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DER GRAMMATISCHE TIGERSPRUNG. - DiVA

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eigene Verstehenshaltung oder den eigenen Hintergrund in seine Forschungmit einzubeziehen. Seine oben (2.5.) zitierte Kritik von Doderers„use of language" ist durch zwei sprachbedingte Umstände geprägt, vondenen jedenfalls der eine dem Verfasser unbewußt zu sein scheint.Docherty's Arbeit ist auf Englisch verfaßt. Seine Muttersprache istwahrscheinlich nicht deutsch, vielleicht englisch. Immerhin ist es deutlich,daß er die englische Sprache sehr hoch einschätzt, was wohl seinenegative Wertung des Sprachstils Doderers wenn nicht bestimmt, sodoch beeinflußt:In Chapter Two of the following study, a brief examination of the difficulties Doderer'slinguistic style presents for translators, and an evaluation of how successfullyhis English, or rather American translators, have circumvented these difficulties,will reveal that Doderer's use of language is central to the charge of parochialismoccasionally levelled at his work, and the main reason why so many readersfind Doderer ,inaccessible'.(Docherty Vol. I., 38)Der andere der beiden Umstände ist dem Verfasser sicher bekannt,dessen Wirkung ist aber so stark, daß er sich nicht neutral verhaltenkann. Ich denke an die Art des von ihm gewählten Forschunggegenstandes,nämlich des Merowinger-Romans, dessen Darstellungsweisevon Doderer selbst als „ein ganz selbstgeschaffener Dialekt innerhalbmeiner Sprache" betrachtet wurde (Comm II, 10.8.1962). Für die Spracheder Merowinger paßt ohne Zweifel die Charakteristik Dochertys:„contributes to his reputation as a »scurrilous' linguistic eccentric"; alsallgemeine Analyse seines Sprachstils oder seiner Terminologie genügtsie jedoch nicht.Ein zweites Beispiel stammt aus Hilde Spiels FAZ-Bericht über dasDoderer-Symposium in Wien (26. Nov. 1976). Die Verfasserin, die zuden frühen allseitigen Dodererkennern gehört, erwähnt, daß die Meinungsverschiedenheitender erhitzten Schlußdiskussion sich „im deutlichenNord-Süd-Gefälle" einordnen lassen. Sie meint offenbar nichtnur die geographischen, sondern die allgemeinen kulturellen (und religiösen?)Unterschiede zwischen „den Doderer-Apologeten in Wien" undden Hamburger „Advocatus Diaboli", Joachim Schröder. „Selbst DietrichWeber" zeigt als ehemaliger Hamburger, nun Wahl-Rheinländer,eine Bereitschaft, zwischen den Gegenspielern zu vermitteln.Solche kulturbedingten Unterschiede sind also manchmal unbewußtund deshalb schwer überbrückbar. Mit einer neutralen linguistischenUntersuchungsmethode könnte man vielleicht dazu beitragen, dem„Freund-Feind-Denken" entgegenzuwirken. Auch die Irritation, die54

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