10/2015 – 01/2016
Fritz + Fränzi
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Ernährung & Gesundheit<br />
Während beim Kleinkind noch jeder<br />
Pups kommentiert wird, gilt später:<br />
Verdauung hat man, man spricht<br />
nicht drüber. Eigentlich schade,<br />
denn was im Darm passiert, ist<br />
nicht nur spannend, sondern wirkt sich auf unsere<br />
gesamte Gesundheit aus.<br />
Etwa ab dem fünften Lebensjahr ist der Darm vollständig<br />
entwickelt. Dann unterscheiden sich Kinderund<br />
Erwachsenendarm nicht mehr. Trotzdem sind<br />
gerade die Kinderjahre für die Entwicklung einer gesunden<br />
Darmflora sehr wichtig. Denn der Darm vergisst<br />
nicht. Was er mal gelernt hat, das prägt ihn fürs Leben.<br />
Und eine gesunde Darmflora ist eine wichtige Grundlage<br />
für das gesunde Dasein überhaupt. Damit Eltern<br />
wissen, was sie für einen gesunden Darm tun können,<br />
sollten sie wissen, wie die Verdauung funktioniert.<br />
Gut gekaut ist halb verdaut<br />
Reisen wir also mit unserem Essen in die Tiefe. Das<br />
Verdauungssystem erstreckt sich vom Mundraum über<br />
die Speiseröhre durch den Magen zum Darm. Auf der<br />
ganzen Strecke laufen verschiedene Verdauungsprozesse<br />
ab. Schon der Speichel leistet seinen Anteil: Er lässt<br />
das Essen besser durch den Rachen rutschen und killt<br />
erste Bakterien. Und hier kann der Mensch mithelfen:<br />
Wer gut kaut, durchmengt alles mit Speichel und hilft<br />
so, die Verdauung zu unterstützen. In kleinen Stücken<br />
purzelt das Essen in die Speiseröhre und wird dort von<br />
Muskeln weitertransportiert, um schliesslich in den<br />
Magen zu fallen <strong>–</strong> ein Auffangbecken mit einem Volumen<br />
von einem knappen Liter. Hier treffen die zerkauten<br />
Stücke auf die Magensäure. Sie enthält spezifische<br />
Verdauungsenzyme, die das Essen in noch kleinere<br />
Stücke zerteilen. Die Nahrungsstücke prallen von<br />
Magenwand zu Magenwand, bis sie die Grösse eines<br />
Sesamkorns erreicht haben.<br />
Am Ende des Magens sitzt ein Muskel, der Pförtner<br />
genannt wird. Er prüft die Grösse der Stücke, bevor er<br />
sie für die Weiterreise freigibt. Dann gelangt das Essen<br />
endlich in den Darm. Mit 5 Metern Länge und 32 Quadratmetern<br />
Oberfläche ist er das grösste Verdauungsorgan.<br />
In ihm befinden sich die verschiedensten Mikroorganismen.<br />
Ihre Aufgabe ist es, ein stabiles Ökosystem<br />
im Körper aufrechtzuerhalten. Der Darm lernt<br />
dafür, zwischen normalen Einflüssen und Schädlingen<br />
zu unterscheiden, um Letztere zu bekämpfen.<br />
Aber natürlich kann der Darm nur mit Dingen arbeiten,<br />
die er kennt. Viele Asiaten haben zum Beispiel eine<br />
Laktose-Intoleranz, weil sie nicht gewohnt sind, Milch<br />
zu trinken. Ihr Darm bildete darum die für deren Verdauung<br />
nötigen Enzyme nie aus. Die Darmflora eines<br />
Menschen aus dem asiatischen Raum sieht also anders<br />
aus als die eines Menschen aus Europa oder Amerika.<br />
Alles wirkt auf den Darm:<br />
Schmetterlinge im Bauch,<br />
Angst oder Stress.<br />
Genauso unterscheidet sich die Darmflora eines Menschen,<br />
der sich gesund ernährt, von jener eines Menschen,<br />
dessen Hauptnahrungsmittel Süssigkeiten sind.<br />
Der Gesundheits-Alleskönner<br />
Doch auch wenn der Darm ein Gewohnheitstier zu sein<br />
scheint: Durch eine gezielte Ernährungsumstellung können<br />
jederzeit positive Veränderungen erwirkt werden.<br />
Wer sich gesund ernährt, senkt das Risiko für Darmerkrankungen,<br />
Hämorrhoidalleiden, Darm- und eventuell<br />
Magenkrebs. Ausserdem werden Blutdruck und<br />
Cholesterinspiegel verbessert. Der Darm nimmt auch<br />
grossen Einfluss auf das Immunsystem und ist so Ur -<br />
sache für viele Krankheiten, die man nie mit ihm in<br />
Verbindung bringen würde. Zum Beispiel Allergien,<br />
Haut erkrankungen und Unverträglichkeiten. Zudem<br />
hat die Darmflora einen enormen Einfluss auf das Aussehen<br />
sowie das Körpergewicht.<br />
Gefühle sind Darmsache<br />
Das Gehirn ist das Organ mit den meisten Nervenzellen<br />
<strong>–</strong> und gleich danach kommt der Darm mit einer ganzen<br />
Million Nervenzellen. Emotionen beeinflussen die<br />
Darmfunktionen da, wo sie entstehen: im limbischen<br />
System, welches mit dem Darm verbunden ist. Dabei<br />
wirkt alles auf den Darm: Schmetterlinge im Bauch,<br />
Angst, Stress. Wenn Adrenalin ausgeschüttet wird, kann<br />
dies die Darmfunktion stören, Blähungen, Völlegefühl,<br />
Verstopfung sind die Folge. Andere Hormone, zum Beispiel<br />
Angsthormone, haben die gegenteilige Wirkung<br />
und der Darm schaltet auf Durchzug. Die Aussage «vor<br />
etwas Schiss haben» kommt also nicht von ungefähr.<br />
Umgekehrt wirkt der Darm auch auf die Gefühle:<br />
95 Prozent der Glückshormone werden im Darm gebildet.<br />
Wer also glücklich sein will, muss seinen Darm in<br />
Schuss halten. Und andersherum gilt: Der Darm merkt<br />
sich psychische Probleme. Wer also einen gesunden<br />
Darm will, sollte möglichst häufig glücklich sein.<br />
Tabuthema Stuhlgang<br />
Bei all diesen Abhängigkeiten stellt sich natürlich die<br />
Frage: Wann ist der Darm gesund? Ob es dem Darm gut<br />
geht, sieht man gut an der Farbe und Konsistenz des<br />
Stuhlgangs. Wenn dieser aussieht wie eine braune Paste,<br />
ist alles in Ordnung. Bei kleinen dunklen Kügelchen,<br />
die das Gefühl hinterlassen, dass noch mehr gehen >>><br />
Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi<br />
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