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DER GRAMMATISCHE TIGERSPRUNG. - DiVA

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Es kommt nicht selten vor, daß ein Kürzel polysem ist. Ein besondersauffälliges Beispiel ist die Abkürzung DD, die in der langen Entstehungszeit(1930-1956) mindestens 5 Bedeutungen erhalten hat:1. Abkürzung des Romantitels: D(ie) D(ämonen).2. Das im Roman behandelte Thema: Diicke) TH amen), Dämonen 852, Fußnote 1.Titel des ersten .Dämonen-Manuskripts: Dicke Damen oder die große ChroniqueSkandaleuse. (Hesson 1982, 23) Die Abkürzung ist mit den Beiträgen desfiktiven (Mit)-Schriftstellers Kajetan von Schlaggenberg verknüpft, der ursprünglichals Zentralgestalt mit autobiographischen Zügen konzipiert war.3. Ein zentrales Charakterisierungsmerkmal Schlaggenbergs:"er beherrschteden Raum seines Lebens nicht". 94. Chiffre für das doktrinäre Denken, das nach Doderer sowohl in der Sexualitätdes Zeitalters als auch in der Ideologie des totalitären Staates seinen Niederschlagbekommenhat. Grundthema der letzten Version des Dämonen-Romansund des Traktates Sexualität und totaler Staat (Wdk, 273)5. Scherzhafte Benennung: D(ummer) D(oderer).Nicht nur die Abkürzungen der späteren Tagebücher besitzen Eigenwert.Die in den 30er Jahren verwendeten Chiffren waren zum Teil dieselbenwie die obenstehenden. Unter den Kürzeln, die Loew-Cadonna1988 analysiert, findet sich eine Variante der Zocus-Formel. Locus hatnämlich zwei Pluralformen: loca und loci, wovon die erstere hauptsächlichvon Ortsangaben verwendet wird, während die zweite eine allgemeinereBedeutung hat (Menge 2). Doderer schreibt die Chiffrebedeutungsogar mit Exponent-Markierung: loci intacti, abgekürzt l 1 i 1 . Diefrüheste Variante dieser Wendung, die bald „zur festen Formel für verschüttete,,unberührte' und doch wesentliche Kindheitserlebnisse undVergangenheitsimpressionen wird", datiert Loew-Cadonna auf denWinter 1931/32 (Loew-Cadonna 1984/1986, 91). Jene Erlebnisse sinddie Brennpunkte der „wesentlichen Biographie" und werden im Tagebuchals extremas markiert (vgl. 7.3.2.).Ein Grenzfall (unter anderen) ist die Bezeichnung des 1957 neu angelegtenTagebuches Ringbuch der Vicinitäten (Schmidt-Dengler, Comm.II, 535). Das Vicine ist ein Sammelbegriff für „alles unmittelbar Erlebte"(ebda), also für alles was nicht direkt mit dem Schreiben und derSprache zusammenhängt. Auch wenn die Aufzeichnungen QdV (Querschnittdes Vicinen), die also mit der Zeit aus den Commentarii verwiesenwurden, eigentlich nicht zum Thema Sprachterminologie gehören,verdient die Chiffre jedoch wegen der Bildungsweise gewisse Aufmerksamkeit.(Siehe hierzu 7.3.1.)9. Loew-Cadonna 1984/1986, 92.207

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