MOTORRAD Classic 06/2016
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
IM DETAIL: YAMAHA XT 500<br />
(1976 – 1989)<br />
Preis 1978: 5098 Mark<br />
Technik<br />
Wie es so ihre Art ist, imitierten Japans<br />
Ingenieure den klassischen Viertakt-<br />
Einzylinder europäischer Prägung nicht<br />
einfach, sondern modernisierten ihn<br />
ziel gerichtet. Statt Lang- setzten sie auf<br />
moderaten Kurzhub, zudem verordneten<br />
sie weniger Schwungmasse als bis dato<br />
üblich. Diese brachten sie in zwar recht<br />
breiten, aber dafür im Durchmesser<br />
kleinen Schwungscheiben unter, und dadurch<br />
wiederum war ein kurzes Pleuel<br />
möglich. Ergebnis: auffallend geringe<br />
Bauhöhe. Länge wiederum sparte Yamaha<br />
durch das schön kompakt gehaltene<br />
Getriebe und den Zahnrad-Primärtrieb.<br />
Jetzt noch den Zylinder leicht nach vorn<br />
geneigt – schon passt das alles wunderbar<br />
in ein simples und halbwegs hochbeiniges<br />
Enduro-Fahrwerk.<br />
Im Prinzip kam die XT 500 ziemlich gesund<br />
auf die Welt, ernstere Schäden<br />
konnten anfangs durch Undichtigkeiten<br />
des Ölpumpen-Gehäusedeckels entstehen,<br />
der seit 1979 mit fünf statt drei<br />
Schrauben befestigt wird. Schon im Jahr<br />
zuvor vebesserten breitere Kühlrippen<br />
den Wärmehaushalt. Erst gegen Ende<br />
ihrer Bauzeit gab‘s 1984 Kipphebel mit<br />
besser gehärteten Laufflächen (Hartblock)<br />
und eine gegen Verdrehen besser<br />
gesicherte Kipphebelachse, außerdem<br />
mündet die Ölsteigleitung nun beim<br />
thermisch heikleren Auslass- und nicht<br />
mehr beim Einlassventil.<br />
Ganz wichtig: Ab 1979 trug der Mikuni-<br />
Vergaser einen sogenannten Warmstartknopf.<br />
Oder doch nicht wichtig? Auf jeden<br />
Fall wird damit das Standgas etwas<br />
angehoben, und das kann bei warmem/<br />
heißem Motor nicht schaden. Viel wichtiger<br />
jedoch ist, den Kickstarter mit<br />
gezogenem Dekompressionshebel zwei-,<br />
dreimal durchzutreten und so den Motor<br />
ordentlich durchzulüften. Fest steht,<br />
dass Leute, die eine ordentlich gewartete<br />
XT länger als zwei Tage kennen, mit<br />
dem Ankicken eigentlich keine Probleme<br />
mehr haben.<br />
Jetzt noch kurz zum Fahrwerk. Hier<br />
muss die seit 1980 verlängerte Gabel –<br />
nun mit Achsaufnahmen vor den Tauchrohren<br />
– erwähnt werden, im selben<br />
Jahr spendierte Yamaha außerdem stabilere<br />
Gabelbrücken und einen Tank aus<br />
Alu- statt Stahlblech sowie eine etwas<br />
längere Sitzbank. Und die Elektrik? Bis<br />
1986 ließ man sich Zeit, um endlich von<br />
6 auf 12 Volt umzustellen.<br />
Markt<br />
Mit rund 25 000 Zulassungen allein in<br />
Deutschland zählt die XT wirklich nicht<br />
zu den Exoten. Aber einerseits wurden<br />
etliche kaputtgeritten, zweitens hängen<br />
zu viele tolle Erinnerungen an ihr und<br />
drittens sorgt sie noch heute für ganz<br />
besondere Fahrerlebnisse. Kurzum: Die<br />
Nachfrage nach guten XT ist hoch, der<br />
Yamaha-Klassiker dementsprechend<br />
teuer geworden. Brauchbare Angebote<br />
beginnen frühestens bei 2500 Euro,<br />
das ist mal eine Ansage. Doch auch wer<br />
4000 hinlegt, kommt meist über kurz<br />
oder lang nicht um eine Motorrevision<br />
herum: XT wurden selten geschont,<br />
selbst die jüngsten haben mittlerweile<br />
über 25 Jahre auf dem Buckel. Den<br />
Motor zu machen ist dank der vielen<br />
Wälzlager zwar kein Hexenwerk, geht<br />
aber trotzdem ins Geld. Ganz zu schweigen<br />
von den Kosten, wenn die XT wieder<br />
wie neu dastehen soll. Dann stehen<br />
am Ende nicht selten 9000 bis 11 000<br />
Euro unterm Strich, je nach Aufwand.<br />
Die Ersatzteillage ist vergleichsweise<br />
entspannt, zumal viele Sachen – etwa<br />
die rostanfällige Auspuffanlage – in guter<br />
oder gar verbesserter Qualität nachgefertigt<br />
werden. Schwer zu bekommen<br />
sind Original-Tanks sowie sämtliche<br />
spezifischen Teile der sehr begehrten<br />
76er-Erstausgabe. Auch einige Getrieberäder<br />
machen sich langsam rar.<br />
Spezialisten<br />
Restaurierung, Service, Motorüberholung:<br />
Motorrad Müller<br />
Kasseler Str. 11,<br />
37688 Beverungen-Blankenau,<br />
Telefon 0 52 73/3 56 70,<br />
www.motorrad-mueller.net<br />
Nachfertigungsteile, Zubehör:<br />
Kedo Performance Products<br />
Telefon 0 40/40 17 02 00,<br />
www.kedo.de<br />
Clubs und<br />
Foren<br />
Deutsches Forum<br />
Die hiesige Szene bündelt sich unter:<br />
www.xt500.org. Dort werden auch die<br />
Termine der diversen deutschen<br />
Stammtische bekanntgegeben.<br />
Websites<br />
Sehr schön gemacht und informativ ist<br />
die private Schweizer Seite www.xt500.<br />
ch. Dort gibt‘s auch eine lückenlose<br />
Modellgeschichte.<br />
Ebenfalls sehr sehenswwert die Seite<br />
des Hamburger XT-Stammtischs www.<br />
xt-500.de. mit vielen technischen Infos.<br />
Klassik-Treffen<br />
Die volle Ladung XT 500 gibt es beim<br />
Klassik-Treffen in Blankenau bei Motorrad<br />
Müller am Sonntag, 29. Mai.<br />
Daten (Jahrgang 1978)<br />
Motor: Luftgekühlter Einzylinder-<br />
Viertaktmotor, eine obenliegende<br />
Nockenwelle, zwei Ventile, über<br />
Kipphebel betätigt, B x H: 87 x 84<br />
mm, Hubraum 499 cm³, Leistung<br />
20 kW (27 PS) bei 5900/min<br />
Kraftübertragung: Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />
Fünfganggetriebe,<br />
Kettenantrieb<br />
Fahrwerk: Einschleifenrahmen<br />
aus Stahlrohr mit gegabeltem<br />
Unterzug, Telegabel vorn, Ø 36<br />
mm, Zweiarmschwinge aus Stahlrohr,<br />
zwei Federbeine, Drahtspeichenräder,<br />
Reifen 3.25 x 21<br />
vorn, 4.00 x 18 hinten, Simplex-<br />
Trommelbremse vorn, Ø 160 mm,<br />
Simplex-Trommelbremse hinten,<br />
Ø 150 mm<br />
Maße und Gewichte: Radstand<br />
1420 mm, Gewicht vollgetankt<br />
155 kg<br />
Fahrleistung: Höchstgeschwindigkeit<br />
125 km/h<br />
Historie<br />
1976:In limitierter Zahl kommt<br />
die XT offiziell nach Deutschland,<br />
aber auch Grauimporteure bieten<br />
sie bereits an. Kennzeichen: der<br />
unten verlaufende Krümmer.<br />
Preis: 4995 Mark<br />
Hier folgt die Form wirklich<br />
der Funktion, nur der Krümmer<br />
ging offroad zu oft platt und<br />
wurde 1977 ja auch geändert<br />
1981:In den USA feierte die<br />
leicht gestrippte und bis 1981<br />
gebaute TT-Version Erfolge, aber<br />
auch in Japan kam die XT gut an.<br />
Zum Beispiel in der wunderbaren<br />
bordeauxroten Lackierung.<br />
1989:Mit viel Chrom behängt<br />
geht die XT 1988 in ihre letzte<br />
Runde, nur noch Frankreich und<br />
Deutschland werden mit diesem<br />
Sondermodell beliefert, 1989 ist<br />
Schluss. Preis: 6640 Mark