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Gedenkschrift zur zweiten Stolpersteinverlegung in Bruchsal am 27. Juni 2016

in dieser Broschüre werden unter anderem die Schicksale Angehöriger der Bruchsaler Familien Bornhäuser, Prager, Bär, Kahn und Oppenheimer dokumentiert, allesamt Opfer des NS-Regimes.

in dieser Broschüre werden unter anderem die Schicksale Angehöriger der Bruchsaler Familien Bornhäuser, Prager, Bär, Kahn und Oppenheimer dokumentiert, allesamt Opfer des NS-Regimes.

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das Herz, die Mutter <strong>zur</strong>ücklassen<br />

zu müssen. Bertha Kahn, dann<br />

83-jährig, beschloss zus<strong>am</strong>men<br />

mit ihrer 45-jährigen Tochter Johanna,<br />

Deutschland ebenfalls zu<br />

verlassen. Bestimmt fiel ihnen das<br />

schwer, hatten sie doch ihr ges<strong>am</strong>tes<br />

Leben <strong>in</strong> <strong>Bruchsal</strong> verbracht.<br />

Am 19. April 1939 flohen sie von<br />

Stuttgart aus nach Amsterd<strong>am</strong>, um<br />

beim Sohn und Bruder Julius Kahn<br />

zu bleiben – wie gut, dass sie e<strong>in</strong>en<br />

so nahen Verwandten im europäischen<br />

Ausland hatten! Trotzdem war Amsterd<strong>am</strong> nicht weit genug weg und so marschierten<br />

im Mai 1940 die Nazis <strong>in</strong> die Niederlande sowie nach Belgien und Frankreich<br />

e<strong>in</strong>. Julius floh mit se<strong>in</strong>er F<strong>am</strong>ilie nach England. Da er britischer Staatsbürger<br />

war, brauchte er für sich, se<strong>in</strong>e Frau und se<strong>in</strong>e beiden Töchter ke<strong>in</strong> Visum. Doch<br />

Bertha und Johanna brauchten<br />

dieses, aber leider bek<strong>am</strong>en sie das<br />

Visum nicht. Sie konnten sich bis<br />

Anfang 1943 <strong>in</strong> Amsterd<strong>am</strong> verstecken,<br />

zuletzt wohnten sie, völlig<br />

mittellos geworden, <strong>in</strong> der Amotel<br />

Kade <strong>in</strong> Amsterd<strong>am</strong>.<br />

Kaiserstr. 15, <strong>Bruchsal</strong>. Bertha und Johanna Kahn wohnten<br />

im Erdgeschoss l<strong>in</strong>ks – dort, wo die Mädchen mit den<br />

weißen Schürzen stehen. Foto: E. Habermann<br />

Bertha mit ihren K<strong>in</strong>dern (von l<strong>in</strong>ks) Sofie,<br />

Johanna, Richard und Hedwig <strong>am</strong> 19. <strong>Juni</strong> 1938.<br />

Foto: G. Alexander<br />

Beide wurden <strong>am</strong> 4. Mai 1943<br />

<strong>in</strong>haftiert. Nun trennten sich<br />

die Wege, denn Bertha k<strong>am</strong> für<br />

fünf Tage <strong>in</strong>s Konzentrationslager<br />

nach Vught-Hertogenbosch<br />

(Niederlande) und Johanna nach<br />

Westerbork <strong>in</strong> das große niederländische<br />

S<strong>am</strong>mellager. Beide<br />

k<strong>am</strong>en zwar <strong>in</strong> dasselbe Vernichtungslager<br />

Sobibor (Polen), doch wahrsche<strong>in</strong>lich sahen sie sich nie<br />

wieder, da Bertha Kahn nach nur zweitägigem Aufenthalt <strong>in</strong> Westerbork <strong>am</strong><br />

11. Mai nach Sobibor deportiert wurde. Johanna blieb e<strong>in</strong>en Monat lang <strong>in</strong> Westerbork<br />

und wurde <strong>am</strong> 8. <strong>Juni</strong> direkt von Westerbork nach Sobibor deportiert.<br />

Bertha Kahn wurde im Alter von 87 Jahren <strong>am</strong> 14. Mai 1943 ermordet. Ihre Tochter<br />

Johanna Kahn wurde <strong>am</strong> 11. <strong>Juni</strong> 1943 im Alter von 49 Jahren ermordet.<br />

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