Information - Zahnärztekammer Niedersachsen
Information - Zahnärztekammer Niedersachsen
Information - Zahnärztekammer Niedersachsen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
senken, hier hätten die Arbeitgeber die<br />
Möglichkeit, selbst zu handeln. Wer<br />
will, möge prüfen, um wie viel die freiwillig<br />
und tariflich verankerten »Lohnnebenkosten«<br />
in den Jahren gestiegen<br />
sind, in denen die Politik durch »Reformen«<br />
mühsam versucht hat, die gesetzlichen<br />
zu senken – und sei es auf<br />
Kosten zahlloser Arbeitsplätze.<br />
Dass der Ruf nach dem Staat bequemer<br />
ist, versteht sich von selbst. Dass<br />
aber billigend in Kauf genommen wird,<br />
dass eine weitgehend hilflos, ratlos<br />
und kopflos handelnde Gesundheitspolitik<br />
das deutsche Gesundheitswesen<br />
ruiniert, dafür müssen auch die Arbeitgeberverbände<br />
die Verantwortung<br />
mittragen.<br />
»Ein Grundmerkmal der Bescheuertheit<br />
ist ihre offensive Schwatzhaftigkeit,<br />
verbunden<br />
mit einem ausgeprägten<br />
Hang zur<br />
Selbstdokumentation.«<br />
(Rainer Paris)<br />
Es spricht für die<br />
Richtigkeit der These<br />
von Prof. Dr. Rainer<br />
Paris, wenn dem unvoreingenommenen<br />
Leser jetzt einige, insbesondere<br />
jüngere »Gesundheitspolitiker«<br />
auf der gesundheitspolitischen<br />
Bühne einfallen. Und es sind durchaus<br />
nicht nur Politiker, sondern auch die ernannten<br />
oder selbsternannten »Experten«,<br />
die sich medienwirksam zu Wort<br />
melden, insbesondere dann, wenn längere<br />
Zeit nicht über sie berichtet wurde.<br />
»Der Bescheuerte (...) braucht vor allen<br />
Dingen handliche Schuldige, die er<br />
an den Pranger stellen und für alles<br />
verantwortlich machen kann (...). Wo<br />
immer sich ein Anlass bietet, rastet die<br />
Empörung ein.« (Rainer Paris)<br />
Empörung rastet zurzeit ein bei<br />
MdB Prof. Karl Lauterbach über eine<br />
durch Befragung von 189 Arztpraxen<br />
im Rheinland von seinem »Institut für<br />
Gesundheitsökonomie und klinische<br />
Epidemiologie« in Köln »bewiesene«<br />
Tatsache, dass ein Privatpatient in einzelnen<br />
Arztpraxen schneller behandelt<br />
wird als ein Kassenpatient. Dass ausge<br />
Der Bescheuerte<br />
braucht vor allen Dingen<br />
handliche Schuldige,<br />
die er an den Pranger<br />
stellen und für alles<br />
verantwortlich machen<br />
kann<br />
rechnet Lauterbach dieses »Forschungsergebnis«<br />
seines eigenen Instituts<br />
zum Anlass nimmt, sich über diese<br />
»Ungerechtigkeit« zu<br />
empören, verwundert<br />
nicht, hat er<br />
doch in früheren Jahren<br />
als Berater von<br />
Gesundheitsministerin<br />
Ulla Schmidt<br />
selbst an den teilweise<br />
dramatischen finanziellen<br />
Einbußen<br />
für die Arztpraxen<br />
mitgearbeitet: Ohne Privatpatienten<br />
wären viele Arztpraxen pleite, und<br />
10.000 Ärzte arbeiten schon im Ausland.<br />
Der Gipfel: Lauterbach plädiert<br />
jetzt für steuerliche Mittel in Höhe von<br />
drei Milliarden Euro, um die Mediziner<br />
besser zu entlohnen.<br />
»Handliche Schuldige« fand auch<br />
Gesundheitsministerin Ulla Schmidt<br />
bei der Suche nach Verantwortlichen<br />
für mangelnde Hygiene in deutschen<br />
Krankenhäusern, die angeblich pro Jahr<br />
zu 500.000 Infektionen von Patienten<br />
führen: Ärzte und Personal waschen<br />
sich zu selten die Hände. Jetzt wird eine<br />
große »Aktion saubere Hände« gestartet.<br />
Natürlich ist Hygiene im Krankenhaus<br />
notwendig und wichtig, doch<br />
Prof. Bernhard Ruf, Infektiologe am St.<br />
Georg Krankenhaus in Leipzig, hält die<br />
»Aktion saubere Hände« für »scheinheilig«.<br />
Es waren die Gesundheitspolitiker<br />
selbst, die durch drastische Kürzung<br />
der Mittel und Aufblähung von<br />
Kartellrecht für Krankenkassen<br />
Vertragsbeziehungen zwischen Krankenkassen<br />
und Leistungsanbietern sollen<br />
künftig der Wettbewerbs- und Vergabeaufsicht<br />
durch das Bundeskartellamt unterliegen.<br />
Dies beträfe auch den Bereich der Rabattverträge<br />
für Arzneimittel. In einem Schreiben an das<br />
Bundesgesundheitsministerium verlangt das<br />
Bundeswirtschaftsministerium, das Gesetz gegen<br />
Wettbewerbsbeschränkungen umfassend<br />
auf die Krankenkassen anzuwenden. Die Kontrolle<br />
der wettbewerbsrechtlichen Vorschriften<br />
müsse bei den Kartellämtern und den Kartellgerichten<br />
liegen. Sie müssten dazu auch gegenüber<br />
den Krankenkassen die sonst üblichen Ermittlungs-<br />
und Sanktionsbefugnisse bekommen.<br />
Das Gesundheitsministerium verweist hingegen<br />
auf die Zuständigkeit der Sozialgerichte. Das<br />
Wirtschaftsministerium sieht jedoch die Gefahr<br />
von Interessenkonflikten, wenn die für die Kassen<br />
zuständigen Aufsichtsbehörden auch die<br />
Durchsetzung des Wettbewerbsrechts übernähmen.<br />
Eine Vermischung von Zuständigkeiten unterlaufe<br />
das ausdrückliche Ziel der Gesundheitsreform,<br />
den Wettbewerb im Gesundheitswesen<br />
zu stärken. Um wettbewerbsbeschränkende<br />
Vereinbarungen zwischen den Krankenkassen<br />
auszuschließen, fordert das Wirtschaftsministerium<br />
über die bisher vorgesehene Missbrauchsaufsicht<br />
hinaus auch die Anwendung des allgemeinen<br />
Kartellverbots.<br />
FVDZ Frei Fax, Nr. 19/08, 13.5.2008 l<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 307