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Einführung in die Fachdidaktik Deutsch - Sprachdidaktik - nibuki

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Mündlichen das Register von e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>formellen, ‚nachlässigen‘ Stil zu e<strong>in</strong>em bewusst geplanten Stil zu<br />

wechseln und so schriftnah strukturierte Texte zu erzeugen, ist e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung, <strong>in</strong> der<br />

Schule mit ihren Erwartungen an formale, öffentliche Texte erfolgreich zu se<strong>in</strong>.<br />

Konkret wird <strong>die</strong>se Fähigkeit <strong>in</strong> den dyadischen Gesprächssituationen zwischen Mutter und K<strong>in</strong>d<br />

erworben, wobei an Schriftlichkeit und Schulerfolg orientierte Eltern als aktive Zuhörer ihre K<strong>in</strong>der<br />

durch gezielte Nachfragen dazu br<strong>in</strong>gen, expliziter zu formulieren und schulisch-angemessene<br />

Erzählschemata zu entwickeln. E<strong>in</strong>e Mutter aus e<strong>in</strong>er bildungsfernen Arbeiterschicht wird sich <strong>die</strong>ser<br />

Zuhörerhaltung eher verweigern, wenn sie e<strong>in</strong>e schriftorientierte Mündlichkeit als ‚unnatürlich‘<br />

empf<strong>in</strong>det. Von der <strong>Sprachdidaktik</strong> müsste man deshalb verlangen, <strong>in</strong>sbesondere für Schüler, <strong>die</strong> aus<br />

schriftfernen Milieus kommen, methodische Wege zu zeigen, damit sie e<strong>in</strong>e Erzählhaltung entwickeln<br />

können, <strong>die</strong> den Erwartungen e<strong>in</strong>er kritischen bürgerlichen Öffentlichkeit entspricht.“<br />

Ste<strong>in</strong>ig und Huneke weisen noch darauf h<strong>in</strong>, dass <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Jahrzehnte unterschiedliche<br />

Schwerpunktlegung, von der Soziol<strong>in</strong>guistik h<strong>in</strong> zum kognitivistischen Paradigma (Alter und<br />

Entwicklung) zu e<strong>in</strong>seitig sei. Alter, Milieu und auch Geschlecht müssten vielmehr als<br />

„Bed<strong>in</strong>gungsgefüge“ gesehen und ganzheitlich erfasst werden.<br />

6.6 - „Jobs“ im Rahmen des mündlichen Erzählens (Uta Quasthoff)<br />

Uta Quasthoff behandelt <strong>in</strong> ihrem Aufsatz unter anderem e<strong>in</strong> Konzept von Erzählen im Gespräch:<br />

„Erzählen im <strong>in</strong>teraktionstheoretischen S<strong>in</strong>ne ist e<strong>in</strong>e Form der verbalen Aktivität, <strong>die</strong> m<strong>in</strong>destens zwei<br />

Teilnehmer geme<strong>in</strong>sam und aufe<strong>in</strong>ander zugeschnitten kontextualisierend betreiben, <strong>in</strong>dem sie für sich<br />

wechselseitig deutlich <strong>die</strong> Rollen Erzähler und Zuhörer <strong>in</strong>stallieren.“<br />

Das lässt sich <strong>in</strong> etwa folgendermaßen verstehen: In e<strong>in</strong>em Gespräch zwischen zwei (oder mehreren)<br />

Personen (turn-by-turn-talk) kann (theoretisch) mit jedem Satzende des e<strong>in</strong>en Sprechers der nächste<br />

Sprecher das Wort ergreifen (daher „turn-by-turn“). In <strong>die</strong>sem turn-by-turn-talk kann nun, jeweils von<br />

e<strong>in</strong>em Gesprächsteilnehmer zurzeit, e<strong>in</strong>e „Diskurse<strong>in</strong>heit“ e<strong>in</strong>geschoben werden, <strong>in</strong> welcher quasi e<strong>in</strong><br />

Dialog zu e<strong>in</strong>em erzählenden Monolog wird, wobei zu beachten bleibt, dass „jede Art der<br />

Kommunikation <strong>in</strong> ihrer Struktur e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Leistung der beteiligten Partner darstellt.“ E<strong>in</strong>e<br />

Diskurse<strong>in</strong>heit ist damit e<strong>in</strong>e „Erzählung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gespräch“.<br />

Quasthoff hat nun e<strong>in</strong> Modell vorgestellt, welches <strong>die</strong> Art und Weise der E<strong>in</strong>bettung e<strong>in</strong>er Erzählung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Gespräch zeigt:<br />

monologisch<br />

dialogisch<br />

21<br />

In e<strong>in</strong>em Dialog versucht e<strong>in</strong> Beteiligter e<strong>in</strong>e<br />

eigene Erzählung („Monolog“) e<strong>in</strong>zubetten. Dazu<br />

bedarf es e<strong>in</strong>es bestimmten Vorgehens.<br />

(a) Darstellung von Inhaltsrelevanz - Die<br />

Erzählung wird angemessen <strong>in</strong> den Dialog<br />

e<strong>in</strong>gebettet, häufig durch Zuhörerfragen<br />

e<strong>in</strong>geleitet.<br />

(b) Thematisierung - Der Erzähler verschafft sich Gehör, während der Zuhörer signalisiert, dass er<br />

bereit ist, dem Erzähler zu folgen und ihm den nötigen Erzählraum zur Verfügung zu stellen.

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