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Der „Dreh“ für e<strong>in</strong>en<br />
gesunden Rücken<br />
Hexenschuss, Bandscheibenvorfall, Ischias –<br />
Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Ursachen<br />
für Krankschreibungen und sogar für Rentenanträge <strong>in</strong><br />
Deutschland. Diese Übungen schaffen Abhilfe!<br />
Von: Dr. Ronald Ste<strong>in</strong>er<br />
Die gute Nachricht<br />
Die kürzesten und tiefsten Rückenmuskeln Mm. Rotatores brevi<br />
verlaufen fast horizontal von e<strong>in</strong>em Wirbel zum nächsten, die Mm.<br />
Rotatores longi schräg nach oben zum übernächsten. Die Mm. Multifidi<br />
überspr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>en o<strong>der</strong> mehrere Wirbel und verlaufen dadurch<br />
noch schräger nach oben. Diese Muskeln können zwei o<strong>der</strong> mehrere<br />
Wirbel gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> rotieren lassen und sie etwas zur Seite bzw.<br />
nach h<strong>in</strong>ten neigen.<br />
Geme<strong>in</strong>sam halten die kürzesten und tiefsten Rückenmuskeln, die<br />
Mm. Rotatores brevi und longi und die Mm. Multifidi, die Wirbel<br />
relativ zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong> Balance.<br />
Yoga kann effektiv helfen, denn 90 Prozent <strong>der</strong> Rückenschmerzen<br />
basieren auf e<strong>in</strong>er Fehlfunktion bzw. neuronalen Fehlsteuerung <strong>der</strong><br />
Muskulatur. An den tiefen Rückenmuskeln, oft auch Rotatoren<br />
genannt, anzusetzen, das ist <strong>der</strong> entscheidende „Dreh“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Yogatherapie.<br />
Die Wissenschaftler Hungerford, Gilleard und Hodges<br />
verdeutlichen e<strong>in</strong>drücklich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Studie aus dem Jahr 2003 an<br />
<strong>der</strong> Universität <strong>in</strong> Sydney die muskuläre Fehlfunktion bzw. Fehlsteuerung<br />
als Ursache für Rückenschmerzen: Probanden sollten<br />
e<strong>in</strong>em Signal folgend e<strong>in</strong>e Bewegung ausführen. Dabei wurde mit<br />
Elektroden die Zeit bis zum Ansprechen verschiedener Muskeln<br />
gemessen. Während die Armmuskulatur bei allen Studienprobanden<br />
etwa gleichzeitig reagierte, zeigte sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe mit<br />
chronischen tiefen Rückenschmerzen – <strong>in</strong> diesem Fall handelte es<br />
sich um e<strong>in</strong> ISG-Syndrom – e<strong>in</strong>e Verzögerung <strong>der</strong> tiefsten Rückenmuskeln<br />
(Mm. Multifidi). Diese wurden erst nach <strong>der</strong> Anspannung<br />
<strong>der</strong> Armmuskulatur aktiv.<br />
Die tiefen Rotatoren des Rückens<br />
Die Mm. Multifidi gehören, zusammen mit den Mm. Rotatores<br />
brevi et longi, zu den tiefsten und kürzesten Rückenmuskeln. Die<br />
Mm. Rotatores brevi veb<strong>in</strong>den den Querfortsatz e<strong>in</strong>es Wirbels mit<br />
dem Dornfortsatz des darüber liegenden Wirbels. Die Mm. Rotatores<br />
longi überspr<strong>in</strong>gen h<strong>in</strong>gegen e<strong>in</strong>en Wirbel, die Mm. Multifidi<br />
sogar mehrere <strong>in</strong> ihrer Verb<strong>in</strong>dung zu e<strong>in</strong>em oberhalb gelegenen<br />
Dornfortsatz. Aus dem Verlauf ergibt sich die Funktion: Spannt<br />
e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelner dieser Muskeln an, so rotieren die beiden durch ihn verbundenen<br />
Wirbel gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Bei den Mm. Rotatores longi und<br />
Mm. Multifidi kommt e<strong>in</strong>e leichte Seit- und Rückneigung h<strong>in</strong>zu.<br />
In <strong>der</strong> Praxis s<strong>in</strong>d diese Muskeln jedoch weniger für tatsächliche<br />
Bewegungen <strong>der</strong> Wirbelsäule verantwortlich, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />
für die Stabilisierung <strong>der</strong> Wirbel gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Wie die Ergebnisse<br />
von Hungerford und se<strong>in</strong>en Kollegen zeigen, wird bei e<strong>in</strong>em<br />
gesunden Bewegungsablauf zuerst <strong>der</strong> Rücken über eben diese<br />
tief liegende Muskulatur stabilisiert, dann erst folgt die äußere<br />
Bewegung. Bei e<strong>in</strong>em gestörten und damit schmerzhaften Bewegungsablauf<br />
h<strong>in</strong>gegen wird zuerst die äußere Muskulatur aktiv.<br />
Diese Bewegung führt dann zu e<strong>in</strong>er verän<strong>der</strong>ten Statik im Körper,<br />
verbunden mit e<strong>in</strong>er unkoord<strong>in</strong>ierten Verdrehung o<strong>der</strong> Verkippung<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirbelsäule. Erst <strong>der</strong> entstehende Schmerz führt <strong>in</strong> diesem<br />
Fall zur Aktivierung <strong>der</strong> tiefen Rückenmuskulatur.<br />
VEGAN World N O 05<br />
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