10/2015 – 01/2016
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
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Dossier<br />
>>> Ich möchte, dass meine Kinder mit einem Vater<br />
aufwachsen <strong>–</strong> nicht mit einem Psychologen. Dabei leitet<br />
mich eher eine Haltung als eine Methode. Diese habe<br />
ich nicht aus der Literatur, sondern hauptsächlich von<br />
meinen Eltern übernommen. Ich glaube, dass es wichtig<br />
ist, sich immer wieder neu auf Kinder, ihre Welt und ihr<br />
Tempo einzulassen, Geduld zu haben und sich Zeit zu<br />
nehmen, Liebe und Respekt zu zeigen.<br />
Als Vater sage ich aber auch mal: «Jetzt reichts! Hör<br />
auf mit diesem Mist!» oder «Du machst jetzt einfach,<br />
was ich sage <strong>–</strong> nein, nicht ‹warum› <strong>–</strong> du machst das, weil<br />
ich das sage und basta!».<br />
Ich finde es richtig und wichtig,<br />
dass wir uns erlauben, in der<br />
Erziehung Fehler zu machen.<br />
Ich finde es richtig und wichtig, dass wir es uns erlauben,<br />
in der Erziehung Fehler zu machen. Ich bin der Meinung,<br />
dass Kinder von einem echten Menschen, der mal<br />
lacht, wenn er nicht sollte, mal unfair ist, mal keine Lust<br />
hat und an seine Grenzen kommt, mehr profitieren als<br />
von jemandem, der sich ständig hinterfragt oder seine<br />
Kinder nach Schema F erzieht.<br />
Was den Umgang mit Erziehungsratgebern und -methoden<br />
angeht, finde ich es wichtig, dass der gesunde Menschenverstand,<br />
das eigene Empfinden über Theo rien,<br />
Prinzipien und Regeln stehen.<br />
Eine Mutter erzählte mir kürzlich ganz aufgelöst, sie<br />
hätte ein Buch gelesen, in dem der Autor eindrücklich<br />
davor warne, Kinder zu loben. Sie hätte dies bis anhin<br />
immer falsch gemacht. Dabei sei ihr jetzt klar, dass Lob<br />
eine Form der Manipulation sei und die echte Motivation<br />
eines Kindes untergrabe. Ich stellte ihr folgende<br />
Frage: «Wenn Ihnen ab heute niemand mehr sagt, dass<br />
Sie gut gekocht haben und Ihr Essen schmeckt <strong>–</strong> kochen<br />
Sie dann lieber? Wenn Ihr Chef Ihnen von heute an nie<br />
mehr sagt, dass er zufrieden ist oder Sie Ihre Sache gut<br />
machen <strong>–</strong> fühlen Sie sich dann weniger manipuliert?»<br />
Ihre Antwort darauf war: «Danke <strong>–</strong> jetzt bin ich beruhigt.»<br />
Natürlich gibt es Studien, die zeigen, dass die intrinsische<br />
Motivation <strong>–</strong> die Motivation, die aus eigenem Antrieb<br />
entsteht <strong>–</strong> abnehmen kann, wenn ein Kind für eine Tätigkeit,<br />
die es gerne tut, ständig zusätzlich belohnt und<br />
gelobt wird. Wir können uns auch manipuliert fühlen,<br />
wenn wir merken: Der Chef lobt mich nur, damit ich<br />
mich abrackere und Überstunden mache. Aber deswegen<br />
sollten wir nicht gleich darauf verzichten, anderen<br />
Menschen unsere Anerkennung zu zeigen.<br />
Auf die gleiche Weise gibt es Situationen, in denen<br />
es wichtig ist, mit Kindern über ihre Bedürfnisse und<br />
Gefühle zu sprechen und nach dem Warum zu fahnden.<br />
Es kann aber auch Situationen geben, in denen es ange-<br />
Im nächsten Heft:<br />
Kiffen<br />
Foto: Herbert Zimmermann / 13 Photo<br />
Cannabis ist unter Jugendlichen so weit<br />
verbreitet wie seit zehn Jahren nicht mehr.<br />
Warum? Wann ist man süchtig? Ist Cannabis<br />
gefährlich? Was sagt das Gesetz?<br />
Was sollen Eltern tun, wenn sie merken:<br />
mein Kind kifft? Fakten, Meinungen von<br />
Experten und Stimmen von Jugendlichen <strong>–</strong><br />
im Februar-Dossier.<br />
30 Dezember <strong>2<strong>01</strong>5</strong> / Januar 2<strong>01</strong>6 Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi