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Gedenkschrift zur zweiten Stolpersteinverlegung in Bruchsal am 27. Juni 2016

in dieser Broschüre werden unter anderem die Schicksale Angehöriger der Bruchsaler Familien Bornhäuser, Prager, Bär, Kahn und Oppenheimer dokumentiert, allesamt Opfer des NS-Regimes.

in dieser Broschüre werden unter anderem die Schicksale Angehöriger der Bruchsaler Familien Bornhäuser, Prager, Bär, Kahn und Oppenheimer dokumentiert, allesamt Opfer des NS-Regimes.

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Me<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerungen an die F<strong>am</strong>ilie Bär<br />

von Edeltrude Schies geb. Hotz, Jahrgang 1919<br />

Me<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerung reicht nun fast 100 Jahre <strong>zur</strong>ück, und doch ist der Beg<strong>in</strong>n der<br />

Beziehungen zwischen me<strong>in</strong>er F<strong>am</strong>ilie und der F<strong>am</strong>ilie Bär <strong>in</strong> der Friedrichstraße 8<br />

noch zwei Generationen älter. Es muss so um 1880 gewesen se<strong>in</strong>, als me<strong>in</strong>e Großmutter<br />

Elisabeth Wäckerle, aus Münzesheim st<strong>am</strong>mend, als junge Frau bei den<br />

Bärs als Köch<strong>in</strong> und Dienstmädchen begonnen hat. Bestimmt war sie dabei auch<br />

„Mädchen für alles“, <strong>in</strong> der Küche und auch <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>derbetreuung, denn Bärs<br />

hatten viele K<strong>in</strong>der, so wie die Orgelpfeifen. Jedenfalls ist überliefert, dass der junge<br />

Bauernsohn Johann Walter, der bei Bärs täglich frische Milch ablieferte, mit me<strong>in</strong>er<br />

Großmutter anbandelte. Die beiden heirateten 1885 und d<strong>am</strong>it war klar, dass me<strong>in</strong>e<br />

Großmutter, genannt „Lisette“, zunächst nicht mehr regelmäßig bei Bärs arbeitete –<br />

drei eigene K<strong>in</strong>der k<strong>am</strong>en und der eigene Haushalt wollte versorgt se<strong>in</strong>.<br />

Luise Heck (stehend, 2. von l<strong>in</strong>ks) zu Besuch bei Lisette Walter<br />

(vorne sitzend) und deren F<strong>am</strong>ilie, um 1931. Mit dabei deren Enkel<strong>in</strong><br />

Edeltrude Hotz (stehend, 2. von rechts). Foto: F. Jung<br />

Zunächst brauchten Bärs<br />

also 1885 e<strong>in</strong>e neue Haushaltshilfe.<br />

Die neue hieß<br />

Luise Heck aus Karlsdorf<br />

oder e<strong>in</strong>em der Dörfer<br />

drumrum, und da sie<br />

nie heiratete, blieb sie<br />

bei Bärs bis 1938. Unsere<br />

Großmutter arbeitete bis<br />

zum Beg<strong>in</strong>n der 1920er<br />

Jahre dann wieder regelmäßig<br />

bei Bärs, um Luise<br />

beim Kochen als Zubereiter<strong>in</strong><br />

bzw. 2. Köch<strong>in</strong> zu<br />

unterstützen. Auch später<br />

noch half Großmutter,<br />

trotz ihres Alters, wenn<br />

Bärs Gäste oder größere<br />

Gesellschaften hatten,<br />

und das k<strong>am</strong> schon öfter<br />

mal vor. Dabei war selbstverständlich, dass immer koscher gekocht wurde und<br />

auch, dass ab Freitagabend die Sabbatruhe e<strong>in</strong>gehalten wurde. Übrigens hatten Bärs<br />

d<strong>am</strong>als schon ganz exklusive Speisen. E<strong>in</strong>mal, so er<strong>in</strong>nere ich mich noch, haben wir<br />

von ihnen e<strong>in</strong>e frische Ananas geschenkt bekommen – und wir, als e<strong>in</strong>fache Leute,<br />

wussten nicht, wie man die essen oder zubereiten sollte!<br />

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