03.07.2016 Aufrufe

Gedenkschrift zur zweiten Stolpersteinverlegung in Bruchsal am 27. Juni 2016

in dieser Broschüre werden unter anderem die Schicksale Angehöriger der Bruchsaler Familien Bornhäuser, Prager, Bär, Kahn und Oppenheimer dokumentiert, allesamt Opfer des NS-Regimes.

in dieser Broschüre werden unter anderem die Schicksale Angehöriger der Bruchsaler Familien Bornhäuser, Prager, Bär, Kahn und Oppenheimer dokumentiert, allesamt Opfer des NS-Regimes.

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Dann hast Du Dich entschlossen, Lehrer zu werden. Dem Arzt <strong>in</strong> Wiesloch hast<br />

Du auch den Grund dafür genannt. Du wolltest der Menschheit helfen – bei Pestalozzi<br />

hast Du gelesen, dass die Menschheit noch tief stehe und ihr geholfen werden<br />

müsse. Du warst erfüllt von e<strong>in</strong>em Sendungsbewusstse<strong>in</strong>, dem Ideal e<strong>in</strong>es Weltverbesserers,<br />

hast aber während De<strong>in</strong>er Zeit als Lehrer De<strong>in</strong>e Grenzen erfahren. Du<br />

hast es nicht e<strong>in</strong>fach gehabt. Schmerzhaft war für Dich, dass Du De<strong>in</strong>e Ideale nicht<br />

umsetzen konntest und Du dann aus dem Schuldienst entlassen wurdest.<br />

Und dann k<strong>am</strong> die E<strong>in</strong>weisung nach Wiesloch! Hattest Du anfangs noch Hoffnung<br />

auf Besserung gehabt und bist dann auch da von der Wirklichkeit entsetzt gewesen?<br />

Du hast Dich immer mehr <strong>zur</strong>ückgezogen. In der Krankenakte zeigte sich, dass<br />

die NS-Ideologie den Gedanken der Euthanasie übernommen hat, es wurden kaum<br />

noch E<strong>in</strong>träge vorgenommen. Hast Du gespürt, dass <strong>in</strong> den letzten Jahren zunehmend<br />

De<strong>in</strong> Leben weniger wert war und Du vielleicht auch als „unnützer Esser“<br />

abgestempelt wurdest?<br />

Du warst alle<strong>in</strong> und doch hat De<strong>in</strong>e Mutter zu Dir gehalten. Sie hat Dich alle zwei<br />

Wochen besucht. Sie hat es auf ihre bescheidene und freundliche Art gemacht. Wie<br />

schwer muss es ihr gefallen se<strong>in</strong>. Habt Ihr mite<strong>in</strong>ander reden können? Oder wollte<br />

sie Dir e<strong>in</strong>fach zeigen, dass sie für Dich da ist und Du ihr Sohn bist und bleibst.<br />

Wie hat sie De<strong>in</strong>e „Fortverlegung“ aufgenommen? Hat sie den Informationen im<br />

„Trostbrief “ geglaubt oder hat sie etwas geahnt?<br />

Es bleiben die Fragen!<br />

Aber Du bist nicht vergessen, Du hast hier wieder e<strong>in</strong>en Platz.<br />

Doris und Ra<strong>in</strong>er Bornhäuser erzählen den Schülern Dennis Wagner und Niels Huber<br />

von ihrem Onkel Oskar (von rechts). Foto: F. Jung<br />

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