Information - Zahnärztekammer Niedersachsen
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gutem Grund mit der Mastermanie<br />
verbunden. Da innerhalb unseres Gesundheitssystems<br />
über die Vergütung<br />
durch die Krankenkassen nicht mehr<br />
ausreichend verdient werden kann, ist<br />
die Idee sich anderweitig zu betätigen<br />
und dabei noch die gebeutelten Kollegen<br />
zu schröpfen zwar moralisch nicht<br />
in Ordnung, aber nicht dumm. Die<br />
schnelle Folge der Gründung Deutscher<br />
Gesellschaften und die exponential<br />
sich vermehrenden Masterkurse führen<br />
zwangsläufig zu einer Zerlegung<br />
oder Fragmentierung des Gebietes der<br />
Zahnmedizin: dem Master für Endodontie,<br />
Kinderzahnheilkunde, Alterszahnheilkunde,<br />
Zahnersatz, Bleaching...,<br />
werden noch viele weitere folgen.<br />
Die Zerstückelung der Zahnmedizin<br />
geht dann auch hin zu einem<br />
Masterkurs zur Extraktion von Zähnen.<br />
Ich will auch einmal Trendsetter<br />
sein und Geldverdienen und habe mir<br />
deshalb besondere Fähigkeiten erworben,<br />
die mich befähigen, den Mastertitel<br />
»Master of Extraktion 42« zu vergeben<br />
(für Zahn 32 läuft ein anderer Kurs).<br />
Obwohl ich schon unzählige Zähne in<br />
meinem langen Zahnarztleben entfernen<br />
musste, weiß ich erst seit kurzem<br />
was für Schwierigkeiten ich gehabt haben<br />
muss. Ich teile die Patienten heute<br />
zum Beispiel in verschiedene Altersgrade<br />
ein (ohne Gradeinteilung läuft ja<br />
nichts): Vom Zahndurchbruch bis zum<br />
15. Lebensjahr entspricht Grad 1, vom 15.<br />
bis 25. LJ entspricht Grad 2, vom 25. bis<br />
45. LJ = Grad 3, vom 45. bis 55. LJ = Grad<br />
4 (Midlifecrisis), vom 55. bis 65. LJ = Grad<br />
5, vom 65.bis 75. LJ = Grad 6, vom 75. bis<br />
unendlich entspricht grad 8. Jeder Zeitsprung<br />
hat seine physiologische und<br />
psychologische Begründung. Über<br />
Grad 5 muss ein extra Buch geschrieben<br />
werden. Jeder Altersgrad erfordert<br />
eine andere Extraktionsbetreuung, Zukunftsplanung,<br />
Extraktionsmethode,<br />
Nachsorge usw. Die wissenschaftliche<br />
Abhandlung darüber ist in Arbeit. Das<br />
alles muss abgestimmt werden mit<br />
dem Lockerungsgrad, dem Hygienegrad<br />
und dem neu gefundenen Höhengrad<br />
des Zahnes. Liegt letzterer nämlich<br />
25 mm bis zum Knochenrand frei,<br />
braucht der Zahnarzt zur Extraktion<br />
keine Spezialzange mehr (entspricht<br />
Höhengrad 25). Dieser bahnbrechenden<br />
Erkenntnis und vieles mehr, (was<br />
ist mit Yin und Yang, dem Chi und dem<br />
Mondkalender), muss Rechnung getragen<br />
werden. Dazu addieren sich die<br />
praktischen Übungen am Affenkiefer<br />
(Schweinekiefer ist out), so dass fünf<br />
Wochenenden für diesen Masterkurs<br />
notwendig sind.<br />
Ich plädiere weiterhin für die Einführung<br />
des Masters of Frauenheilkunde.<br />
Damit liege ich mit Sicherheit<br />
besonders im Trend. Zu diesem Titel<br />
bedarf es auch keiner Lateinisierung<br />
oder Anglisierung, denn das spricht für<br />
sich, versteht jeder (wie Frauenparkplatz)<br />
und ist ein unübersehbares Betätigungsfeld<br />
und ist überhaupt nicht<br />
peinlich.<br />
Peinlich aber ist den Protagonisten<br />
des schlechten Atems (halitus = Atem,<br />
lateinisch) der Ausdruck Mundgeruch.<br />
Ist ja auch ein primitives, Ekel erregendes<br />
Wort, das unangenehme Assoziationen<br />
hervorruft. Stellen wir uns vor:<br />
Master of Mundgeruch! Igitt, wer<br />
möchte den Titel führen? Keine Sorge,<br />
liebe Leser, dazu hat man sich etwas<br />
einfallen lassen. Ob der schlecht Atem<br />
im Munde selbst, in dem Bereich der<br />
Tonsillen, dem Sinus, der Psyche oder<br />
anderen Erkrankungen seine Quelle<br />
hatte, alles lief unter der Bezeichnung<br />
Mundgeruch – bis gestern! (siehe<br />
Brockhaus Enzyklopädie, letzte Ausgabe,<br />
Seite 192)<br />
Da die Bezeichnung foeter ex ore<br />
auch mies und zudem out ist, war der<br />
halitus die letzte Rettung. Der Trick:<br />
Die Bezeichnung Mundgeruch erfuhr<br />
per Neudefinition eine Einengung:<br />
»Geruch der aus dem Munde kommt<br />
und auch dort entsteht.« Halitos: »Geruch<br />
der nicht im Mund entstehen<br />
muss.« Damit war der Weg frei für den<br />
Master of Halitosis. Das klingt schon<br />
anders, nicht wahr.<br />
Es ist auch amtlich, das des Deutschen<br />
liebstes Haustier, der Hund, auch<br />
schlechten Atem und mal einen maroden<br />
Zahn hat. Eine deutsche Gesellschaft<br />
für Hundezahnheilkunde wird<br />
sich dieses Problems annehmen.<br />
Wir erkennen: Die Weiterentwicklung<br />
der Zahnheilkunde ist auf einem<br />
guten Weg.<br />
Es grüßt<br />
Ihr Master of Dog Halitosis l<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 339