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DER GRAMMATISCHE TIGERSPRUNG. - DiVA

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Denglers Arbeiten zur Sprachtheorie hervor, daß Doderers hohe Schätzungder Grammatik und die bei ihm fehlende Sprachskepsis nicht apriori Zeichen einer Abhängigkeit von der Abbildtheorie sind (1975,406 ff).6.2. Doderers Gedanken über das Wesen der Sprache6.2.1. Das indirekte und metaphorische Wesen der SpracheDie Frage nach dem wirklichen Wesen der Sprache war lange in derWissenschaftsgeschichte eine rein philosophische, die Frage nach demUrsprung der Sprache gleichermaßen philosophisch, psychologisch undbiologisch. Heute beschäftigen sich auch medizinische und technischeWissenschaften damit, hauptsächlich sind sie aber Gegenstand derLinguistik und der Sprachphilosophie.Doderers intensive Beschäftigung mit der Sprache war, wie wir zumTeil schon gesehen haben, nicht von bestimmten Forschungseinrichtungenabhängig. Zwar versuchte er seine Überlegungen durch dieThesen Weiningers und Swobodas terminologisch zu fixieren und periodenweisean die Sprüche Güterslohs anzupassen, es gab aber auch inseinen Theorien sehr selbständige Gedanken. Mir ist besonders aufgefallen,daß es ihm mit der Zeit gelungen ist, zwei Hauptprinzipien derSprache zu unterscheiden, die das Fortleben der Sprache steuern: dasMetaphorische und das Strukturbildende. Das Metaphorische erschließtimmer neue Gebiete, die mit den alten verglichen werden undkraft der logischen Analogie benannt werden können, was zum Erkenntniszuwachsbeiträgt. Das feste Struktursystem seinerseits korrigiertunaufhörlich diese neuen Gebiete, damit die Gesetze der Grammatikalitäterfüllt werden.Es scheint uns ganz natürlich, daß sich ein junger Schriftsteller in den30er Jahren die Frage stellte: „Was ist die Sprache eigentlich?" Denndamals herrschte noch die Überzeugung, die Sprache sei ein von denMenschen fast unabhängiges Naturphänomen, dessen Erforschungman in die naturwissenschaftlichen Methoden einreihen könne. In denoben (6.1.) erwähnten Aufsätzen und Reden sind dieselben Fragen erkennbar.„Was ist die Sprache eigentlich? Wie ist sie entstanden? Wiekann ich sie erreichen?" Erkennbar ist aber auch, daß Doderer keineapodiktischen Antworten findet. Er prüft verschiedene Vorschläge, z.B.eine Reihe Termini von Lukâcs, die er 1930 liest, merkt aber, daß er zu157

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