10/2015 – 01/2016
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
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Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser<br />
Foto: Geri Born<br />
Unser Bub sitzt am Tisch und stochert in seinem Teller. «Magst du keinen<br />
Salat?» <strong>–</strong> «Nein, der ist so sauer.» Ich schiebe den Salat zurück in die<br />
Schüssel, hole frische Blätter aus der Küche, ohne Sauce. «Besser?» Der Bub<br />
rümpft die Nase, verteilt den Salat auf dem Tisch. «Mit dem Essen spielt<br />
man nicht. Hör auf damit.» Der Bub schaut kurz hoch, beginnt mit dem<br />
Messer in die Tischkante zu säbeln. «Was soll das? Hör auf, sag ich, sonst<br />
gehst du vom Tisch.» Der Bub säbelt weiter, springt vom Stuhl und reisst<br />
seine Schwester an den Zöpfen. Sie schreit, ich schreie, der Bub schreit,<br />
während ich ihn ins Zimmer bringe. Türe zu. Tief durchatmen.<br />
Nik Niethammer<br />
Chefredaktor<br />
Jede Mutter, jeder Vater kennt diese Situationen: Unser Kind tut etwas,<br />
was es in den Augen von uns Erwachsenen nicht tun sollte. Wir weisen es<br />
zurecht, zuerst freundlich, dann bestimmt. Später drohen wir <strong>–</strong> schliesslich<br />
folgt die Strafe: Ab ins Zimmer. Handyverbot. Kein Computer. Am<br />
Wochenende ist der Ausgang gestrichen.<br />
«Erziehung ist zwecklos,<br />
die Kinder machen den<br />
Eltern ohnehin alles nach.»<br />
Karl Valentin, deutscher Komiker (1882<strong>–</strong>1948)<br />
«Falsch», sagt die Psychologin Nadine Zimet. «Der Preis, den Eltern mit<br />
einer strafenden Erziehung zahlen, ist sehr hoch.» Wie gewaltfreie Kommunikation<br />
funktioniert und warum es so wichtig ist, auf die<br />
Gefühle und Bedürfnisse seiner Kinder einzugehen,<br />
erzählen wir Ihnen im Dossier «Erziehung ohne Strafe» <strong>–</strong><br />
ab Seite 11.<br />
***<br />
Meine Kollegin Eveline von Arx, die Sie während vier<br />
Jahren an dieser Stelle begrüsste, verabschiedet sich mit<br />
der Dezember-Ausgabe von Ihnen, liebe Leserin, lieber<br />
Leser. Die studierte Erziehungswissenschaftlerin leitete die Geschicke unseres<br />
Magazins mit viel Umsicht, grossem Fachwissen und persönlicher Hingabe.<br />
Unter ihrer Verantwortung hat sich die Qualität des Magazins kontinuierlich<br />
erhöht <strong>–</strong> der Gewinn des Q-Awards für die beste Fachzeitschrift<br />
der Schweiz im Herbst 2<strong>01</strong>4 war der verdiente Lohn dieser Anstrengungen.<br />
In den vergangenen zwölf Monaten unterstützte mich Eveline als wissenschaftliche<br />
Beraterin und kümmerte sich um das grosse Expertengespräch<br />
und die Kolumne «Aufgeklärt». Jetzt will sich die zweifache Mutter wieder<br />
vermehrt der Wissenschaft und der psychologischen Tätigkeit zuwenden.<br />
Ich danke Eveline von Arx im Namen meiner Kolleginnen und Kollegen<br />
von Redaktion und Verlag für ihr unermüdliches Engagement für die<br />
Stiftung Elternsein, das stets einem Ziel folgte: Sie als Eltern zu unterstützen,<br />
Ihre Kompetenz in Erziehungs- und Bildungsfragen zu stärken, Ihnen Wegbegleiter<br />
zu sein in nicht immer einfachen Zeiten.<br />
Ich wünsche dir, liebe Eveline, für die Zukunft nur das Allerbeste, stets ein<br />
leichtes Herz <strong>–</strong> und Glück an allen Tagen. Uns gibt es im neuen Jahr wieder,<br />
am 3. Februar. Bleiben Sie gesund <strong>–</strong> und bleiben Sie uns gewogen.<br />
Herzlichst, Ihr Nik Niethammer<br />
Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi<br />
Dezember <strong>2<strong>01</strong>5</strong> / Januar 2<strong>01</strong>63