o<strong>de</strong>r inmehreren Aufenthalten. Der <strong>de</strong>utscheAusbildungsbetrieb muss auch währenddieser Zeit die Ausbildungsvergütungweiterzahlen. <strong>Die</strong>s zahlt sichjedoch in motivierten und internationalerfahrenen Azubis aus, die gelernt haben,auch mal über <strong>de</strong>n Tellerrand zuschauen.Auch die Bun<strong>de</strong>sregierung will Azubisverstärkt Auslandsausbildungsaufenthalteermöglichen. Laut Bun<strong>de</strong>sministerinfür Bildung und Forschung JohannaWanka wer<strong>de</strong> angestrebt, dass bis zumBei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 09 / 13
37Insbeson<strong>de</strong>re Berufe aus Gastronomie und Hotellerie fin<strong>de</strong>n kaum Anklang beimNachwuchs. Arbeitgeber müssen kreativ wer<strong>de</strong>n, um Azubis zu fin<strong>de</strong>n.Jahr 2020 zehn Prozent <strong>de</strong>r Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nzeitweise ins Ausland gehen.<strong>Die</strong> Lackiererei: Auto für ein JahrAn<strong>de</strong>re Handwerksbetriebe setzenauf materielle Belohnungen für Azubis.So berichtet die „Süd<strong>de</strong>utscheZeitung“ von einem Bäckereibetriebaus Hannover, <strong>de</strong>r Lehrlinge nachbestan<strong>de</strong>ner Zwischenprüfung un<strong>de</strong>rfolgreichem Abschluss mit jeweils500 Euro extra belohnt. Zuvor hattedie Bäckerei vergeblich nach neuenAzubis für die Backstube und dieneun Verkaufsfilialen gesucht. Nunkonnte zumin<strong>de</strong>st ein Teil <strong>de</strong>r Lehrstellenbesetzt wer<strong>de</strong>n.Vor einer ganz ähnlichen Situationstand „<strong>Die</strong> Lackiererei“ von Olafund Daniela Scheich in Markthei<strong>de</strong>nfeld.Kamen früher rund 100 Bewerbungenins Haus, waren es vor zweiJahren nur noch drei. <strong>Die</strong> Überlegung<strong>de</strong>r Firmenchefin: Junge Leutesind heute nur über ihre Motivationzu erreichen. Deshalb lobte sie dieAktion „Ein Auto für gute Noten“ aus.Seit<strong>de</strong>m sich dieses Zusatzangebotin <strong>de</strong>r Region herumgesprochen hat,ist die Zahl <strong>de</strong>r Bewerbungen nacheinem Bericht <strong>de</strong>r „Main-Post“ wie<strong>de</strong>rgestiegen. Auch die Qualität <strong>de</strong>rBewerber hat zugenommen: <strong>Die</strong> meistenhaben gute Zeugnisse, manchesogar eine abgeschlossene erste Berufsausbildung.<strong>Die</strong> Aktion „Ein Auto für gute Noten“sieht vor, dass Azubis mit einemNotenschnitt von min<strong>de</strong>stens 1,5 in<strong>de</strong>r Zwischenprüfung ein Jahr langeinen Kleinwagen kostenlos fahrendürfen. Wer anschließend die Gesellenprüfungmit 1,5 o<strong>de</strong>r besser abschließt,bekommt für ein Jahr statteines Kleinwagens einen BMW. Dadie Autos mit Werbung für das Unternehmenbedruckt sind, machendie Azubis zu<strong>de</strong>m täglich aufmerksamauf diese beson<strong>de</strong>re Azubi-Marketingaktion. Aber auch bei <strong>de</strong>nausgelernten Mitarbeitern setzt „<strong>Die</strong>Lackiererei“ auf langfristig orientierteAnreize. Wer im Jahr wenigerals fünf Tage krankgemel<strong>de</strong>t ist, kannsich bis zu 800 Euro dazuverdienen.Ein weiterer Anreiz für die Azubis,nach Abschluss <strong>de</strong>r Ausbildung imUnternehmen zu bleiben.Thomas Krenn: Rotieren<strong>de</strong> AzubisAuch größere Unternehmen ausan<strong>de</strong>ren Branchen, die noch nicht09 / 13 personalmagazin