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DER GRAMMATISCHE TIGERSPRUNG. - DiVA

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Begriff in die oben behandelte Reihe Henide, bewußtes Denken, Grammatik,erste und zweite Sprache gut hineinpaßt. Die Hausmeister unterscheidensich von übrigen Menschen durch ihre Art zu denken und zusprechen! Um meine spezifischen Probleme beim Verstehensprozeßklarzumachen, muß zunächst etwas weit ausgeholt werden, denn ichstand hier vor fremden Denkmustern.In den Wiener Romanen Doderers, die „ein ebenso komplexes wie minuziösesBild der Stadt" vermitteln (Weber 1968, 77), begegnet dem Lesereine stattliche Garnitur Vertreter der lokalen Hausmeister-Institution,überwiegend weiblichen Geschlechts. Die Hausmeisterin hat vielMacht, denn sie disponiert die Hausschlüssel und überwacht die Eingangstür.Die Bewohner des Hauses („die Hausparteien", Wasserfälle,55) müssen sich mit ihr verständigen, wenn sie ihre häusliche Ruhe genießenwollen, sonst gibt es Ärger, und davon bieten die Romane eineReihe realistisch (?) beschriebener amüsanter Proben.Manchmal aber scheint der Boden der Wirklichkeit zu schwanken. Jene„conciergischen" Wesen verwandeln sich vor den Augen des Lesers ausdokumentarischen Figuren zu Repräsentanten des absoluten Bösen mithöllischen Zügen. Aus ihren — oft unterirdischen — Wohnungen steigtein böser Geruch, wofür der Autor einen spezifischen Terminus bereithat: foetor conciergicus, den er parenthetisch als eine Art erklärendeÜbersetzung hinzufügt (Wasserfälle, 269).Bei meiner Doderer-Lektüre in den 60er Jahren konnte ich jene rätselhaftenSchilderungen mit meinem Wissen von Doderers Ideenweltnicht vereinen. Er war ja ein gläubiger Christ und praktizierenderKatholik! Ich habe mich an einige Doderer-Kenner in Wien gewendet,um Klarheit über die (von mir so genannten) „Hausmeistertheorien"Doderers zu bekommen. Vor allem wollte ich Information über die Einstellungder Kirche haben. In den Fragen versuchte ich meine Entrüstungüber die elitäre, meiner Meinung nach unchristliche undanstößig undemokratische Haltung Doderers gegenüber den Schwachender Gesellschaft zu erklären, denn als solche habe ich die Hausmeisterleuteaufgefaßt.Einige der Befragten haben meine Fragen überhaupt nicht verstanden,andere versuchten mich über die „hiesigen Umstände" zu belehren. Amwertvollsten war die Korrespondenz mit Pater Alfred Focke, SJ, der alsPater in dem Orden der Jesuiten (Societas Jesu) diente. In einem Briefan mich vom 10.10.1969 schrieb er:61

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