Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt, Ausgabe 11/2006
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt, Ausgabe 11/2006
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt, Ausgabe 11/2006
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
42<br />
Ärzte tun können, um diese leidige Praxis der<br />
Versicherer zu beenden, beantwortete Fritz<br />
Hohagen so: „Sicher ist es schwer für den einzelnen<br />
Arzt, dagegen anzugehen. Die deutsche<br />
Ärzteschaft insgesamt aber muss jetzt reagieren,<br />
und sei es deshalb, damit endlich umgesetzt<br />
wird, was der Deutsche Ärztetag in seiner Entschließung<br />
gegen Stigma und Ausgrenzung von<br />
Menschen mit psychischen Erkrankungen beschlossen<br />
hat!“ Es könne nicht länger angehen,<br />
dass junge Menschen eine Psychotherapie aus<br />
eigener Tasche bezahlten, nur aus Angst, sich<br />
später vielleicht nicht privat versichern zu können,<br />
dies sei nicht zumutbar, denn: „Die Wahl<br />
zwischen PKV und GKV muss jedem Menschen<br />
offen stehen. Wenn aber, wie im Fall einer psychischen<br />
Erkrankung, erst gar kein Angebot gemacht<br />
wird, dann ist das der eigentliche Skan-<br />
Uni-Kinderklinik Kiel<br />
System zur Fehlervermeidung<br />
eingeführt<br />
Die Kieler Uni-Kinderklinik beteiligt sich zusammen<br />
mit 13 anderen norddeutschen Kinderkliniken<br />
an einem System zur Erfassung von kritischen<br />
Zwischenfällen. Jeder tatsächlich eingetretene,<br />
aber auch jeder vermiedene Fehler hilft<br />
dabei, künftig Zwischenfälle zu vermeiden.<br />
„Kommunikation ist der Schlüssel zur Fehlervermeidung<br />
“, sagt Dr. Olaf Jung. Der<br />
Oberarzt in der Uni-Kinderklinik hat beobachtet,<br />
dass er, seine neun ärztlichen Kollegen<br />
und die rund 45 Schwestern der Station<br />
seit Einführung des Fehlerberichtssystems<br />
noch häufiger miteinander sprechen,<br />
um folgenschwere Missverständnisse zu<br />
vermeiden.<br />
So hat das Team von Klinikdirektor Prof.<br />
Dr. Hans-Heiner Kramer zum Beispiel neben<br />
den täglichen Übergaben noch eine zusätzliche<br />
Besprechung, an der Schwestern<br />
und Ärzte teilnehmen, eingerichtet. Eine<br />
Auswertung des für das Projekt verantwortlichen<br />
Bremer Instituts für Gesundheits-<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong> <strong>11</strong>/<strong>2006</strong><br />
dal!“, stellt Fritz Hohagen lapidar fest, erinnert<br />
erneut an das Gleichstellungsgesetz und fügt<br />
hinzu: „Wir reden an diesem Punkt ja noch gar<br />
nicht von einem Zuschlag bei schweren psychischen<br />
Erkrankungen.“ Der DGPPN-Präsident<br />
wünscht sich zudem aus der Bevölkerung Druck<br />
auf die PKV, die Menschen sollten ihr Recht<br />
auf Gleichbehandlung einfordern. Wiederum sei<br />
der Einzelne in einer schwachen Position, da er<br />
ja nichts verheimlichen dürfe, aber: „Das Gleichstellungsgesetz<br />
muss die PKV in die Pflicht nehmen!“<br />
Zudem bescheinigte der Psychiater den<br />
privaten Versicherern eine gewisse Ignoranz:<br />
„Ich erinnere noch einmal an die guten Behandlungsmöglichkeiten<br />
bei psychischen Erkrankungen<br />
- die PKV weiß dies offenbar nicht,<br />
sonst wäre es völlig unverständlich, warum sie<br />
sich weigert, Versicherte zu gewinnen!“ (wl)<br />
und Medizinrecht (IGMR) bestätigt Jungs Beobachtung:<br />
Kommunikationsprobleme sind<br />
häufig der Grund für Fehler in den Kliniken.<br />
Sowohl zwischen Ärzten und Pflegekräften, zwischen<br />
den Ärzten und auch innerhalb der Pflegekräfte.<br />
Die Projektkoordinatoren Prof. Dr.<br />
Dieter Hart und Dr. Kathrin Becker-Schwarze<br />
haben bei der Auswertung von rund 900 Fehlerberichtsbögen<br />
der 14 beteiligten Kliniken außerdem<br />
festgestellt, dass Ärzte bei den Meldungen<br />
häufiger organisatorisch-institutionelle<br />
Gründe für die Zwischenfälle angeben, während<br />
Ist von den Vorteilen des Fehlerberichtssystems in Kiel überzeugt:<br />
Dr. Olaf Jung (Fotos: di)