03.07.2016 Aufrufe

Gedenkschrift zur zweiten Stolpersteinverlegung in Bruchsal am 27. Juni 2016

in dieser Broschüre werden unter anderem die Schicksale Angehöriger der Bruchsaler Familien Bornhäuser, Prager, Bär, Kahn und Oppenheimer dokumentiert, allesamt Opfer des NS-Regimes.

in dieser Broschüre werden unter anderem die Schicksale Angehöriger der Bruchsaler Familien Bornhäuser, Prager, Bär, Kahn und Oppenheimer dokumentiert, allesamt Opfer des NS-Regimes.

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Kommunion von Edeltrude Hotz im Jahr 1930. Das kle<strong>in</strong>e Mädchen l<strong>in</strong>ks von Trude ist die Bär-Enkel<strong>in</strong><br />

Hanni Bär aus Karlsruhe, rechts von Trude steht die Großmutter Lisette Walter. Foto: E. Schies<br />

sowohl Zustimmung als auch Resignation signalisiert. So wie wir immer mal wieder<br />

bei Bärs waren, so hat uns auch Sofie Bär ab und zu besucht. Ich er<strong>in</strong>nere mich<br />

beispielsweise daran, wie sie vor me<strong>in</strong>er Kommunion vorbeik<strong>am</strong> und e<strong>in</strong> Geschenk<br />

brachte: E<strong>in</strong> ganz vornehmes Silbertäschchen mit R<strong>in</strong>gelchen und Bändchen oben,<br />

das mir immer so gut gefiel und das ich bis heute habe. Zu anderer Gelegenheit<br />

bek<strong>am</strong> ich e<strong>in</strong> silbernes Zuckerzängchen von ihr. Außerdem habe ich noch e<strong>in</strong>en<br />

Schal aufbewahrt, den me<strong>in</strong>e Großmutter Lisette 1934 zu ihrem 80. Geburtstag von<br />

Bärs erhielt. Der wirkte so vornehm, dass sich für me<strong>in</strong>e Großmutter allerd<strong>in</strong>gs nie<br />

die Gelegenheit fand ihn zu tragen.<br />

Sofies Bruder Anselm Bär war e<strong>in</strong> ruhiger, sympathischer und stets freundlicher<br />

Mann. Während die anderen vier Brüder schon vor me<strong>in</strong>er Zeit <strong>Bruchsal</strong> verlassen<br />

hatten, zum Beispiel um den Firmensitz nach Mannheim und Karlsruhe zu<br />

verlegen, blieb Anselm bei se<strong>in</strong>er Mutter und Schwester <strong>in</strong> <strong>Bruchsal</strong>. Mir ist nicht<br />

ganz klar, ob und wie Anselm Geld verdiente, ob er die Geschäfte der Brüder von<br />

<strong>Bruchsal</strong> aus unterstützte oder ob er ke<strong>in</strong>er geregelten Arbeit nachg<strong>in</strong>g – er war<br />

eben derjenige der Brüder, der stets etwas <strong>zur</strong>ückgesetzt wurde, vielleicht auch, weil<br />

die anderen Brüder cleverer und erfolgreicher waren. Besonders vom jüngsten, Simon,<br />

der gar im Ingenieurwesen studiert hatte und bei der Reichsbahn <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e herausgehobene Stellung bekleidete, wurde immer mit Stolz und Hochachtung<br />

gesprochen. Uns k<strong>am</strong> es so vor, als ob die vier auswärtigen Brüder zus<strong>am</strong>menlegten,<br />

um den drei <strong>Bruchsal</strong>er Angehörigen e<strong>in</strong> standesgemäßes Leben zu ermöglichen.<br />

Jedenfalls – Anselm war, wenn man h<strong>in</strong>k<strong>am</strong>, auch mal mit Instandhaltungen <strong>am</strong><br />

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