MOTORRAD Classic 06/2016

AUF ACHSE I
Yamaha XT 500
Die kleine Vorderbremse
zwingt zu vorausschauendem
Fahren und
dankt dem Motor für
unterstützende Wirkung
kaum von hubraumkleineren Viertakt-
Japanern dieser Zeit zu unterscheiden.
Dennoch stark. Beruhigend. Brabbelt
nicht wie die Fours oder meckert wie die
Zweitakter. Schüttelt, schlürft, will jetzt
los. Leichtgängig trennt die Kupplung, auf
kurzem Weg rastet lautlos der erste Gang
ein, schön berechenbar und sanft öffnet
der Gasschieber. Zweiter Gang, dritter,
jetzt erst mal einrichten auf der kurzen
Bank. Stimmt ja, Langbeinige sitzten eigentlich
immer auf dem Sozius-Halte riemen.
Macht nichts. Schon wieder schalten, kein
schlechter Antritt, und dann noch mal und
mit rund 3500 Touren im Fünften sinnig
warmlaufen lassen. Vibrationen? Hier irrt
das Langzeitgedächtnis, so schlimm sind
die nicht. Eher nett, zumal die munteren
Straßen des Weserberglands keine konstanten
Drehzahlen zulassen. Locker
wechselnd zwischen viertem und fünftem
Gang zieht die XT dahin. Die Buchenknospen
leuchten gelbbraun im Gegenlicht,
über einem kleinen Dorf – auch da
reicht der Vierte – grüßen drei, vier frühe
Schwalben, eine Kindergartentruppe steht
winkend hinterm Spielplatzzaun und auf
der übernächsten Wiese toben die Lämmer.
Willkommen im XT-Land, Heimat
frohen Motorradwanderns und tiefer Sinneseindrücke.
Natürlich konnte dieses Aussteigen auf
Rädern vor 40 Jahren auch mit anderen
Motorrädern klappen. Aber bei keinem
lag es so nahe wie bei der XT. Mit ihrem
breiten Lenker und der aufrechten, sehr
komfortablen Sitzposition. Mit einer damals
fast einzigartig lässigen Motorcharakteristik.
Eine sensible Gashand kitzelt
ab 2000 Umdrehungen verwertbare Leistung
aus dem braven Zweiventiler, 1000
Touren später geht es voran, weitere 500
Auch hinten bremst nicht wirklich viel,
aber das, was bremst, sieht gut aus
12 MOTORRAD CLASSIC 6/2016
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