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Erträge, so sicher wie das Gold in Fort Knox. - NATURSCHECK

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Kunst & Kultur<br />

E<strong>in</strong> Blick auf die bunten<br />

Utensilien der »McDonald’s-<br />

Welt« verdeutlicht mir, daß<br />

der Weg hierher nicht ausschließlich<br />

über den Magen,<br />

<strong>so</strong>ndern viel öfter über den<br />

Hunger geht, etwas erleben<br />

zu wollen, Teil e<strong>in</strong>er Erlebniswelt<br />

zu se<strong>in</strong>! Neben dem,<br />

was nachher tatsächlich mit<br />

reichlich Geschmacksverstärkern<br />

präpariert im Bauch<br />

landet, ist es eben auch der<br />

Reiz, sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Art K<strong>in</strong>o-<br />

Atmosphäre h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zubegeben,<br />

e<strong>in</strong> Lebensgefühl, <strong>das</strong><br />

durch e<strong>in</strong>e raff<strong>in</strong>ierte Werbemasch<strong>in</strong>erie<br />

mit viel Akribie<br />

und Aufwand geprägt<br />

wird. Wer <strong>das</strong> Restaurant betritt,<br />

der bef<strong>in</strong>det sich augenblicklich<br />

als Akteur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Theaterstück, <strong>das</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Endlosschleife abläuft<br />

und zu jeder Zeit die gleiche<br />

Spannungskurve für se<strong>in</strong>e Besucher<br />

bereithält. Der Konsument<br />

wird zum Darsteller<br />

52 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

und spielt bei se<strong>in</strong>em kurzen<br />

Intermezzo <strong>das</strong> ihm zugedachte<br />

Stück »Ich beim Essen«,<br />

während Softeis, Burger<br />

und Co nebenbei zum<br />

Lebens<strong>in</strong>halt werden – subtile<br />

McDonald’s-Dramaturgie,<br />

die e<strong>in</strong> Wertgefüge aus Banalitäten<br />

stilisiert.<br />

Wer <strong>so</strong> etwas schluckt,<br />

muß sich jedoch die Frage<br />

gefallen lassen, warum er<br />

den Hunger se<strong>in</strong>er Seele mit<br />

<strong>so</strong>lch e<strong>in</strong>er plumpen Inszenierung<br />

zu befriedigen sucht,<br />

wo da draußen doch e<strong>in</strong>e riesige<br />

Welt zum echten Erleben<br />

e<strong>in</strong>lädt? Die moderne Zeit<br />

spannt den Impuls aus tiefer<br />

Seelenmitte vor den Karren<br />

e<strong>in</strong>er gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>genden Masch<strong>in</strong>erie<br />

und schafft es, den<br />

Menschen glauben zu machen,<br />

die <strong>in</strong>nere Regung gelte<br />

tatsächlich e<strong>in</strong>er ganz bestimmten<br />

äußeren Form.<br />

Ist es die Angst, sich <strong>in</strong><br />

die Fluten des Lebens zu wa-<br />

gen und Unerwartetes zuzulassen,<br />

ist es Trägheit?<br />

Wenn ich mich hier mit<br />

me<strong>in</strong>esgleichen sitzen sehe,<br />

an die Jugendlichen mit ihren<br />

starren Masken und Weltbildern<br />

denke, dann wird klar,<br />

<strong>wie</strong> groß die Angst <strong>in</strong> der Gesellschaft<br />

vor Berührung und<br />

damit vor echtem Erleben ist.<br />

Denn Erleben heißt, sich berühren<br />

zu lassen, sich nicht<br />

als Zuschauer e<strong>in</strong>er Inszenierung<br />

zu sehen, <strong>so</strong>ndern Teil<br />

der Handlung zu se<strong>in</strong>, sich<br />

nicht neben, <strong>so</strong>ndern unmittelbar<br />

<strong>in</strong> der Bandbreite aller<br />

möglichen Lebensrollen vorzuf<strong>in</strong>den,<br />

je nach der Notwendigkeit<br />

eigener Entwickelung.<br />

»Wenn du de<strong>in</strong> Leben<br />

nicht <strong>so</strong> lebst, <strong>wie</strong> de<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>nere Stimme es dir e<strong>in</strong>gibt,<br />

bekämpfst du <strong>das</strong> Beste <strong>in</strong> dir<br />

und endest gespalten und von<br />

dir selbst um de<strong>in</strong> Glück betrogen«,<br />

sagte Buddha.<br />

»Ich liebe es!« … Wieder<br />

lassen leere Kohlenhydrate<br />

den Magen anschwellen und<br />

überfrachten bunte Äußerlichkeiten<br />

<strong>das</strong> Bewußtse<strong>in</strong>,<br />

während die Seele auf Nulldiät<br />

gesetzt ist. Liebe ich es<br />

wirklich?<br />

Autor<br />

Mehmet Yesilgöz

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