Einführung in die Fachdidaktik Deutsch - Sprachdidaktik - nibuki

8.5 - Der Schreibprozess methodisch - Unterstützung beim Planen/Generieren und Überarbeiten (vgl.
Hayes/Flower)
Die Cluster-Methode
In den 80er Jahren richtete sich der Fokus mehr auf den Schüler als Individuum, dessen Interessen,
Wünsche und Phantasien sollten fortan stärker berücksichtigt werden. „Neben dem „freien Schreiben“,
das an die deutsche Reformpädagogik anknüpfte, wurde die Konzeption des „kreativen Schreibens“
aus den USA adaptiert.“ Eine Vorreiterrolle spielte dabei Gabriele L. Rico, die postulierte, dass das
von ihr entwickelte Modell der Arbeitsweise des Gehirns entspricht, beide Gehirnhälften anspricht und
somit effektives und kreatives Schreiben sehr viel besser fördert, als das herkömmliche Schreiben in
der Schule, bei dem nur die in logischen Schritten denkende linke Gehirnhälfte beansprucht würde.
Mit der „Clustermethode“ sollte, so Rico, „rasch ein Bild von frei assoziierten Ideen und inneren
Vorstellungen auf ein Blatt Papier gebracht werden - noch vor Beginn der Textgestaltung und dem
Formulieren einzelner Sätze. Ausgehend von einem Thema, das in die Mitte eines leeren Blattes
geschrieben wird, lässt der Schreiben seine Gedanken möglichst freien Lauf und schreibt in wenigen
Minuten alles auf, was ihm spontan dazu einfällt. Dabei folgt er intuitivbeliebig vielen assoziativen
Ketten, die vom Zentrum ausgehen. Im Anschluss an diese erste Clusterphase werden die Ideen
kritisch gesichtet, bewertet, geordnet und in einen Schreibplan integriert.
Nach Rico entstünde dieses „Gebilde“ vornehmlich in der „kreativen“ rechten Gehirnhälfte - die
Gehirnhälfte, die bisher in der Schule vernachlässigt worden und doch so wichtig für das Schreiben
sei. Die „logische“ linke Gehirnhälfte könne dann „mit der Formulierungsarbeit als einem logisch,
begrifflich und syntaktisch geordnetem Nacheinander fortfahren.“ So bekäme die rechte Gehirnhälfte
eine Chance, „sich vor dem Ausformulieren eines Textes ihren spezifischen Fähigkeiten einzubringen,
was wiederum dem gesamten Schreibprozess, vor allem seinen kreativen Anteilen, zugute käme.“
Wichtig sei, dass dem Schreiber für ein Cluster nicht zu viel Zeit gegeben wird, da sonst die Gefahr
bestünde, dass sich die linke Gehirnhälfte in den Prozess einklinke und negativ beeinflusse.
Neueste Forschungen haben gezeigt, dass sich das Gehirn nicht so einfach in ein Rechts-Links-Schema
pressen lässt. Außerdem wird vorausgesetzt, dass beim Schreiber Wissen über das Ausgangswort
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