e-xilant öffentlich versteckt - brut Wien
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TH D BHND – The idea behind<br />
Auszug aus dem Interview mit Martin Schick und Laura Kalauz von<br />
Alisa Findling und Katja Poloubotko, 13.04.2011<br />
„Does common make sense?“ Eine Frage, die nicht nur in dem<br />
Stück CMMN SNS PRJCT gestellt wird, sondern die sich auch der<br />
Zuschauer letztendlich fragen wird. Generell hinterlässt das<br />
Stück meist einen verwirrten und nachdenklichen Zuschauer,<br />
weshalb wir es als hilfreich empfunden haben, uns mit den<br />
Künstlern Martin Schick und Laura Kalauz zusammenzusetzen,<br />
um ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen und einige Fragen<br />
zu beantworten. Auch den Künstlern selbst erschien diese<br />
Möglichkeit zu reden als wichtig, da, um mit Martin Schicks<br />
Worten zu sprechen, „gerade Performancekünstler sich mit<br />
dem intensiv beschäftigen, was sie tun, und viel zu erzählen<br />
haben, aber sehr selten gefragt werden, während Filmschauspieler<br />
ständig interviewt werden, obwohl sie selbst weniger<br />
mit dem Entstehen des Werkes zu tun haben“.<br />
e-<strong>xilant</strong>: Sie arbeiten seit 2009 zusammen als Duo. Wie ist es<br />
zu dieser Zusammenarbeit gekommen?<br />
Laura Kalauz: Wir haben uns eigentlich 2006 kennengelernt. Es<br />
war diese praktische Beziehung zwischen Performer (Martin<br />
Schick) und Choreografin (Laura Kalauz). Wir haben in dieser<br />
Konstellation zwei Projekte realisiert. 2009 kam es zu dieser<br />
natürlichen Idee für eine Zusammenarbeit. Wir haben über<br />
unterschiedliche Ideen geredet und sind dann ganz natürlich<br />
zu einer Zusammenarbeit und diesem Projekt gekommen. Wir<br />
mussten dabei beide auf der Bühne performen, weil es sonst<br />
eigentlich keiner machen konnte.<br />
Martin Schick: Wir sind bisschen so eine Art Schrumpfteam.<br />
Wir versuchen auch immer wieder, Leute zu involvieren, aber<br />
landen schlussendlich immer in dieser Kleinformation. Also<br />
eigentlich hätten wir gerne jemanden, der uns nach außen<br />
vertritt oder der für uns gewisse Dinge auch erledigt, aber<br />
schlussendlich schaffen wir es gar nicht, was abzugeben, da wir<br />
an allem beteiligt sein, an allem dran sein wollen.<br />
LK: Unsere Projekte sind in Handarbeit entstanden, es ist nichts<br />
Industrielles. Wir machen vom Anfang bis zum Schluss alles<br />
selbst, Administration, Management usw., eigentlich alles.<br />
MS: Alles kommt am Schluss auch ein Stück mit auf die Bühne.<br />
Die ganzen Vorgänge, die bei der Administration passieren,<br />
wären sonst nicht in unsere Arbeit mit eingeflossen, weil wir<br />
gar nichts damit zu tun gehabt hätten – diese absurden Vorgänge,<br />
die wir erleben, dadurch, dass wir uns selbst verkaufen,<br />
uns selbst vermarkten und vertreiben. Es gibt Situationen, wo<br />
wir mehr mit Zahlen beschäftigt sind als z. B. mit dem Text.<br />
Diese Zahlen landen schlussendlich auf der Bühne, weil wir von<br />
Grund auf alles selbst machen und zwar nicht weil wir keine<br />
anderen Möglichkeiten hätten, sondern weil wir es gar nicht<br />
loslassen können. Es ist ein Teil der Arbeit.<br />
LK: Dies verleiht der Performance eine gewisse Qualität. Wir<br />
sind immer voll da. Deshalb habe ich es vorhin als Handarbeit<br />
bezeichnet. Wir werden in unserer Arbeit von niemandem<br />
manipuliert und sind sehr unabhängig. Der andere Grund für<br />
unsere Zusammenarbeit ist die Tatsache, dass wir Theater<br />
eigentlich nicht wirklich mögen. Wir versuchen aber trotzdem,<br />
Theater zu machen, jedoch ein untypisches. Wir überlegen uns<br />
immer, was man Neues im Theater machen könnte.<br />
e: Wie ist die Idee zum CMMN SNS PRJCT entstanden? Hatten<br />
sie diese schon vor der Ausschreibung des Freischwimmer-<br />
Festivals oder ist sie erst im Zuge dessen entstanden?<br />
MS: So eine Mischung eigentlich. Wir hatten schon ein Zwischenprojekt,<br />
das „Common Sense“ hieß. Das war eine<br />
Recherche in Japan, wo wir einen Monat auf der Suche nach<br />
Fragen und Antworten zum Thema Common Sense waren,<br />
die auch ziemlich kulturell bedingt sind. Ein Common Sense<br />
in Japan wird sicher anders interpretiert. Wir haben als Abschluss<br />
dieser Zwischenarbeit eine Installation gemacht und<br />
sind dann bei diesem Thema irgendwie hängen geblieben,<br />
wollten es aber nicht Common Sense nennen, weil es uns<br />
zu plakativ war. Wir haben dann versucht, irgendwie einen<br />
Schritt weiter zu gehen. Wir sind schnell darauf gekommen,<br />
dass es den Common Sense gar nicht so gibt, weder zwischen<br />
Publikum draußen im Alltag, noch zwischen Publikum und<br />
Performern oder zwischen uns Performern. Es gibt eigentlich<br />
nur individuelle Standpunkte, die kommen manchmal<br />
zusammen und manchmal eben auch nicht. Deshalb sind wir<br />
dann bei dieser Zwischenform, von CMMN SNS PRJCT gelandet,<br />
wo quasi das Performative, das auf der Bühne passiert,<br />
im Titel bereits vorhanden ist. Du als Leser des Titels musst<br />
gewisse Lücken selbst füllen. Da jeder die Lücken gleich füllt,<br />
gibt es doch einen gewissen Common Sense. Es gibt ein Gespür<br />
für ein Etwas, das schon da ist, welches einem gar nicht<br />
bewusst ist.<br />
LK: Aber ich meine schon, dass es einen Common Sense gibt.<br />
Ich glaube nicht, dass alles individuell zusammenkommt.<br />
Ich sehe den Common Sense in unserer „Tierlichkeit“. Wir<br />
haben uns schon weit weg von diesem animalischen Aspekt<br />
entfernt, wir sind nun voll individuell. Es gibt eine Reise zwischen<br />
dem Tier und dem Individuum. Ich habe den Common<br />
Sense in der tierischen Seite des Menschen gefunden. Wir<br />
bewegen uns in der westlichen Gesellschaft immer weiter<br />
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