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Gedenkschrift zur zweiten Stolpersteinverlegung in Bruchsal am 27. Juni 2016

in dieser Broschüre werden unter anderem die Schicksale Angehöriger der Bruchsaler Familien Bornhäuser, Prager, Bär, Kahn und Oppenheimer dokumentiert, allesamt Opfer des NS-Regimes.

in dieser Broschüre werden unter anderem die Schicksale Angehöriger der Bruchsaler Familien Bornhäuser, Prager, Bär, Kahn und Oppenheimer dokumentiert, allesamt Opfer des NS-Regimes.

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Gründer der <strong>Bruchsal</strong>er Volkshochschule, dem Lehrer He<strong>in</strong>rich Schweizer, begonnen wurde,<br />

wurde heftig über Flugblätter und die Zeitung ausgetragen. Später brüsteten sich diese<br />

Nazis mit diesen Ereignissen <strong>in</strong> der 1937/38 verfassten „K<strong>am</strong>pfgeschichte der <strong>Bruchsal</strong>er<br />

NSDAP“. Im Mai 1932 unterrichteten 35 jüdische Lehrer an den badischen Volksschulen.<br />

In <strong>Bruchsal</strong> gab es zwei jüdische Volkschullehrer und vier weitere jüdische Lehrer (Gymnasium,<br />

Musikschule, Handelsschule). Im April 1933 wurde Prager vorübergehend vom<br />

Dienst suspendiert. Er konnte jedoch aufgrund der Ausnahmeregelung als Frontkämpfer<br />

1933 vorerst noch im Amt bleiben. D<strong>am</strong>it war er e<strong>in</strong>er von sechs jüdischen Hauptlehrern<br />

<strong>in</strong> ganz Baden, die man vorläufig im Schuldienst beließ. Am 3.10.1935 ordnete das<br />

badische Kultusm<strong>in</strong>isterium <strong>in</strong> Karlsruhe aufgrund der „Nürnberger Gesetze“ die „Beurlaubung“<br />

Pragers an. Er war zu diesem Zeitpunkt der letzte jüdische Be<strong>am</strong>te im heutigen<br />

Landkreis Karlsruhe. Die Pensionierung erfolgte zum 31.12.1935, die Rente i. H. v. 436 RM<br />

monatlich wurde ab 1.1.1936 planmäßig<br />

ausbezahlt, e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>derzahlung<br />

wurde von W. Prager im März<br />

1936 rekl<strong>am</strong>iert und dann nacherstattet.<br />

Vom 1.1.1939 bis 31.10.1940<br />

wurde die Rente auf 324 RM gekürzt.<br />

Am 13.10.1935 richtete das Badische<br />

Kreisschul<strong>am</strong>t <strong>Bruchsal</strong> <strong>in</strong> der<br />

Hebelschule e<strong>in</strong>e „Judenklasse“ e<strong>in</strong>,<br />

deren Leiter wurde Wilhelm Prager,<br />

unterstützt durch zwei oder<br />

drei Kollegen. Die Verdienstmöglichkeiten<br />

waren unzulänglich,<br />

aber immerh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> bescheidenes Styrumstr. 20 (früher Stirumstr. 5). Foto: F. Jung<br />

Auskommen möglich. Prager reiste auch im Oktober 1935 im Auftrag des Kreisschul<strong>am</strong>ts<br />

zu den Eltern auswärtiger Schüler <strong>in</strong> der Umgebung, um sie zum E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die<br />

Judenschule zu bewegen. Er berichtete über die Vorbehalte der Eltern: Bezahlung des<br />

Fahrgelds, Belästigung während der Fahrt. Am 1.9.1936 wurde die Leitung der Judenschule<br />

an Erna Kl<strong>in</strong>g aus Mannheim übertragen. Es gab, z. B. im Oktober 1936, dort 26<br />

Schüler <strong>in</strong> zwei Klassen (jahrgangsübergreifend). Mit dem Novemberpogrom 1938 k<strong>am</strong><br />

auch das Ende der jüdischen Schulabteilung an der <strong>Bruchsal</strong>er Hebelschule. Wilhelm<br />

Prager wurde mitten aus dem Unterricht herausgeholt und mit den anderen jüdischen<br />

Männern <strong>Bruchsal</strong>s nach Dachau verschleppt. Die Judenschule wurde <strong>am</strong> 7.12.1938 im<br />

Sitzungszimmer der jüdischen Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> der Huttenstraße wiedereröffnet – vermutlich<br />

nur durch Erna Kl<strong>in</strong>g, bis W. Prager (<strong>am</strong> 17.12.1938) und Kollege Herbert Kahn aus<br />

Dachau <strong>zur</strong>ückk<strong>am</strong>en. Die Jüdische Schulabteilung <strong>Bruchsal</strong> wurde Mitte 1939 endgültig<br />

geschlossen, die restlichen Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler nach Karlsruhe überwiesen.<br />

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