Information - Zahnärztekammer Niedersachsen
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zulassen, wenn sich der Zement auswäscht.<br />
Auch muss sich das »klassische<br />
Bild« eines keilförmigen Defektes mit<br />
einer nahezu senkrecht zur Zahnachse<br />
stehenden koronalen Defektfläche<br />
nicht zeigen, zumal sich nach Präparation<br />
für die Aufnahme einer technischen<br />
Krone unterhalb dieser Krone<br />
selten noch Schmelz befindet. Das klinische<br />
Bild muss somit keineswegs<br />
dem bekannten Aussehen dieser nichtkariösen<br />
zervikalen Läsionen folgen.<br />
Aufgrund unserer bei neuen Patienten<br />
nahezu routinemäßig angefertigten<br />
Fotodokumentation konnten wir<br />
42 Patienten mit diesem Phänomen<br />
rückwirkend bis zum Jahre 2000 ermitteln,<br />
worunter sich auch Patienten<br />
aus anderen Praxen (Notdienst, Vertretung)<br />
befunden haben. Anamnestisch<br />
fiel einzig auf, dass die Mehrzahl dieser<br />
Patienten angab, sich sportlich überdurchschnittlich<br />
stark und/oder häufig<br />
(mehr als dreimal pro Woche wenigstens<br />
eine Stunde) zu betätigen, wobei<br />
hierbei von Aerobic bis zum Marathonläufer,<br />
von Boxamateuren bis zu Basketballprofis<br />
viele Sportarten und nahezu<br />
jede Aktivität vertreten war.<br />
Das Phänomen wurde bei gingivanahen<br />
Rändern aller Kronenarten entdeckt<br />
(Vollgusskronen, Teilkronen, Teleskopkronen,<br />
Keramikkronen). Es gab<br />
Bild 3: Notdienstpatient; Krone an Zahn 16 vor ca. 24 Monaten<br />
inkorporiert<br />
keinen auffälligen Bezug zu einzelnen<br />
Zahngruppen.<br />
Das Phänomen wurde an einzelnen<br />
Zähnen, aber auch im Bereich aller Kronen<br />
bei Patienten, deren gesamter<br />
Zahnbestand überkront war, gefunden.<br />
Bevorzugt waren vestibuläre Zahnbereiche.<br />
Letzteres könnte möglicherweise<br />
mit den heute üblichen »Sportgetränken«<br />
bzw. deren Säurehaltigkeit in<br />
Verbindung gebracht werden.<br />
Der Zeitraum der Ausbildung dieser<br />
Defekte nach Eingliederung der Kronen/Brücken<br />
bis zu ihrer Entdeckung<br />
reichte bei den von uns dokumentierten<br />
Fällen anamnestisch von 12 Monaten<br />
bis zu mehreren Jahren. Alle Fälle<br />
waren in diesem auffälligen Defektbereich<br />
frei von Karies.<br />
Aus diagnostischer Unsicherheit<br />
hinsichtlich kariöser Veränderungen<br />
unterhalb der Kronen haben auch wir<br />
nach Feststellung deutlich unterfahrbarer<br />
Kronenränder anfänglich den Patienten<br />
zur Erneuerung der Kronen geraten,<br />
auch wenn keine weiteren Beschwerden<br />
wie zum Beispiel thermische<br />
Überempfindlichkeit angegeben<br />
wurden. Da wir aber nach Entfernung<br />
der Kronen in keinem Fall Karies in dem<br />
sondierbaren Bereich feststellen konnten,<br />
beobachten und kontrollieren wir<br />
nach eingehender Aufklärung seit Jah<br />
ren diese Patienten in kurzen Abständen<br />
und intervenieren erst, wenn weitere<br />
pathologische Veränderungen<br />
hinzukommen. Die Entfernung solcher<br />
Kronen war seit dieser abwartenden<br />
Vorgehensweise in weniger als zehn<br />
Prozent der Zähne erforderlich und dabei<br />
kein Mal wegen kariöser Veränderungen.<br />
Randspalt in Gerichtsgutachten<br />
Wir haben ca. 2000 Gerichtsgutachten<br />
bei Streitigkeiten über zahnmedizinische<br />
Sachverhalte nachuntersucht. Etwas<br />
mehr als die Hälfte befasste sich<br />
mit der Fragestellung, ob eine prothetische<br />
Versorgung dem zahnmedizinischen<br />
Standard entsprach. Davon wieder<br />
wurden nahezu die Hälfte der Fälle<br />
aufgrund von »Randspaltungenauigkeiten«<br />
(oder ähnlichen Bezeichnungen)<br />
allein ohne weiteres Hinzutreten<br />
anderer Mängel als erneuerungsbedürftig<br />
angesehen. Dabei war regelmäßig<br />
das als überholt anzusehende<br />
»Handwerkermodell« der Zahnmedizin<br />
in den Gutachten zu erkennen, wobei<br />
nur zwei Mal jeweils nach spezieller<br />
Aufforderung durch das Gericht der<br />
Gutachter die wissenschaftliche Problematik<br />
des unvermeidlichen Randspaltes<br />
diskutierte. Erst recht nicht<br />
wurde die Relation zwischen unver<br />
Bild 4: Pa-Sonde unterfährt problemlos den Kronenrandbereich;<br />
Krone wird seit 4 Jahren regelmäßig kontrolliert; keine zusätzlichen<br />
pathologischen Veränderungen<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 327