e-xilant öffentlich versteckt - brut Wien
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Das Freischwimmer-Festival –<br />
Mehr als nur die Summe seiner Einzelteile<br />
von Kristina Kirova, 16.04.2011<br />
Das Freischwimmer-Festival 2011 tourt durch die Weltgeschichte.<br />
Berlin, Hamburg, <strong>Wien</strong>, Düsseldorf, Zürich. Das<br />
Festival ist immer ein anderes Erlebnis. Denn nicht nur die<br />
Vorstellungen und die Künstler machen das Programm aus.<br />
Wir wollten wissen, was im Hintergrund abläuft, und fragten<br />
die Künstlerische Leitung gleich persönlich. Haiko Pfost über<br />
Spannungsbögen, Dramaturgie, und das Konzept hinter dem<br />
Freischwimmer-Festival in <strong>Wien</strong>.<br />
e-<strong>xilant</strong>: Könntest du uns ein bisschen über die Dramaturgie<br />
des Festivals hier in <strong>Wien</strong> erzählen?<br />
Haiko Pfost: Das ist, als ob man ein Stück beschreiben würde.<br />
Man kann ein Festival auch anders lesen, nämlich in der<br />
Gesamtdramaturgie. Dabei stellt sich die Frage, ob ein Festival<br />
mehr als nur die Summe seiner Einzelteile ist. Was ich mir<br />
dabei gedacht habe, ist, dass es natürlich bestimmte Verhältnisse<br />
und Relationen unter den Stücken geben kann. Ich habe<br />
zum einen natürlich eine programmatische Vorgabe, also die<br />
Räume. Auf der anderen Seite wollte ich einen thematischen<br />
Bogen schaffen. Ich glaube, dass z. B. Chuck Morris und King<br />
of the Kings in ihrer großen Unterschiedlichkeit doch ein<br />
sehr ähnliches Thema haben, und trotzdem kann man damit<br />
ästhetisch völlig andere Handschriften nebeneinanderstellen.<br />
So kann man auch eine reflektierende Arbeit wie Your<br />
Majesties nehmen, die sich auch noch mal um Herrschaft<br />
und Macht dreht, aber andere Bezüge schafft. Die Frage von<br />
Interaktion war auch ausschlaggebend. CMMN SNS PRJCT<br />
hatte einen sehr interaktiven Moment mit dem Publikum.<br />
Dieses nahe Verhältnis mit dem Kuss-Stück im Anschluss hat,<br />
finde ich, eine bestimmte Korrespondenz. Insgesamt gab es<br />
auch diesen Spannungsbogen mit mariamagdalena, die Eröffnungsperformance<br />
und Abschlusskonzert gemacht hat. Es<br />
ist wie in einem Stück. Es gibt einen Anfangspunkt und einen<br />
Endpunkt und dazwischen eben auch ruhigere und konzentriertere<br />
Momente.<br />
e: Wie würdest du den roten Faden des Festivals in <strong>Wien</strong><br />
beschreiben?<br />
HP: Der rote Faden sind eigentlich viele Fäden. Das Festival<br />
ist eine Bündelung von sehr unterschiedlichen ästhetischen<br />
Ansätzen, und gerade das macht es so reizvoll. Es gibt sehr unterschiedliche<br />
Herangehensweisen und Darstellungsformen.<br />
Gleichzeitig ist das Festivalthema für mich der rote Faden.<br />
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Die Frage nach Öffentlichkeit und nach neuen Positionen der<br />
Öffentlichkeit, die wir heute in der darstellenden Kunst ausdrücken<br />
können. Das haben die Arbeiten auf sehr unterschiedliche<br />
Weise getan.<br />
e: Habt ihr die <strong>Wien</strong>er Szene aufgemischt?<br />
HP: Ich glaube nicht, dass man die <strong>Wien</strong>er Szene aufmischen<br />
muss. Die ist schon sehr präsent und sehr stark. Es ist eher so,<br />
dass die Künstler die Chance haben, unterschiedliche räumliche<br />
Erfahrungen durch die Häuser zu machen und damit auch<br />
unterschiedliches Publikum erreichen können. Umgekehrt ist<br />
es für das Publikum hier toll, innerhalb von einer Woche zu<br />
sehen, was für eine lebendige Szene es im deutschsprachigen<br />
Raum gibt.<br />
e: Welches Resümee würdest du für das Freischwimmer-Festival<br />
ziehen?<br />
HP: Ein positives. Es hatte ein sehr großes Spektrum an<br />
inte-ressanten und qualitativ hochwertigen Arbeiten, und<br />
ich hoffe, dass wir das auch weiterhin fortsetzen können.<br />
Das Festival ist oft sehr diametral, aber das ist auch das<br />
Schöne daran. Das macht die Lebendigkeit des Festivals aus.<br />
Die Leute haben die Chance, ein Risiko einzugehen und sich<br />
dabei freizuschwimmen.