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DER GRAMMATISCHE TIGERSPRUNG. - DiVA

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den sich dann, denn sie sind nun bereit geschildert, verbalisiert oder garterminologisiert zu werden!Aspekte der oben behandelten Prinzipien kehren im dritten Hauptpunktder Dodererschen Romantheorie wieder, die Deckung zwischen Innenund Außen (Fundamentalsatz 5, 5.3.1.), der nach Doderers Darstellungauf die thomistischen Studien basiert. Eine Vorform dieser Anschauungfindet sich aber schon in der Rede von der Geburt des erzählendenDichters (1931) (vgl. 6.4.2.), also viele Jahre vor der Konversion.Im Jahre vorher, also 1930, hatte Doderer Lukâcs' Studie Die Theoriedes Romans gelesen, und es ist bekannt, daß er von der Lektüre tiefbeeindruckt war. Bei Lukâsc finden sich in der Tat eine Reihe von denSchlüsselbegriffen der Dodererschen Rede, darunter Abstand undDistanz. Schon Schiller hatte von der Abstandhaltung des epischenDichters gesprochen, und im Laufe des 19. Jh. wurde der Terminus epischeDistanz üblich. Weitere Termini bei Lukâsc sind Sprung, Gnade,Lösung von Banden der Beziehung, Kranz der Freiheit, ja. sogar Menschwerdung.Alle jene Termini suchen das Wesen der Epik, der befreiendenerzählenden Sprache und die Haltung des Erzählers zu fangen.In dem epischen Prozeß findet der Erzähler, daß seine inneren Erlebnissesich mit der Außenwelt decken. „Die Dualität von Innerlichkeitund Außenwelt" wird in der lebendigen Gegenwart der Erinnerung aufgehoben,sagt Lucâcs (131). Vermutlich hat Doderer bei der Lukâcs-Lektüre die Freude des Wiedererkennens von eigenen oder sonst vertrautenGedanken erlebt. Die Rolle des Gedächtnisses war ihm ja schonvorher durch Weininger und Swoboda eine Selbstverständlichkeit.Diese Gedankenwelt ließ sich dann später ohne Schwierigkeit mit denSätzen des Thomismus vereinen. (Vgl. Lidén 1970, 62; Siehe auchExkurs 4, 44-46 )Mit anderen Worten: Doderers Begriff der Apperzeption, die Bedeutungder Erinnerung für das Romanschaffen und die Deckung zwischen Innenund Außen, alle diese Fundamentaltermini sind hier in diesem frühenText vorgeformt. In der erzählten Welt herrscht ein „merkwürdiges"Gefühl von Fülle, Objektivität und Freiheit, das durch die Sprache ermöglichtwird:Wer einmal die süße Luft der Freiheit geschmeckt hat, der vergißt ihrer nichtmehr (Ms No 7,10 f).Das Wesentliche an Doderers Gebrauch jener Terminologie ist seine193

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