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Gedenkschrift zur zweiten Stolpersteinverlegung in Bruchsal am 27. Juni 2016

in dieser Broschüre werden unter anderem die Schicksale Angehöriger der Bruchsaler Familien Bornhäuser, Prager, Bär, Kahn und Oppenheimer dokumentiert, allesamt Opfer des NS-Regimes.

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Schillerstr. 1, heute Franz-Bläsi-Str. 1,<br />

<strong>Bruchsal</strong>. Foto: E. Habermann<br />

Vor 1925 zogen Johanna und ihre Mutter <strong>in</strong> die<br />

Schillerstraße 1 (heute Franz-Bläsi-Straße) <strong>zur</strong> Miete.<br />

Es muss e<strong>in</strong> größeres Mietshaus gewesen se<strong>in</strong>,<br />

denn hier lebten sie mit m<strong>in</strong>destens 13 weiteren<br />

erwachsenen Personen zus<strong>am</strong>men, darunter zum<br />

Beispiel auch die Juden Adelheid Heß, Recha und<br />

Fritz Sicher (Stolperste<strong>in</strong>e für die F<strong>am</strong>ilie Sicher-<br />

Heß wurden <strong>am</strong> 19.4.2015 <strong>in</strong> der Bismarckstraße<br />

verlegt).<br />

Es bestand enger Kontakt zu den K<strong>in</strong>dern auswärts,<br />

besonders zu den <strong>in</strong> Stuttgart lebenden K<strong>in</strong>dern Richard<br />

und Hedwig, und es gab regelmäßige Besuche<br />

auch der Enkelk<strong>in</strong>der <strong>in</strong> <strong>Bruchsal</strong>. Die Enkel<strong>in</strong><br />

Charlotte er<strong>in</strong>nert sich auch stark an Berthas Koch-<br />

und Backkünste: im Speziellen an die hervorragende L<strong>in</strong>zertorte, die immer <strong>in</strong> den<br />

höchsten Tönen gelobt wurde – und auch daran, dass Bertha den bei ihren Stuttgarter<br />

Enkeln so beliebten Sauerbraten nie kochte, da <strong>in</strong> die Soße Sahne k<strong>am</strong> – und<br />

dies erlaubten die jüdischen Speiseregeln nicht. Ob Bertha und Johanna e<strong>in</strong>e Rente<br />

bezogen, ist unbekannt, wahrsche<strong>in</strong>lich ist e<strong>in</strong>e (Mit-)F<strong>in</strong>anzierung durch die auswärts<br />

lebenden K<strong>in</strong>der. Besonders Julius soll sie <strong>in</strong> den späteren Jahren von Holland<br />

aus f<strong>in</strong>anziell unterstützt haben.<br />

Zwischen 1936 und 1938 zogen sie <strong>in</strong> die Kaiserstraße 15. Dieses Haus gehörte der<br />

F<strong>am</strong>ilie des jüdischen Fabrikanten Wilhelm Kirchheimer, welcher e<strong>in</strong> entfernter<br />

Verwandter von Berthas Schwiegersohn Ludwig Kirchheimer war. Die heute <strong>in</strong> den<br />

USA lebenden Enkel<strong>in</strong>nen Ruth und Charlotte<br />

er<strong>in</strong>nern sie noch, dass die Wohnung von Bertha<br />

und Johanna im Erdgeschoss lag.<br />

Ab der Mitte der 1930er wurde es immer<br />

schwerer für Juden <strong>in</strong> Deutschland zu leben.<br />

Die älteste Tochter Sofie war <strong>in</strong> der Lage,<br />

1938/39 nach Südafrika auszuwandern, wo ihr<br />

Sohn Franz bereits seit 1934 lebte. Die zwei <strong>in</strong><br />

Stuttgart wohnenden K<strong>in</strong>der von Bertha, Richard<br />

Kahn und Hedwig Alexander geb. Kahn,<br />

konnten geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong> mit ihren F<strong>am</strong>ilien <strong>am</strong><br />

1.1.1939 von Rotterd<strong>am</strong> aus mit dem Schiff<br />

nach New York entkommen. Wie die Enkelk<strong>in</strong>der<br />

berichten, brach es Hedwig Alexander<br />

Bertha Kahn mit Enkeln, um 1925.<br />

Foto: G. Alexander<br />

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