10/2015 – 01/2016
Fritz + Fränzi
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Lernen, wann, wo, wie und<br />
mit wem es mir gefällt?<br />
Das Konzept der erweiterten Lernwelten zeigt<br />
Ideen, wie die Schule Schülerinnen und Schüler<br />
auf die digitale Arbeitswelt vorbereiten kann.<br />
Text: Michael In Albon<br />
Das Arbeitsleben hat<br />
sich in den vergangenen<br />
Jahren stark verändert.<br />
Angestellte<br />
haben heute immer<br />
häufiger die Wahl: die Wahl zwischen<br />
Homeoffice oder physischer<br />
Präsenz im Unternehmen, die Wahl<br />
zwischen Grossraumbüro, Einzelbüro<br />
und Rückzugsraum <strong>–</strong> je nach Lust<br />
und Laune. Man könnte von «launebasiertem<br />
Arbeiten» sprechen.<br />
Was bedeutet das nun für die Schule,<br />
die unsere Kinder auf die Arbeitswelt<br />
von morgen vorbereitet? Wie<br />
kann «launebasiertes Lernen» stattfinden?<br />
Bei der Suche einer Antwort traf<br />
ich auf das Konzept der «erweiterten<br />
Lernwelten». Dieses pädagogische<br />
Konzept verknüpft analoges und<br />
virtuelles Lernen. Seine Grundidee<br />
lautet: Lernen mit Unterstützung<br />
des Internets öffnet den klassischen<br />
geschlossenen Lernalltag und weitet<br />
ihn aus <strong>–</strong> inhaltlich, sozial und<br />
räumlich. Ist die Schule der Zukunft<br />
also nur noch ein gelegentlicher<br />
Treffpunkt für Schülerinnen und<br />
Schüler, die an einem bestimmten<br />
Projekt interessiert sind?<br />
Individuelle Lernwege, Lernorte und<br />
Lernzeiten<br />
So könnte Lernen 2025 aussehen: Es<br />
findet in einer Cloud statt, wo die<br />
Daten über die Schülerinnen und<br />
Schüler gespeichert sind <strong>–</strong> Prüfungsergebnisse<br />
etwa und erreichte Kompetenzen.<br />
Wie die Daten in die<br />
Cloud wandern? Einerseits dokumentieren<br />
die Schüler selber ihre<br />
schulische und persönliche Entwicklung,<br />
andererseits arbeiten auch<br />
Lehrpersonen und Eltern in der<br />
Cloud. Der Lehrer erstellt zu einzelnen<br />
Themen Aufgaben und gliedert<br />
sie nach Kompetenzen. Die Schüler<br />
erarbeiten die Aufgaben selbständig,<br />
der Lehrer bewertet diese Inhalte<br />
und weist den Schülern neue individuelle<br />
Aufgaben zu.<br />
Ein typischer Tag könnte so aussehen,<br />
dass der Schüler die Schule<br />
betritt, sich mit der Lehrperson<br />
berät, seinen individuellen Lernweg<br />
für den Tag, die Woche oder den<br />
Monat festlegt und sich «auf seinen<br />
Lernweg» macht. Dieser kann ihn in<br />
Schulungsräumen oder in einem<br />
Café mit anderen Schülerinnen und<br />
Schülern zu einem intensiven Austausch<br />
in der Gruppe zusammenführen,<br />
so dass soziales Lernen weiterhin<br />
ein Bestandteil bleibt.<br />
Sein Weg kann ihn aber auch in<br />
eine Vorlesung, in ein persönliches<br />
Ge spräch, in ein Lernspiel oder digital<br />
zu Video-Tutorials, Skype-Besprechungen<br />
oder Online-Lernspielen<br />
führen. Der Lernweg kann auch<br />
in eine stille Arbeit am eigenen<br />
Arbeitsplatz münden <strong>–</strong> im eigenen<br />
Zimmer zu Hause etwa oder im<br />
Wohnzimmer der Grosseltern.<br />
Unterstützt durch mobile Endgeräte,<br />
die überall Zugang zu Wissen<br />
ermöglichen, werden neue Orte zu<br />
Lernorten. Das Lernen wird durch<br />
das Konzept der erweiterten Lernwelten<br />
zudem weniger zeitgebunden.<br />
Das verlangt von Schulen und<br />
auch Eltern eine grosse Offenheit,<br />
denn Schülerinnen und Schüler<br />
können ihren Unterricht weitgehend<br />
selber organisieren. Sie kommen<br />
und gehen, wann es ihnen<br />
passt. Vielleicht brauchen sie <strong>–</strong> einzeln<br />
oder in Gruppen <strong>–</strong> Unterstützung<br />
und Begleitung. Genau so, wie<br />
es heute in der Arbeitswelt immer<br />
häufiger funktioniert.<br />
Wohin Schulen steuern, wissen<br />
wir nicht. Und der Schulalltag verändert<br />
sich auch nicht über Nacht.<br />
Eines ist aber sicher: Digitale Geräte<br />
haben längst Einzug in den Schulalltag<br />
gehalten. Wie schnell und<br />
stark sie ihn verändern, wird sich<br />
zeigen.<br />
Michael In Albon<br />
ist Jugendmedienschutz-Beauftragter<br />
von Swisscom.<br />
Auf Medienstark finden Sie Tipps und interaktive<br />
Lernmodule für den kompetenten Umgang<br />
mit digitalen Medien im Familienalltag.<br />
swisscom.ch/medienstark<br />
70 Dezember <strong>2<strong>01</strong>5</strong> / Januar 2<strong>01</strong>6 Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi