2013-04
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Weißer Pavillon, Liebesnest August des Starken<br />
komplett erhalten und originalgetreu renoviert. Es liegt am<br />
Rande eines großen, alten Parks. Leise Musik Chopins erklingt<br />
aus versteckten Lautsprechern, sehr stimmungsvoll!<br />
Ein gelungener Kontrast ist die hochmoderne Chopin-Gedenkstätte<br />
mit Souvenierladen und Restaurant. Hier wird<br />
dann unser Besuch wirklich zum „Schoppin(g)“-Tag, so die<br />
polnische Aussprache Chopins. Später geht es zur großen<br />
Wehrkirche in Brochów, ein beeindruckender Backsteinbau,<br />
in dem die Eltern Chopins getraut wurden und der<br />
kleine Frédéric getauft.<br />
Zurück in Warschau, führt Lech uns zur größten Parkanlage<br />
der Stadt, dem Lazienki-Park mit dem berühmten<br />
Chopin-Denkmal, von den Deutschen aus Wut zerstört,<br />
aber wieder rekonstruiert. Ein paar Schritte weiter im Park<br />
ein Denkmal von Henryk Sienkiewicz, dem Autor von<br />
„Quo vadis?“ Natürlich besuchen wir auch den im Park<br />
gelegenen Lazienski- Palast, die Orangerie und den „Weißen<br />
Pavillon“, das Liebesnest des Stanislaw August Rex,<br />
unter anderen Liebhaber der großen Katharina II., bekannt<br />
als August der Starke. Nach diesem geschichtsträchtigen<br />
Spaziergang bringt uns der Bus in die Stadt zum ehemaligen<br />
„Warschauer Ghetto“ und zur Gedenkstätte des „Warschauer<br />
Aufstandes“ vom August 1944. So viele Denkmäler.<br />
Aber wenn ich mir die wechselvolle Geschichte Polens<br />
bewusst mache, dann wird das Bedürfnis verständlich, die<br />
eigene Identität als Nation so zu manifestieren. Ein anderes,<br />
immer wiederkehrendes Thema sind die polnischen Juden.<br />
Ich wusste nicht, dass vor dem 2. Weltkrieg jeder vierte<br />
Pole ein Jude war. Dazu Lech: Nein, der Antisemitismus<br />
war in Polen nicht „noch viel schlimmer“ als in Deutschland.<br />
Das behaupten manche Deutsche nur zu gerne. Sicher,<br />
es gab auch Probleme im Zusammenleben, das will<br />
er auch nicht leugnen, „aber deshalb hätten wir die Juden<br />
doch nicht umgebracht!“. So viel Unwissen unsererseits, so<br />
viele Vorurteile gegenüber unseren Gastgebern und damit<br />
auch so viel Diskriminierung. Lech: „Ich weiß, dass die<br />
Deutschen uns „Polacken“ nennen.“ Und er weiß, dass das<br />
nicht freundlich gemeint ist. „Das Wort gibt es gar nicht!<br />
Polak ist polnisch und die männliche Form von Pole, Polska<br />
ist die weibliche Form.“ Ja, die erlernten Vorurteile der<br />
Kindheit sitzen tief und werden uns auf dieser Reise immer<br />
mal wieder vor Augen geführt.<br />
Autorenfoto<br />
Polen als Agrarland<br />
Wir fahren aufs Land, durch endlose „Kabbes“-Felder<br />
zu einem Gemüse-, Obst- und Blumengroßmarkt. Hier<br />
kann jeder Waren anbieten und Waren kaufen. Die großen<br />
Händler können sich in den beiden großen Hallen einen<br />
Stand kaufen, die kleinen Händler und Bauern suchen sich<br />
einen Platz auf dem Freigelände. Und da finden wir sie<br />
auch mit ihren Ständen voller Tomaten, Paprika, Kürbissen,<br />
Knoblauch und vielem mehr, herrlich bunt und alles<br />
so knackig frisch! Um einen günstigen Stand zu ergattern,<br />
kommen sie schon nachts mit ihren Autos. Und wenn die<br />
Ware dann aufgebaut ist, findet sich auf der Matratze im<br />
Auto auch Platz für ein Nickerchen. Oder für die Kinder,<br />
oder den Hund … Später am Tag wird alles wieder eingeladen,<br />
was nicht verkauft wurde. Was dann genau mit der<br />
Ware geschieht, konnte uns niemand sagen. Der Betreiber<br />
des Großmarktes erklärt uns das System: Er stellt nur die<br />
Flächen zur Verfügung, Kauf und Verkauf der Produkte regeln<br />
sich problemlos selbst, auch die Exporte. Die Importe<br />
tätigen die Händler selbst und bieten auch ihre importierten<br />
Waren hier im Großmarkt an. Wir hätten so gerne an manchen<br />
Ständen das frische Obst oder Gemüse probiert, aber<br />
dazu hätten wir jeweils die verpackte Mindestmenge kaufen<br />
müssen. So läuft das eben im Großmarkt.<br />
Polen und die Religion<br />
Unsere erste polnische Gesprächspartnerin ist Kornelia<br />
Pilc. Sie ist ev. Theologin und Mitglied des ökumenischen<br />
Rates in Polen, dem insgesamt sieben Minderheitskirchen<br />
angehören. Ein hoch interessanter und informativer Gesprächsabend!<br />
So erfahren wir, dass Polen ja erst nach 1945<br />
zum „katholischen Land“ wurde, auch bedingt durch die Vertreibungen.<br />
Die ev. Kirche in Polen sucht ihre eigene Identität,<br />
in dem sie gesellschaftlich Zeichen setzt, vor allem im<br />
sozialen Bereich. Als Beispiel nennt Frau Pilc uns die !<br />
Zur Sicherheit!<br />
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