Erträge, so sicher wie das Gold in Fort Knox. - NATURSCHECK
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»Die Liebe nach den Zeiten des Patriarchats«<br />
Gespräch mit dem Ludwigsburger Therapeuten und Doktor der<br />
Philo<strong>so</strong>phie Hans-Peter Mill<strong>in</strong>g.<br />
Herr Dr. Mill<strong>in</strong>g, Sie schreiben gerade<br />
an Ihrem Buch: »Die Liebe nach<br />
den Zeiten des Patriarchats«, <strong>das</strong><br />
Mitte nächsten Jahres ersche<strong>in</strong>en<br />
<strong>so</strong>ll. Wie kam es zu diesem Titel?<br />
Dr. Mill<strong>in</strong>g: Der Titel ist<br />
e<strong>in</strong>e Anlehnung an den Buchtitel:<br />
»Die Liebe <strong>in</strong> den Zeiten der Cholera«<br />
von Gabriel García Márquez.<br />
Ich b<strong>in</strong> der Überzeugung, daß unsere<br />
heutige Lebensweise viel<br />
Krankes oder Krankmachendes<br />
an sich hat. Das patriarchale Pr<strong>in</strong>zip<br />
ist e<strong>in</strong>e Art Vergewaltigung der<br />
Welt, mit allen Konsequenzen.<br />
Sie haben ja bereits bei unserem Interview<br />
im März ausgeführt, daß Sie<br />
die Hoffnung auf e<strong>in</strong>e Veränderung<br />
<strong>in</strong> unserem Denken und Handeln<br />
noch nicht aufgegeben haben. Was<br />
muß sich denn verändern, damit wir<br />
von e<strong>in</strong>er – <strong>wie</strong> Sie es nennen – patriarchalen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e natürliche Leben<strong>so</strong>rdnung<br />
übergehen?<br />
Dr. Mill<strong>in</strong>g: Es gibt bereits<br />
unzählige Ansätze <strong>in</strong> fast allen Lebensbereichen.<br />
Die Frauen s<strong>in</strong>d im<br />
Kommen, wenn auch die alten Patriarchen<br />
ihr System noch verteidigen,<br />
<strong>in</strong>dem sie Frauen den Zugang<br />
zu führenden Positionen<br />
verweigern. Doch s<strong>in</strong>d die Frauen<br />
– <strong>wie</strong> e<strong>in</strong>st im alten Griechenland<br />
die Amazonen – den Männern<br />
im Kampf bereits ebenbürtig. Viele<br />
haben <strong>das</strong> »männliche«, <strong>das</strong> l<strong>in</strong>ear-kausale<br />
Denken ver<strong>in</strong>nerlicht.<br />
Nur <strong>so</strong> können sie sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
von Männern dom<strong>in</strong>ierten Welt<br />
behaupten. Vor allem <strong>in</strong> der Politik<br />
oder <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em früheren Beruf<br />
als Rechtsanwalt, kenne ich viele<br />
Frauen, die fast alles »Weibliche«<br />
<strong>in</strong> sich ausgeblendet haben, um den<br />
Männern Paroli bieten zu können.<br />
Das Tragische dabei ist, daß<br />
diese Frauen dabei sehr viel verlieren.<br />
Doch leben wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Übergangszeit,<br />
<strong>in</strong> der <strong>das</strong> typisch Weibliche<br />
noch nicht geachtet oder gar<br />
als Schwäche ausgelegt wird. Doch<br />
<strong>das</strong> wird sich ändern.<br />
In vielen Kulturen, die von den drei<br />
bekannten Hauptreligionen des jüdischen,<br />
christlichen und islamischen<br />
Glaubens geprägt wurden, galt und<br />
gilt die Frau als schwaches, sündiges<br />
Wesen. E<strong>in</strong> Wesen, <strong>das</strong> man<br />
kontrollieren muß. Was sich ja <strong>in</strong> alten<br />
Sprüchen ausdrückt <strong>wie</strong>: »Wenn<br />
du zum Weibe gehst, vergiß die Peitsche<br />
nicht.« Es wird dabei auf den<br />
<strong>so</strong>genannten biblischen Sündenfall<br />
ver<strong>wie</strong>sen, <strong>in</strong> dem die erste Frau Eva<br />
sich von der Luzifer-Schlange hat<br />
verführen lassen. Und damit quasi<br />
den armen Adam mit <strong>in</strong> den Untergang<br />
gerissen hat.<br />
Dr. Mill<strong>in</strong>g: Da s<strong>in</strong>d wir<br />
<strong>wie</strong>der bei der patriarchalen Weltanschauung.<br />
Gerade <strong>in</strong> den Religionen<br />
wird uns genau dieses Denken<br />
überliefert. Aber haben all<br />
die dort geschilderten Ereignisse<br />
wirklich <strong>so</strong> stattgefunden? Oder<br />
hat man sich e<strong>in</strong> Weltbild geschaffen,<br />
<strong>das</strong> der eigenen Art entspricht?<br />
Letztlich wurden alle Aufzeichnungen<br />
ausschließlich von Männern<br />
gemacht. Nehmen wir die<br />
Geschichte um Adam und Eva. Da<br />
lesen wir <strong>in</strong> der Bibel:<br />
Gott pflanzte e<strong>in</strong>en Garten,<br />
den Garten Eden. Üppigland, ostwärts,<br />
und legte dare<strong>in</strong> den Menschen,<br />
den er gebildet hatte…<br />
Gott sprach: Nicht gut ist, daß der<br />
Mensch alle<strong>in</strong>e sei, ich will ihm<br />
e<strong>in</strong>e Hilfe machen, im Gegenpart.<br />
Er senkte auf den Menschen Betäubung,<br />
daß er entschlief, und<br />
er nahm e<strong>in</strong>e se<strong>in</strong>er Rippen und<br />
schloß Fleisch an ihre Stelle. Er<br />
baute die Rippe, die er vom Menschen<br />
nahm, zu e<strong>in</strong>em Weibe und<br />
brachte es zum Menschen.<br />
Der Mensch sprach: Diesmal<br />
ist sie´s! Be<strong>in</strong> von me<strong>in</strong>em Gebe<strong>in</strong>,<br />
Fleisch von me<strong>in</strong>em Fleisch…<br />
Schon hier <strong>so</strong>llten wir stutzig<br />
werden. »Diesmal ist sie´s!« Warum<br />
diesmal? Hat es vor Eva bereits<br />
andere Frauen gegeben? Und was<br />
war an denen falsch? Die Bibel und<br />
die Schöpfungsgeschichte s<strong>in</strong>d ja<br />
nicht etwa <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Guß entstanden,<br />
sie wurden aus vielen Quellen<br />
gespeist. Vieles, was noch aus vorpatriarchaler<br />
Zeit stammte, - die<br />
es ja e<strong>in</strong>mal gegeben hat - wurde<br />
später der patriarchalen Denkweise<br />
angepaßt. Und <strong>das</strong> sehr erfolgreich.<br />
Heute glaubt jedes K<strong>in</strong>d an die biblische<br />
Geschichte des ersten Mannes<br />
Adam und der ersten Frau Eva.<br />
Und <strong>wie</strong> hat man vorher gedacht?<br />
Dr. Mill<strong>in</strong>g: Noch älteren<br />
Schriften, <strong>wie</strong> den sumerischen<br />
Texten, der Kabbala, dem Talmud<br />
und alten arabischen Mythen entnehmen<br />
wir, daß es – vor der patriarchalen,<br />
biblischen Festschreibung<br />
– möglicherweise e<strong>in</strong>e ganz<br />
andere Sichtweise gab. Und die<br />
lautete <strong>so</strong>:<br />
Gott schuf e<strong>in</strong>en Mann und<br />
nannte ihn Adam. Und er schuf<br />
e<strong>in</strong>e Frau – gleich ihm aus Erde gemacht<br />
– und nannte sie Lilith. Diese<br />
Lilith erwähnt auch Goethe <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>em »Faust«. Sie ist al<strong>so</strong> ke<strong>in</strong>e<br />
Unbekannte.<br />
Adam und Lilith lebten e<strong>in</strong>e<br />
Ewigkeit e<strong>in</strong>trächtig zusammen.<br />
Und doch: irgendwann – es war<br />
der Beg<strong>in</strong>n der Zeit – begannen<br />
die beiden zu streiten. Adam wollte<br />
der Überlegene se<strong>in</strong>. Lilith erwiderte:<br />
Wir s<strong>in</strong>d beide gleich, weil<br />
wir beide aus Erde gemacht s<strong>in</strong>d!<br />
Da versuchte Adam ihren Gehorsam<br />
gewaltsam zu erzw<strong>in</strong>gen.<br />
Wutentbrannt rief Lilith Gottes<br />
magischen Namen aus, erhob sich<br />
<strong>in</strong> die Lüfte und entfloh.<br />
Nach biblischer Überlieferung<br />
verfluchte Gott die Lilith. Sie<br />
wird fortan <strong>in</strong> allen Kulturen zu e<strong>in</strong>en<br />
Abbild des Bösen. Nur weil<br />
sie Adam nicht gehorchen, sich<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
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Interviews Editorial