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DER GRAMMATISCHE TIGERSPRUNG. - DiVA

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Zusammenhänge herstellen und Unterschiede sowie verschiedene Abstraktionsebenenauseinanderhalten.Doderer ist als Historiker mit der Wissenschaftssprache und ihrenAusdrucksmitteln wohl vertraut. Als Künstler hat er aber andereZwecke als der Wissenschaftler. Ich hege den Verdacht, daß die wissenschaftliche„Eindeutigkeit" (vgl. 3.1.) für ihn nicht einmal erstrebenswerterscheint. Vielmehr will er offenbar auch in seiner Begriffssprachedie Mehrdimensionalität des Lebens ausdrücken. Diese Intention prägtauch seine Ausnützung der Wortbildungsmöglichkeiten.Die Abschnitte des folgenden Kapitels veranschaulichen mehrere vonDoderer bevorzugte Wortbildungsmodelle: Terminologisierung (dasganze Kap. 7); Wortzusammensetzung (7.5.1.); Entlehnung (7.3.); Kürzung(7.2.2.); Neubildung (7.3. und 7.5.4.); Präfigierung und Suffigierung7.5.2.).Zwei Abschnitte beziehen sich direkt auf das Romanwerk. So enthältder Abschnitt 7.2.1. über Doderers semiotisches System eine mathematischeGleichung, eine Formula, mit einer anschließenden Partie ausdem Roman No 7/II (Der Grenzwald). In dem Entwurf über die parodischenMittel des Merowinger-Romans (7.5.4.) finden wir abschließendeine Kollektion sämtlicher denkbarer Wortbildungsverfahren.7.1.2. Doderers Terminologie vor dem Hintergrund der psychoanalytischenSpracheDie Sprache der Psychoanalyse ist weltweit verbreitet, aber verhältnismäßigspät von der Sprachwissenschaft beachtet worden. Erst die großeArbeit Das Vokabular der Psychoanlyse von Laplanche & Pontalis(1972), worin Herkunft, Entwicklung und Bedeutung von 300 Terminieingehend beschrieben werden, machte eine sprachliche Untersuchungwie die Pörksens möglich. Diese 300 Termini hat Pörksen unter verschiedenenAspekten analysiert. Hier werden nur die Gesichtspunkteerwähnt, die für die vorliegende Arbeit von Interesse sind.Interessant ist Pörksens Übersicht über die Herkunft der Wörter. EinDrittel der Termini sind aus „Erbwörtern des Deutschen" (Pörksen1973, 11) gebildet, was er als eine hohe Prozentzahl im Vergleich mit„der heutigen Wissenschaftssprache" betrachtet. Ein knappes Drittelbesteht aus oft sehr speziellen Verbindungen von deutschsprachigen197

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