LAUFZEIT&CONDITION
eMag_lzco_11_2016
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Ausdauer<br />
Foto: Kontrast-Foto<br />
Nicht wir Ausdauerläufer haben den Begriff allein für unser sportliches Tun gepachtet – um Ausdauer<br />
geht es schon seit Menschengedenken, selbst als das Wort noch keinen sportlichen Inhalten diente.<br />
Dichter, Philosophen und andere bedeutende Denker haben die Ausdauer stets als Tugend beschrieben.<br />
Nur sie führe den Menschen, wenn er denn strebt, an sein Ziel. „Ausdauer ist das Fundament aller<br />
Tugenden“, meinte Honoré de Balzac.<br />
Ausdauer zu besitzen, wer wüsste es besser als wir Freizeitsportler, hat auch immer mit Überwinden<br />
von Widerständen zu tun. Der erste Widerstand ist das sportliche Unvermögen als Anfänger. Wer sich<br />
regelmäßig in Laufschuhen aufrafft, erntet schließlich Erfolge. Ausdauer schöpft aus sich selbst. Der<br />
innere Schweinehund ist begleitender Feind der Ausdauer. Wer ihn stets aufs Neue überwindet, der bricht<br />
auf zu neuen sportlichen Ufern. Ausdauernd ein, zwei, drei oder mehr Stunden laufen zu können, ist<br />
Ergebnis harter „Arbeit“. Jeder weiß nur zu gut, dass sportliches Leistungsvermögen keinen Bestand hat,<br />
wenn nicht regelmäßig (audauernd) trainiert wird. Wer aus diesen oder jenen Gründen pausieren muss,<br />
wird zudem auf die Probe gestellt – hat er, sie die Ausdauer, sich wieder aufzurappeln gegen Muskelkater<br />
und Wehwehchen, bei Wind und Wetter? Wer das übersteht, hat erneut Ausdauer bewiesen – hinzufallen<br />
ist kein Malheur, wenn man aufsteht und weiterläuft. Gerade durch die Überwindung von Misslichkeiten<br />
wird ja Ausdauer geadelt. Schon von Ovid (43 v. Chr. bis 17 n. Chr.) sind die Worte überliefert: „Nicht<br />
durch die Kraft höhlet der Tropfen den Stein, sondern durch häufiges Fallen.“ Wie könnte man es<br />
trefflicher als er mit wenigen Worten auf den Punkt bringen – Ausdauer macht stark ...<br />
Warum dieser Exkurs in die Semantik? Wer regelmäßig Sport treibt, der wird zwangsläufig auf die Probe<br />
gestellt, ausdauernd sein Ziel zu verfolgen, um sportlich leistungsfähig bzw. ausdauerleistungsfähig<br />
zu sein. Diese Herausforderung begleitet das ganze Sportlerleben. Sie ist nicht allein mit den reinen<br />
Ausdauersportarten verbunden – auch ein Turner benötigt viel Ausdauer im Training mit tausenden<br />
Versuchen, damit er seine Minutenübung im Wettkampf beherrscht.<br />
„Ausdauer wird früher oder später belohnt. Meist später“ (Wilhelm Busch) – wie wahr! Gerade auch im<br />
Leistungssport können wir das erleben. Nicht wenige unserer Besten werden in ihrer leistungssportlichen<br />
Karriere von Verletzungen zurückgeworfen. Gerade gab es beim 43. BWM BERLIN-MARATHON<br />
(mehr dazu ab Seite 16) ein wunderschönes Beispiel dafür, wie Ausdauer und Beharrlichkeit – ja, auch<br />
eine gewisse, gesunde Hartnäckigkeit – nach Rückschlägen am Ende zum Erfolg führt. Die Rede ist hier<br />
von Katharina Heinig, die ihr Lauftalent nach zahlreichen Verletzungen, einer Lebensmittelvergiftung<br />
etc. endlich auf den Straßen Berlins mit dem fünften Platz bei den Frauen und einer neuen persönlichen<br />
Marathonbestzeit unter Beweis stellen konnte. Sie hatte (sich) nicht aufgegeben, sich nicht von abfälligen<br />
Internetkommentaren von ihren sportlichen Zielen abbringen lassen, weiter ihr Training durchgezogen<br />
und an sich geglaubt. Hut ab vor dieser (Ausdauer-)Leistung!. Sicher waren ihre Eltern, Marathonläuferin<br />
Katrin Dörre-Heinig und Verbandstrainer Wolfgang Heinig, ihr eine moralische und fachliche<br />
Unterstützung dabei – in die Tat umsetzen musste sie es selbst. So durfte Ausdauer im wahren Wortsinn<br />
und ihr gutes Bespiel für den Sport auch mal mit Freudentränen verbunden sein – Gratulation, Katharina!<br />
In ihrem Sinne Sport frei und uns allen viel Ausdauer für die Wintermonate ...<br />
Wolfgang Weising, Chefredakteur<br />
11/2016 | LAUFZEIT&<strong>CONDITION</strong> 3