10/2015 – 01/2016
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
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von Ernährungsstörung umfasst verschiedene<br />
ungünstige Essgewohnheiten, wozu auch das selektive<br />
Essen gehört. Fragte man nur danach, ohne die gesamten<br />
Kriterien der vermeidend/restriktiven Ernährungsstörung<br />
zu beachten, gaben rund ein Viertel aller befragten<br />
Kinder an, selektive Esser zu sein. Stark aus geprägte<br />
selektive Esser akzeptieren nur eine kleine Auswahl an<br />
spezifischen Lebensmitteln, die sich in Farbe, Geruch<br />
oder Konsistenz häufig durch eine Besonderheit auszeichnen.<br />
Leider werden vor allem kohlenhydratreiche<br />
und süsse Lebensmittel akzeptiert, alles andere wird<br />
verschmäht.<br />
Für Eltern ist dies sehr stressreich und frustrierend.<br />
Sie machen sich Sorgen, dass ihr Kind nicht ausreichend<br />
ernährt wird, machen sich Vorwürfe und erleben einen<br />
täglichen Kampf ums Essen. Die Teilnahme an Familien-<br />
oder Schulanlässen ist oft gar nicht mehr möglich,<br />
bei manchen Kindern kann es gar zur Schulverweigerung<br />
kommen.<br />
Eine andere Form der vemeidend/restriktiven Ernährungsstörung<br />
ist die sogenannte Nahrungsvermeidung<br />
mit emotionaler Störung. Von einer Nahrungsvermeidung<br />
aufgrund von Gefühlen wurde in derselben Studie<br />
von knapp einem Fünftel aller befragten Kinder berichtet.<br />
Betroffene Kinder erleben häufig Gefühle wie Traurigkeit,<br />
Ärger oder Langeweile, was sich störend auf<br />
ihren Appetit und ihren Hunger auswirkt. Demzufolge<br />
sind sie häufig untergewichtig, obwohl sie eigentlich an<br />
Gewicht zunehmen möchten. Diese Essstörung kommt<br />
häufiger bei Mädchen vor, während die selektiven Esser<br />
eher bei den Knaben vertreten sind.<br />
Übermässiges Essverhalten<br />
Die Essanfallstörung tritt vor allem im Jugend- und im<br />
Erwachsenenalter auf. Betroffene leiden unter immer<br />
wiederkehrenden Essanfällen: Sie verzehren eine unüblich<br />
grosse Menge an Nahrungsmitteln und nehmen<br />
gleichzeitig das Gefühl eines Kontrollverlustes wahr.<br />
Anders als bei Betroffenen mit einer Ess-Brech-Sucht<br />
kompensieren sie den Essanfall jedoch nicht mit Massnahmen<br />
wie übertriebenen sportlichen Aktivitäten. Eine<br />
unkontrollierte Zufuhr von Nahrung kann bereits im<br />
Kindesalter auftreten. Kommt dies regelmäs sig vor und<br />
verursacht Leiden beim Kind, sollte das Essproblem<br />
ernst genommen und angegangen werden. Sonst besteht<br />
die Gefahr, dass die Gewichtszunahme zu Übergewicht<br />
führt, welches sich bis ins Erwachsenenalter hält, oder<br />
dass sich das Essproblem verhärtet.<br />
Was sind die Ursachen?<br />
Wenn das selektive Essen nach der frühen Kindheit<br />
bestehen bleibt und sich vielleicht sogar bis ins Erwachsenenalter<br />
zieht, kann das mehrere Gründe haben. Selektive<br />
Esser sind häufig von ängstlicher oder zwanghafter<br />
Es ist nicht einfach, Kindern<br />
klar zu machen, dass Pizza<br />
pur auf Dauer schadet.<br />
Natur. Neben dem Temperament spielt auch die Entwicklung<br />
des Kindes eine Rolle. Nicht selten ist zum<br />
Beispiel eine verspätete Sprachentwicklung zu beobachten.<br />
Und nicht zuletzt sind Betroffene häufig in ihrer<br />
sensorischen Wahrnehmungsfähigkeit hypersensibel,<br />
was es für sie schwierig macht, bestimmte Texturen im<br />
Mund zu spüren. Auch die Nahrungsvermeidung mit<br />
emotionaler Störung entwickelt sich meist schon sehr<br />
früh und kann in manchen Fällen auch noch im Erwachsenenalter<br />
fortbestehen. Ein ängstliches und zwanghaftes<br />
Naturell oder depressive Tendenzen machen auch<br />
das Weiterbestehen dieser Essgewohnheit wahrscheinlicher.<br />
Betroffene Kinder berichten ausserdem häufig<br />
von unerklärlichen körperlichen Beschwerden.<br />
Episoden von Essanfällen und Essen mit einem<br />
Gefühl des Kontrollverlustes können sich aus verschiedenen<br />
Gründen einschleichen. So kann übermässiges<br />
Essen eine Strategie gegen Gefühle wie Ärger, Frust,<br />
Angst, Trauer oder auch Langeweile sein. In vielen Fällen<br />
sind die betroffenen Kinder übergewichtig und mit<br />
ihrem Körper unzufrieden. Die daraus resultierenden<br />
Diätversuche lösen wiederum anfallartiges Essen aus.<br />
Aber auch starke elterliche Kontrolle und Kritik in<br />
Bezug auf Essverhalten, Gewicht oder Figur können<br />
übermässiges Essen begünstigen.<br />
Was können Eltern tun?<br />
Eine Strategie, die bei allen hier besprochenen Essgewohnheiten<br />
hilfreich sein kann, ist das Gespräch. Klagen<br />
Sie Ihr Kind aber nicht an, sondern klären Sie es über<br />
die Risiken auf, die mit seinem Essverhalten verbunden<br />
sind. Gerade selektive Esser leiden häufig nicht unter<br />
ihrem Verhalten, weshalb ein Aufzeigen der Konsequenzen<br />
umso wichtiger ist. Die Tatsache, dass Ihr Kind Mühe<br />
haben wird, an öffentlichen Events teilzunehmen oder<br />
mit Freunden gemeinsam zu essen, wird bei ihm<br />
bestimmt Gehör finden. Eine weitere Strategie, die bei<br />
allen Essgewohnheiten angewendet werden kann, ist<br />
eine täglich mindestens einmal stattfindende, gemeinsame<br />
und in angenehmer Atmosphäre verlaufende Mahlzeit.<br />
Dabei werden bei Tisch keine heiklen Themen<br />
besprochen und auf Kritik wird verzichtet. Grundsätzlich<br />
wichtig ist für ein Kind auch, dass Sie ihm das Gefühl<br />
48 Dezember <strong>2<strong>01</strong>5</strong> / Januar 2<strong>01</strong>6 Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi