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DER GRAMMATISCHE TIGERSPRUNG. - DiVA

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nerische Sprache' bedeutet, nämlich die Sprache der gegen die göttlicheOrdnung gerichteten zweiten Wirklichkeit.Noch zu behandeln ist die Antithese höchsteigene Sprache - persönlicherDialekt Sie umspannt zeitmäßig einen großen Teil von Doderersschriftstellerischem Wirken. In Die Sprache des Dichters (1931)konnte ,jeder von uns" hoffen, diese eigene Sprache zu erreichen, undzwar nur durch ein Miterleben der dichterischen Sprache. In der Strudlhofstiege(1951) gelang es Melzer nach einem langwierigen Kampf gegendunkle Mächte in seinem Inneren und in der Umgebung, eine neueSprache zu finden, die allerdings ganz seine eigene war.In den späteren Werken sieht es weniger problemfrei aus. Zwar wird esKakabsa (Dämonen 1956) vergönnt, die Dialekt-Grenze zu überschreiten,aber es ist fraglich, ob seine neue Sprache wirklich seinehöchsteigene ist.Gegen die positive persönliche Sprache, die aus dem Grundsumpf entstandenist, stehen die negativen Charakter-Dialekte, was ganz logischscheint, wenn man die Komponenten der Menschwerdung bedenkt: Person(+) und Charakter (-). Der Leser hat sich aber die ganze Zeit vorgestellt,die Sprache des Autors sei irgendwie über diesen Gegensätzenseiner Figuren-Welt erhoben. Deshalb ist es nicht leicht, sich daran zugewöhnen, daß der positive Terminus persönlich plötzlich (?) ein negativesVorzeichen bekommt. So verhält es sich jedoch. Zu den Charakteristikader postmerowingischen Zeit gehört ein neuer negativer Terminus:der persönliche Dialekt des Manierismus (Comm II, 335,26.8.1962).Anfangs bedeutete der neue Terminus etwa einen bitteren Abschiedvon der Sprache des eben fertiggeschriebenen Merowinger-Romans.Später hat Doderer den Terminus in sein (von mir sog.) System eingebaut.Nach Kató, die sich eingehend mit den hierhergehörenden Fragenbeschäftigt hat, ist das Problem „so vielschichtig, daß eine zusammenfassendeAussage darüber nicht gemacht werden kann" (1985,156).Kató unterscheidet zwischen Charakter-Dialekten, also eine autorspezifischeVerwendung, und regionalen Dialekten im herkömmlichenSinn. Dabei meint sie, daß Doderers elitäre Weltsicht nur bei „minderen"Personen regional ausgeprägte Codes zulasse. Moralisch und intellektuell„bessere" Menschen, mit wenigen sehr wichtigen Ausnahmen,geben wie Kakabsa das Dialektsprechen auf. Zu Katós Ergebnissenmöchte ich nur bemerken, daß sie nach meiner Meinung das Statische183

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