MOTORRAD Classic 06/2016
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Ausfahrten im Rahmen irgendwelcher Treffen weit<br />
hinaus. Letztes Jahr etwa hat Gert mit der Indian an<br />
die 2500 Kilometer abgespult. Das hält er für völlig<br />
normal. „Was soll hier denn kaputtgehen?“, verweist<br />
er mit rundum lachendem Gesicht auf die<br />
offen liegende Technik, dann tritt er den Kickstarter<br />
und brummt los.<br />
Man stelle sich das vor: Dieses Teil ist kurz vor<br />
Ausbruch des Ersten Weltkriegs gebaut worden. Es<br />
ist durch Lande gerauscht, die den unseren nur<br />
noch entfernt ähneln. Und fährt immer noch, ungerührt<br />
von allen Zeitenläufen, tut gar so, als werde<br />
sich daran auch in den nächsten 100 Jahren nichts<br />
ändern. Wenn das keinen Respekt abnötigt. Zu<br />
selbstbewusstem Auftritt hatte diese Indian allerdings<br />
schon in ihrem Geburtsjahr jeden Grund,<br />
denn mit knapp 32 000 Einheiten galt ihr Hersteller,<br />
die Hendee Manufacturing Company aus Springfield/Massachusetts,<br />
als größter Motorradhersteller<br />
der Welt. Bereits damals machten die 1907 vorgestellten<br />
V-Zweizylinder rund 90 Prozent der Produktion<br />
aus und sorgten für satte Gewinne. Von<br />
Firmen-Miteigner Oscar Hedstrom entwickelt, hatten<br />
die Twins von Anfang an den markentypischen<br />
42-Grad-Zylinderwinkel; sie entstanden zunächst<br />
mit 640 cm³ fürs fahrende Volk und mit 988 für den<br />
Sportsmann, bald jedoch kriegten alle den ganzen<br />
Liter. Seit 1908 besaßen sie je zwei wechselgesteuerte<br />
Ventile (Einlass über Auslass), zu deren Betätigung<br />
eine zentrale Nockenwelle und dank gewitzter<br />
Kipp- und Winkelhebel nur je ein Nocken für<br />
Ein- und Auslass genügten. Die meisten Twins vertrauten<br />
der einfachen Magnetzündung, der Vergaser<br />
stammte eigentlich von Indian selbst (Hedstrom-Vergaser),<br />
wurde aber – wie bei Gerts Maschine<br />
– gern gegen das von der US-Firma Schebler<br />
speziell angebotene und milde leistungssteigernde<br />
Pendant getauscht.<br />
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