Information - Zahnärztekammer Niedersachsen
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verbessert würden, könnten<br />
die Kinder besser lernen.<br />
Das Fazit der Wissenschaftler:<br />
»Der Aufwand ist gering,<br />
der Effekt groß.«<br />
haz, 25.4.2008<br />
Lüttje Lage<br />
Chipslette<br />
Unfälle zeigten mitunter Folgen,<br />
mit denen man im<br />
Wortsinne nicht gerechnet<br />
hat. Nach einem schweren<br />
Sturz im häuslichen Bereich<br />
flatterte mir nun eine Zahnarztrechnung<br />
im mehrstelligen<br />
Bereich ins Haus. Meine<br />
Krankenkasse teilte mir mit,<br />
dass sie gedenke, zwei Prozent<br />
der Summe zu übernehmen.<br />
Ich muss hier anmerken,<br />
dass ich eine Chipslette<br />
oder genauer eine Ersatzkassen-Chipslette<br />
bin.<br />
So werden Kassenpatienten<br />
neuerdings genannt. Chipsletten<br />
sind angehalten, Bonusheftchen<br />
zu führen. Und<br />
da meines geradezu vorbildlich<br />
ist, stellte mir die Dame<br />
von der Kasse zusätzlich 60<br />
Euro in Aussicht. »Die können<br />
Sie locker noch rausschlagen«,<br />
meinte sie salopp.<br />
Meine Reaktion war<br />
eher verhalten.<br />
Etwas erfreulicher fielen<br />
anschließend die Verhandlungen<br />
mit meiner zahnärztlichen<br />
Zusatzversicherung<br />
aus. Allerdings merkte der<br />
Sachbearbeiter in unserem<br />
Gespräch an, dass ihm die<br />
Rechnung insgesamt doch<br />
recht hoch erscheine.<br />
Schließlich bliebe ich auch<br />
bei einer entsprechenden<br />
Zuzahlung noch auf einem<br />
ganz beträchtlichen Kostenberg<br />
sitzen. Er könne mir<br />
deshalb nur empfehlen,<br />
meinen so genannten Heil-<br />
und Kostenplan ins Internet<br />
zu stellen, Herrschaften aus<br />
aller Herren Länder könnten<br />
mir dann Reparaturangebote<br />
unterbreiten. So ließe sich<br />
mit Sicherheit einiges sparen.<br />
Ich guckte ihn ungläubig<br />
an. Plötzlich stellte ich mir<br />
vor, wie sich ein Zahnarzt in<br />
der Äußeren Mongolei in die<br />
Hände spuckt – und zu seiner<br />
Mitarbeiterin sagt: »Na,<br />
der Hildebrandt, dem können<br />
wir doch wirklich ein<br />
paar billigere Zähne basteln.«<br />
Vielleicht würde sich<br />
aber auch ein Landwirt aus<br />
Tigerfeld auf der Schwäbischen<br />
Alb melden, der als<br />
Nebenerwerbszahnarzt<br />
praktiziert. Mich schauderte.<br />
Der Sachbearbeiter fuhr unbeirrt<br />
fort. »Das sind die<br />
neuen Zeiten. Darauf müssen<br />
Sie sich einstellen«,<br />
sagte er. Irgendwann verabschiedete<br />
ich mich. Auf der<br />
Georgstraße schwor ich mir,<br />
meinem Zahnarzt treu zu<br />
bleiben – auch wenn mir als<br />
Chipslette ein finanzieller<br />
Kraftakt nicht erspart bleibt.<br />
shi<br />
haz, 3.5.2008<br />
Zahnarzt nicht<br />
bezahlt: Quittung für<br />
Angeklagten<br />
Widerspruch gegen<br />
Strafbefehl vergebens<br />
Gleich dreimal hatte sich ein<br />
55-Jähriger 2004 von einem<br />
Zahnarzt behandeln lassen,<br />
die Rechnungen von insgesamt<br />
1400 Euro aber bezahlte<br />
er nicht. Auf die entsprechende<br />
Betrugsanzeige des<br />
Dentisten hin erfolgte ein<br />
Strafbefehl über 70 Tagessätze<br />
zu 20 Euro. Dagegen<br />
legte der Mann Widerspruch<br />
beim Amtsgericht Jever ein.<br />
Dort beteuerte er jetzt,<br />
nach einer Herzoperation<br />
habe er während der Rehabilitation<br />
heftige Zahnschmerzen<br />
bekommen, und<br />
man habe ihm dringend zur<br />
Behandlung geraten. Die<br />
erste Rate dafür habe er ja<br />
auch bezahlt, dann sei er jedoch<br />
erst arbeitslos geworden,<br />
und schließlich habe<br />
man auch die Harzt IV-Zahlungen<br />
noch reduziert. Er<br />
musste sich aber vorhalten<br />
lassen, dass es mit dem<br />
Notfall offenbar nicht so<br />
dringlich gewesen ist, denn<br />
zwischen dem Antritt der<br />
Reha-Maßnahmen und der<br />
ersten Zahnbehandlung lag<br />
ein halbes Jahr, und auch bis<br />
zum nächsten Zahnarzttermin<br />
dauerte es wieder einige<br />
Monate. Im Übrigen habe er<br />
zumindestens billigend in<br />
Kauf genommen, nicht zahlungsfähig<br />
zu sein, denn im<br />
selben Jahr habe er einen<br />
Antrag auf Privatinsolvenz<br />
gestellt.<br />
Gegen den Uneinsichtigen<br />
sprach aber auch, dass<br />
er das Angebot einer Einstellung<br />
des Verfahrens gegen<br />
eine Geldbuße bei<br />
gleichzeitiger Entschädigung<br />
des Zahnarztes nicht<br />
angenommen hatte. Als nun<br />
der Staatsanwalt unmissverständlich<br />
betonte, es<br />
werde garantiert nicht billiger<br />
für ihn, auf dem Widerspruch<br />
zu beharren, nahm<br />
der Angeklagte ihn zurück.<br />
Er muss jetzt also die 1400<br />
Euro an den Zahnarzt ebenso<br />
entrichten wie die 1400<br />
Euro aus dem Strafbefehl,<br />
zuzüglich der Gerichtskosten.<br />
Einziges Entgegenkommen<br />
ist die Möglichkeit von<br />
Ratenzahlung.<br />
gosLarsches wochenbLaTT,<br />
6.5.2008<br />
»Historische Wende«<br />
im Arzt-Patienten-<br />
Verhältnis<br />
Erster Direktvertrag<br />
zwischen Hausarzt<br />
und AOK<br />
Hunderttausende Krankenversicherte<br />
und Mediziner in<br />
Baden-Württemberg sollen<br />
von dem bundesweit ersten<br />
direkten Vertrag zwischen<br />
AOK und Hausärzten profitieren.<br />
»Wir organisieren etwas<br />
wirklich Neues«, sagte<br />
AOK-Landeschef Rolf Hoberg<br />
in Berlin. Der Hausärzteverband<br />
des Landes<br />
sprach von einer »historischen<br />
Wende« und »Revolution«,<br />
die bald auch in anderen<br />
Bundesländern Schule<br />
machen dürfte.<br />
Der Vertrag sorgt für<br />
Aufsehen, weil mit der AOK<br />
erstmals eine Kasse die Gesundheitsreform<br />
nutzt und<br />
Ärzte ohne Beteiligung der<br />
Kassenärztlichen Vereinigung<br />
bezahlt. Nach der Einigung<br />
zwischen Landes-AOK,<br />
Hausärzteverband und Ärzteverband<br />
MEDI können sich<br />
Versicherte und Ärzte ab 1.<br />
Juli einschreiben.<br />
Für Versicherte bringt<br />
der freiwillige Schritt Verbesserungen<br />
und Einschränkungen.<br />
Vor allem<br />
Chroniker sollen eine bessere<br />
Betreuung und längere<br />
Arztgespräche bekommen,<br />
sagte der Bundesvorsitzende<br />
des Hausärzteverbands,<br />
Ulrich Weigeldt. Gesündere<br />
Patienten müssten sich dagegen<br />
mehr selbst helfen,<br />
würden aber bei der Vorsorge<br />
stärker angeleitet.<br />
Die Teilnehmer wählen<br />
einen beteiligen Arzt und<br />
binden sich für mindestens<br />
ein Jahr an ihn. Fachärzte<br />
dürfen nur noch mit Überweisung<br />
besucht werden.<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 347