LAUFZEIT&CONDITION
eMag_lzco_11_2016
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Der Sieger und die Siegerin des 43. BMW BERLIN-MARATHON aus Äthiopien – Kenenisa Bekele und Aberu Kebede <br />
Fotos: SCC Events/Camera4<br />
I<br />
n Berlin werden Marathonweltrekorde gelaufen<br />
– fast hat man sich schon daran gewöhnt, dass<br />
auf dem schnellen Kurs der Hauptstadt wieder<br />
ein weiterer Schritt hin zur utopisch anmutenden<br />
Zwei-Stunden-Marke markiert wird. Im Vorfeld der 43. Auflage<br />
des BMW BERLIN-MARATHONs, der traditionell am letzten<br />
Sonntag im September stattfand, sah es wieder ganz danach aus,<br />
als läge ein neuer Weltrekord in der sprichwörtlichen Berliner<br />
Luft. Mit dem Äthiopier Kenenisa Bekele und dem Kenianer<br />
Wilson Kipsang traten der amtierende Weltrekordler über 5.000<br />
und 10.000 m (12:37,35/26:17,53 min) und der Marathon-Weltrekordläufer<br />
von Berlin 2013 (2:03:23 h) in der deutschen<br />
Hauptstadt an die Startlinie. Die schnellsten Langstreckenläufer<br />
der Welt schickten sich an, die von Dennis Kipruto Kimetto<br />
(2:02:57 h/KEN) seit 2014 gehaltene Bestmarke anzugreifen,<br />
die ebenfalls auf der Berliner Strecke erzielt wurde. Das erklärten<br />
die beiden in der Pressekonferenz vor dem Lauf ohne Umschweife<br />
zu ihrem Ziel. Nach seinen Marathonversuchen in den<br />
Jahren 2014 und 2015 mit Zeiten um 2:05 h präsentierte sich<br />
Kenesisa Bekele pünktlich zum BMW BERLIN-MARATHON<br />
in Topform und er war augenscheinlich entschlosssen, dies in<br />
eine Glanzleistung um setzen zu wollen.<br />
Als dann das Wetter mit besten Wettkampftemperaturen bei Trockenheit<br />
und kaum einer Luftbewegung noch hinzukam, schien alles<br />
perfekt zum Angriff auf Kimettos Bestzeit. Es folgte ein Rennen<br />
der Superklasse, wie es die Marathonwelt noch nicht gesehen hatte.<br />
Bis zuletzt schenkten sich Bekele und Kipsang nichts und wechselten<br />
unterwegs mehrmals die Positionen. Schon bis dahin konnten<br />
man Renndirektor Mark Milde, der auch für die Athletenverpflichtung<br />
verantwortlich zeichnet, nur zu einem großartig gelungenen<br />
Wurf gratulieren. Die beiden Athleten in Berlin an den Start zu<br />
bekommen, dürfte allerdings auch nicht ganz billig gewesen sein ...<br />
Schnellstart mit Folgen<br />
Das Feld der Pacemaker war auf den Rekordlauf eingestimmt.<br />
Fast wohl etwas zu gut, denn das Anfangstempo war atemberaubend.<br />
Die Zeiten für die ersten Kilometerabschnitte lauteten:<br />
2:41, 2:57, 2:55, 2:52 und 2:55 min, was eine Durchgangzeit von<br />
14:20 min bei 5 km bedeutete – das war schneller als Kimetto<br />
bei seinem Weltrekordlauf (14:35 min). Auch bei km 10 waren<br />
Berkele und Kipsang noch auf neuem Weltrekordkurs (28:59 zu<br />
29:08 min) und die erste Hälfte der Strecke wurde in 1:01:11 h<br />
absolviert, 19 Sekunden schneller als geplant. Doch die Biologie<br />
des Körpers lässt sich nicht überlisten, schnelles Anfangstempo<br />
im Marathon kostet wie bei jedem, so auch bei der Elite,<br />
seinen Tribut. In der zweiten Hälfte des Rennens konnte das<br />
Tempo nicht mehr gehalten werden. Bei km 30 war der Vorsprung<br />
zum Weltrekordlauf aufgebraucht – mit 1:27:25 h waren<br />
die Zeiten identisch. Es folgte der harte Kampf gegen die Uhr:<br />
vier Sekunden Zeitverlust bei km 35, danach folgten „Ausrutscher“-Kilometer<br />
in 3:01 und 3:02 min. Bei km 40 fehlten schon<br />
elf Sekunden zum Weltrekordlauf. Bekele berichtete später, dass<br />
er in dieser Phase Muskelprobleme bekam, er fiel leicht zurück<br />
und man sah schon Kipsang als Sieger. Aber, wer wie Bekele<br />
beim 10.000-m-Lauf die letzte Stadionrunde um 54 Sekunden<br />
zu laufen in der Lage war, der kann auch als 34-jähriger Marathonmann<br />
am Ende mehr drauflegen als andere. Bekele fühlte<br />
sich zum Ende des Rennens wieder besser und es folgten die<br />
wohl schnellsten je bei einem Marathonlauf gelaufenen letzten<br />
2,195 km: 2:51 und 2:48 min für den 41. und 42. Kilometer. Das<br />
11/2016 | LAUFZEIT&<strong>CONDITION</strong> 17