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DER GRAMMATISCHE TIGERSPRUNG. - DiVA

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Man muß die Sprachbildung überhaupt als eine Erzeugung ansehen,in welcher die innere Idee, um sich zu manifestieren, eine Schwierigkeit zuüberwinden hat. Diese Schwierigkeit ist der Laut, und die Überwindung gelingtnicht immer in gleichem Grade. (Humboldt 1836, GII, gesperrt im Original)Humboldts - und Doderers - Modell läßt sich nicht nur für die Wortbildungverwenden. Die „nicht immer im gleichen Grad" vollendeten Bildungenkönnen mehr komplexe Strukturen illustrieren, syntaktischeGebilde oder gar sprachliche Kunstwerke. Solche Formationen sindzwar „Werke", sie sind aber gleichzeitig „Einblicke" in den Prozeß derSprachwerdung. Beide Seiten der Sprache - ergon und energeia - tretenin dem Bild von dem kaskadierenden Glasfluß zum Vorschein. DieSprachkunst ist ja „das Zum-Kristall-Der-Form-Schießen" nach der Zusammenfassungin der Romantheorie. (Grundlagen. In: Wdk, 168).Der Einblick in den Schöpfungsprozeß wird „uns" jedoch nicht ohne Gegenleistunggewährt. Es geschieht nur, „wenn wir nur brav gescheut 9und der Intelligentia ergeben sein wollen". Der Apperzeptions-Verweigerer,der aus freiem Willen die Dummheit 10 gewählt hat, kann nie denZustand erreichen, nur dem offenen apperzeptiven Menschen wird esgestattet. Aber auch dieser kann keine Ansprüche erheben, denn derEinblick in die Kristallographie des Logos wird nur „gnadenweise" verliehen.Ob die Gnade aus der Grammatik erströmt, oder ob sie von Gottkommt, ist eine offene Deutung. Auch wenn die religiöse Vorstellungnaheliegt, ist mir der Gedanke einer Vereinigung von beiden lieber:die Logizität [...] Dies ist die Stelle, wo der hl. Thomas mit seinem Traktat ,De enteet essentia' auch mir die Hand und einen Halt bietet.,Logik' kommt ja von ,logos'und das Sprechen heißt ebenso. (Ta 135, 7.7.1942)6.3.2. Der Satz als StrukturformelIm zweiten Grammatik-Satz fällt auf, daß Doderer (anscheinend spontanund fast unbesonnen) die Interpunktionen mit den vollwertigenStrukturen der Wörter und Sätze gleichstellt:9. gescheut: vgl. gescheit, mhd. geschide zu scheiden. Die Form gescheid noch häufig im18. Jh. Daneben häufig gescheut, wobei man an Ableitung aus scheuen dachte;10. Dummheit in der Bedeutung ,stultitia' ist hier gemeint.Dagegen ist die ,simplicitas'kostbar und selten. 10—11 Belegstellen im Repertorium, 54—59;171

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