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Information - Zahnärztekammer Niedersachsen

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echnungen über insgesamt<br />

62.879,96 Euro für die von<br />

ihm behaupteten Leistungen<br />

und forderte diese von<br />

dem Patienten ein.<br />

Das OLG konnte jedoch<br />

keinen Anspruch des Klägers<br />

feststellen und wies darauf<br />

hin, dass der Kläger seine<br />

Honorarforderung unter<br />

Verstoß gegen Treu und<br />

Glauben (§ 242 BGB) illoyal<br />

verspätet geltend gemacht<br />

habe und damit die Honorarforderung<br />

gegen den Patienten jedenfalls verwirkt<br />

sei. Für eine Verwirkung im Sinne<br />

des § 242 BGB müssen das sog. Zeitmoment,<br />

Umstandsmoment und eine besondere<br />

Schutzwürdigkeit vorliegen. Innerhalb<br />

dieser juristischen Kategorien<br />

hatte das OLG seine Entscheidung begründet.<br />

Für den juristischen Laien<br />

»übersetzt« droht Verwirkung einer<br />

Honorarforderung nach den Argumenten<br />

des OLG jedenfalls dann, wenn folgende<br />

Punkte vorliegen:<br />

l Abrechnung einer zahnärztlichen<br />

Tätigkeit nicht nach Quartalsende<br />

bzw. nicht spätestens nach Ablauf<br />

des Kalenderjahres, in dem die abzurechnende<br />

Tätigkeit stattgefunden<br />

hat, solange kein »sachlicher<br />

Grund« für eine erst danach erfolgte<br />

Abrechnung vorliegt.<br />

l Vorliegen einer vielschichtigen und<br />

komplizierten Behandlung, bei der<br />

der Patient die Rechnung später aufgrund<br />

des Zeitablaufes nicht mehr<br />

nachvollziehen und auf ihre Richtigkeit<br />

hin untersuchen kann, gerade<br />

hinsichtlich einzeln geltend gemachter<br />

Posten.<br />

l Entstehen eines Vertrauensschutzes<br />

zugunsten des Patienten, da dieser<br />

bei überlangem Zuwarten mit<br />

Rechnungsstellung darauf vertrauen<br />

kann, dass er nicht mehr in Anspruch<br />

genommen wird.<br />

Liegen diese Punkte vor, so besteht<br />

zumindest die Gefahr der Verwirkung<br />

der Honorarforderung. Die in der zugrunde<br />

liegenden Entscheidung dargelegte<br />

Ansicht des OLG hält den Arzt zu<br />

einer einigermaßen zeitnahen Abrechnung<br />

an, wie sie bei korrektem und<br />

Ob eine geltend<br />

gemachte Honorarforderungerfolgreich<br />

durchgesetzt<br />

werden kann, muss<br />

also nach wie vor<br />

einzelfallabhängig<br />

überprüft werden<br />

ordnungsgemäßem<br />

Ablauf des<br />

Praxisbetriebes<br />

ohnehin allgemein<br />

üblich ist.<br />

Abweichungen<br />

hiervon aus konkreten<br />

sachlichen<br />

Gründen bleiben<br />

weiterhin möglich.<br />

Dies bedeutet<br />

jedoch, dass<br />

grundsätzlich im<br />

Sinne einer »korrekten und ordnungsgemäßen«<br />

Führung eines Praxisbetriebes<br />

die Rechnungsstellung Quartalsweise<br />

oder jedenfalls am Ende eines<br />

Kalenderjahres erfolgen sollte.<br />

Diese Entscheidung reiht sich ein in<br />

eine Reihe vorher ergangener Urteile<br />

bei vergleichbaren Ausgangslagen.<br />

Nach einem Urteil des LG Frankfurt<br />

(12.2.1997, AZ: 2/16 S 201/96, 2­16 S<br />

201/96) wurde beispielsweise eine<br />

Rechnungsstellung von (»nur«) zwei<br />

Jahren nach der Behandlung nicht als<br />

zu spät angesehen; allerdings wurde<br />

ausdrücklich darauf hingewiesen, dass<br />

es eine Obliegenheit des Zahnarztes/<br />

Arztes sei, die Rechnung »alsbald« zu<br />

stellen, um den Einwand der Verwirkung<br />

zu vermeiden. Auch das OLG Düsseldorf<br />

(Urteil vom 9.7.1992, AZ: 8 U<br />

111/91) hat in seiner Entscheidung klar<br />

gemacht, dass ein Zahnarzt verpflichtet<br />

ist, innerhalb einer »angemessenen<br />

Frist« die Rechnung zu erstellen, um<br />

den Einwand der Verwirkung für sich<br />

auszuschließen.<br />

Ob eine geltend gemachte Honorarforderung<br />

erfolgreich durchgesetzt<br />

werden kann, muss also nach wie vor<br />

einzelfallabhängig überprüft werden.<br />

Dies sollte durch einen kompetenten<br />

juristischen Berater geschehen, um unnötige<br />

Rechtsstreitigkeiten und zusätzliche<br />

Kosten, die im Fall eines Unterliegens<br />

in einem gerichtlichen Verfahren<br />

drohen, zu vermeiden.<br />

Rechtsanwalt Christian Gerdts, Hamburg l<br />

informiert<br />

über<br />

Neue<br />

Urteile<br />

zum 2,3fachen<br />

Steigerungssatz<br />

bei analog bewertetenRekonstruktionen<br />

in Schmelz-<br />

Dentin-Adhäsivtechnik<br />

Beihilfestellen versuchen,<br />

auch unter Bezugnahme auf<br />

einen Hinweis des Bundesministeriums<br />

des Innern<br />

(BMI), die Beihilfefähigkeit<br />

von analog bewerteten Rekonstruktionen<br />

in Schmelz­Dentin­Adhäsivtechnik<br />

auf den 1,5fachen Steigerungssatz zu<br />

beschränken und die Akzeptanz eines<br />

höheren Steigerungssatzes an eine patientenbezogene<br />

Begründung zu<br />

knüpfen.<br />

Die willkürliche Begrenzung auf<br />

den 1,5fachen Steigerungssatz im Rahmen<br />

analog erfolgter Bewertung entbehrt<br />

jedoch gebührenrechtlich jeder<br />

Grundlage.<br />

In diesem Sinn hat bereits das VG<br />

Hannover entschieden (Az.: 13 A 6420<br />

/06, Urteil vom 19.12.2006, s. ZKN Mitteilungen<br />

4/2007, S. 258. Das Urteil ist<br />

noch nicht rechtskräftig, da beim OVG<br />

Lüneburg Berufung eingelegt wurde).<br />

Ebenso hat der VGH Baden­Württemberg<br />

(Az.: 4 S 2090/05, Urteil vom<br />

27.6.2007) zu dieser Thematik unter anderem<br />

wie folgt ausgeführt:<br />

»Auch speziell im Fall der analogen<br />

Anwendung der Gebührenpositionen<br />

216 und 217 GOZ besteht kein Anlass, die<br />

Begründungspflicht des § 10 Abs. 3 Satz<br />

1 GOZ über seinen Wortlaut hinaus zu<br />

erweitern oder den Steigerungsfaktor<br />

entsprechend der Ansicht der Beklag­<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 321

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