Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt, Ausgabe 11/2006
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<strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
28<br />
SHÄ:<br />
Wenn wir uns der Andrologie zuwenden, was<br />
umfasst das Fach nach Ihrem Verständnis heute -<br />
mehr als Störungen der männlichen Zeugungsfähigkeit?<br />
Und gibt es genügend Andrologen?<br />
PROF. ROF.<br />
SCHIRREN<br />
SCHIRREN:<br />
Die heutige Andrologie hat sich aus dem Kernbereich<br />
der Fortpflanzungsstörungen des Mannes<br />
entwickelt. Im Laufe der Jahre sind einige<br />
Gebiete hinzugekommen<br />
wie das große<br />
Feld der Potenzstörungen.<br />
Sodann<br />
die verschiedenenoperativenVerfahren<br />
und auch<br />
das Klimakterium<br />
virile.<br />
Das bedeutet,<br />
dass auch Fra-<br />
Historisches Praxisgebäude der Familie in Kiel<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong> <strong>11</strong>/<strong>2006</strong><br />
gen der Psychologie und Psychotherapie sich<br />
zwanglos einordneten und eine völlig neue zusätzliche<br />
Ausbildung der Andrologen erforderlich<br />
machten.<br />
Ob es genügend Andrologen gibt, ist schwer zu<br />
sagen. Ich habe zahlreiche Doktoranden gehabt,<br />
von denen sich viele für Andrologie im „Nebenberuf“<br />
entschieden haben. Fast alle haben aber<br />
diese Spezialität wieder aufgegeben, weil die<br />
Honorierung nicht ausreichend war, um z. B. eine<br />
technische Hilfskraft zu bezahlen. Ich selbst<br />
hatte ein Angebot, in ein Institut für<br />
Hormonforschung und Reproduktionsmedizin<br />
für den Bereich der Andrologie<br />
einzutreten. Ich habe abgelehnt, da ich<br />
das damit verbundene finanzielle Risiko<br />
in meinem Alter nicht mehr auf mich<br />
nehmen wollte und im Übrigen der Auffassung<br />
war, dass eine solche Institution<br />
an die Universität gehören würde.<br />
SHÄ:<br />
Wie beurteilen Sie die interdisziplinäre<br />
Kooperation mit benachbarten Fächern<br />
wie Urologie, Gynäkologie/Reproduktionsmedizin,<br />
Humangenetik, Endokrinologie?<br />
Wurde die Eigenständigkeit einer<br />
Andrologie anerkannt oder eher eine<br />
Querschnittsfunktion reklamiert?<br />
PROF. ROF.<br />
SCHIRREN<br />
SCHIRREN:<br />
Ich habe mit den genannten Fächern immer eine<br />
sehr gute Kooperation gehabt. Das hängt ja<br />
auch von der persönlichen Begegnung mit den<br />
jeweiligen Direktoren ab. In Eppendorf war die<br />
Andrologie integriert. An weiteren Universitäten<br />
wie Berlin, Marburg, Köln, Gießen und Freiburg<br />
gab es entsprechende Spezialabteilungen.<br />
Sie existieren aber nicht mehr, weil man sich<br />
sehr für experimentelle Dermatologie interessierte.<br />
Ich bin allerdings sehr glücklich darüber,<br />
dass mein jahrzehntelanger Kampf um eine Zusatzbezeichnung<br />
Andrologie jetzt doch noch erfolgreich<br />
entschieden worden ist.<br />
SHÄ:<br />
Was halten Sie von Anti-Aging-Medizin für<br />
den Mann? Impliziert jede Testosteronspiegel-