Information - Zahnärztekammer Niedersachsen
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depressiva, Antipsychotika, Antihypertensiva<br />
zum Beispiel können<br />
auslösende Faktoren über eine Reduktion<br />
der Speichelfließrate sein. Selbst<br />
hormonelle Umstellung oder emotionaler<br />
Stress ermöglichen das Auftreten<br />
von Mundgeruch. Alkohol abusus führt<br />
zu typischem Aldehydgeruch. Den Geruch<br />
nach Knoblauchkonsum kennen<br />
wir alle, dieser kann bis zu 72 Stunden<br />
nachgewiesen werden. Zwiebeln, Kaffee,<br />
sogar längeres Fasten oder zahnärztlichchirurgische<br />
Eingriffe können<br />
Mundgeruch auslösen. Chemotherapeutika<br />
und Antibiotika können dafür<br />
verantwortlich sein.<br />
Für unsere gebeutelten Raucher: In<br />
den meisten Studien konnte kein direkter<br />
Zusammenhang zwischen Rauchergewohnheiten<br />
und Mundgeruch festgestellt<br />
werden. Da Rauchen jedoch<br />
den Speichelfluss und auch den Stoffwechsel<br />
der Gingiva reduziert, kann es<br />
die Entstehung von Gingivitis und Parodontitis<br />
fördern und Halitosis dadurch<br />
begünstigen.<br />
Nicht orale Ursachen<br />
Gerüche entstehen nicht nur in der<br />
Mundhöhle, sondern auch in daran unmittelbar<br />
angrenzenden Strukturen:<br />
Nase, Pharynx, Larynx, Trachea, Oesophagus<br />
und Gastrointestinaltrakt. Allerdings<br />
machen diese, zusammen mit<br />
systemisch bedingten Ursachen nur<br />
zehn Prozent der Halitosisfälle aus. Die<br />
Ich habe es nicht für möglich gehalten,<br />
dass man über Mundgeruch von 9.00 bis 17.00 Uhr sprechen kann:<br />
ich wurde eines Besseren belehrt<br />
Prof. Dr.<br />
Andreas<br />
Filippi<br />
häufigsten nicht oralen Ursachen finden<br />
sich im HalsNasenOhrenärztlichen<br />
Bereich, zum Beispiel chronische<br />
Rhinitis, atopische Rhinitis mit eingetrockneter<br />
Nase und Krustenbildung<br />
im NasoPharynx, die chronische Sinusitis<br />
und Angina tonsillaris. Letztere<br />
kann durch den Zahnarzt diagnostiziert<br />
werden. In vielen Fällen wird der<br />
Magen für Halitosis verantwortlich gemacht.<br />
Diese ist aber nur ganz selten<br />
der Fall (ein Prozent der Fälle), zum Beispiel<br />
bei Patienten mit Kardiainsuffizienz<br />
(Abdichtung des Magens ist nicht<br />
vollkommen), oder Reflux sowie Divertikelbildungen.<br />
Es sollte bei einer diagnostizierten<br />
Halitosis immer auch an systemische<br />
Erkrankungen gedacht werden, wie Diabetes,<br />
Leberversagen, Uraemie. Bei<br />
Frauen ist eine Abhängigkeit oral messbarer<br />
flüchtiger Schwefelverbindungen<br />
vom Menstruationszyklus feststellbar.<br />
Halitophobie<br />
Es wurde eingangs das bekannte Phänomen<br />
angesprochen, dass Menschen<br />
mit Mundgeruch diesen oft selbst nicht<br />
wahrnehmen können. Weniger bekannt<br />
ist die Tatsache, dass es Menschen<br />
gibt, die bei sich einen starken<br />
Mundgeruch wahrnehmen, der jedoch<br />
nicht existiert. Wenn es sich um einen<br />
HalitophobiePatienten handelt, lässt<br />
sich dieser vom Gegenteil nicht überzeugen.<br />
Er reagiert mit Unmut, Ärger,<br />
Enttäuschung oder Ablehnung des<br />
Zahnarztes, so dass es auch schwierig<br />
für denselben ist, ihn an einen Psychotherapeuten<br />
zu verweisen. Die Einsicht<br />
in das Wahnhafte seiner Eigendiagnose<br />
ist in der Regel nicht vorhanden. Im<br />
Gegensatz dazu lässt sich der Patient<br />
mit Pseudohalitosis im Verlauf der Diagnostik<br />
und Therapie davon überzeu<br />
gen, dass sein Mundgeruch nicht vorhanden<br />
ist. Der HalitophobiePatient<br />
hat übertriebene Ängste, seine Mitmenschen<br />
mit seinem vermeintlichen<br />
Geruch zu belästigen.<br />
Er vermeidet Geselligkeit und hat<br />
die Tendenz, sich aus Scham aus seinem<br />
sozialen Umfeld zurückzuziehen.<br />
Er beobachtet sein Gegenüber genau<br />
ob er nicht Anzeichen dafür findet, dass<br />
sein Mundgeruch wahrgenommen<br />
wird. Die Halitophobie ist eine schwere<br />
psychische Krankheit, die man der<br />
Gruppe der Zwangsstörungen zuordnet.<br />
Sie sollte nur durch Spezialisten<br />
therapiert werden.<br />
Organoleptische Messung<br />
Wie stelle ich nun als Zahnarzt objektiv<br />
fest ob unangenehmer Geruch vorliegt?<br />
Diagnostisch gibt es zwei Möglichkeiten:<br />
die organoleptische Methode<br />
(Beurteilung nach dem Geruchssinn)<br />
und die instrumentelle Methode<br />
(Verfahren durch Messgeräte). Die für<br />
den Anfänger einfachste organoleptische<br />
Methode ist die Bestimmung der<br />
Geruchsstärke mit Hilfe des Abstandes,<br />
der nötig ist, um den Geruch gerade<br />
nicht mehr wahrzunehmen. Während<br />
der Patient laut zählt, prüft der Zahnarzt<br />
die Geruchswahrnehmung in Abständen<br />
von einem Meter, 30 cm, 10 cm.<br />
Ist in einem Abstand vom einem Meter<br />
Geruch wahrzunehmen, entspricht<br />
das Stärkegrad 3, 30 cm Abstand entsprechen<br />
dem Stärkegrad 2 und 10 cm<br />
dem Stärkegrad 1. Es sind noch andere<br />
organoleptische Skalaeinteilungen bekannt.<br />
Der Nachteil dieser Messungen<br />
liegt unter anderem in der Subjektivität<br />
des Untersuchers. Die Fähigkeit zur<br />
Geruchswahrnehmung variiert von<br />
Person zu Person. Der Geruchssinn ist<br />
nicht jeden Tag gleich, Die Erwartungshaltung<br />
spielt eine Rolle, die Kopfhaltung,<br />
das Alter oder ähnliches letztlich<br />
geht es um die Beurteilung, ob kein,<br />
nur ein leichter oder ein schwerer<br />
Mundgeruch vorliegt, so dass Ungenauigkeiten<br />
in Kauf genommen werden<br />
können. Allerdings sollte man standardisierte<br />
Bedingungen schaffen, um<br />
eine Reproduzierbarkeit zu erreichen<br />
und die Patienten zu instruieren alles<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 341