LAUFZEIT&CONDITION
eMag_lzco_11_2016
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MOSAIK – SZENE<br />
Startzeiten nach Belieben<br />
LAUFZEIT & <strong>CONDITION</strong>-<br />
Plaudereien<br />
von Marathon-<br />
Doppelolympiasieger<br />
Waldemar Cierpinski<br />
(291)<br />
Manchmal sieht man sogar um Mitternacht einen Jogger in der Stadt. Andere stehen<br />
frühzeitig, schon um vier Uhr auf, um zu trainieren. Da gibt es extreme Beispiele –<br />
die zumeist mit dem Arbeitsalltag zusammenhängen. Wer im Schichtbetrieb arbeitet,<br />
der muss bei Trainingszeiten schon variabel sein. Das gilt aber auch bei manchen<br />
Selbstständigen, bei Managern, Politikern und dergleichen. Da fällt es schwer, die<br />
knapp bemessene Freizeit geschickt so zu nutzen, dass überhaupt noch Zeit für<br />
den Sport bleibt. Die alltägliche Gesamtbelastung wie Arbeitsabläufe, Dienstreisen<br />
etc. beeinflussen den Trainingsprozess und erschweren ein systematisches und<br />
planvolles Herangehen. Für viele bleibt nur noch das Wochenende, um sich auf die<br />
Socken zu machen. Und wenn man sich zusätzlich noch in der Woche zum Training<br />
aufraffen kann, dann bleiben häufig nur extreme Zeiten frühmorgens oder abends<br />
übrig. Da muss man genau schauen, was noch erholsam ist, nicht auf Kosten von<br />
ausreichendem Schlafpensum geht und was nicht zuletzt noch einen Trainingseffekt<br />
hat. Der Körper gewöhnt sich an vieles, auch an unmögliche Startzeiten. Aber man<br />
sollte es behutsam angehen, den Körper dran gewöhnen und nicht übertreiben bzw.<br />
Kilometer abspulen um jeden Preis.<br />
Geburtstagsläufer<br />
Herzlichen Glückwunsch<br />
für die Läufer-Geburtstagskinder<br />
im November 2016<br />
Zum 40.: Mike Pfefferberg (Bonn)<br />
Zum 50.: Elke Biermann (Hamburg),<br />
Hannelore Eberstein (Düsseldorf)<br />
Zum 55.: Hartmut Kerber (Berlin),<br />
Beate Block (Neubrandenburg)<br />
Zum 60.: Günter Galitz (Neubrandeburg)<br />
Zum 70.: Wilfried Hürtgen (Magdeburg)<br />
Zum 75.: Matthias Jungstadt (München),<br />
Dieter Zanke (Schwedt/Oder)<br />
(Anmerkung: Nur (runde)<br />
Geburtstage, die der<br />
Redaktion ausdrücklich<br />
mitgeteilt wurden, können<br />
berücksichtigt werden. Weitere<br />
Geburtstage finden Sie auf den<br />
Partnerseiten der IGL (ab S. 46)<br />
und des GutsMuts-Rennsteiglaufvereins<br />
(S. 78)<br />
LAUFliteraTOUR (254)<br />
Matthias Politycki: 42,195. Warum wir Marathon laufen und<br />
was wir dabei denken. Hoffmann und Campe 2015. 316 S.<br />
Matthias Politycki ist einer der wichtigsten<br />
Autoren der deutschen Gegenwartsliteratur …<br />
und einer der wenigen Vertretern seiner Zunft,<br />
der dazu noch passionierter Marathonläufer<br />
ist. Diese Rollendiffusion ist die beste Voraussetzung<br />
dafür, dass uns endlich mal wieder ein<br />
„richtiger“ Schriftsteller begegnet, der uns mit<br />
auf die Laufstrecke über 42,195 km nimmt.<br />
Insofern ist Matthias Politycki (Jahrgang 1955)<br />
jemand, der durchaus mit Günter Herburger<br />
(Jahrgang 1932, u. a. „Lauf und Wahn“) oder<br />
mit dem Japaner Haruki Murakami (Jahrgang<br />
1949, u. a. „Wovon ich rede, wenn ich<br />
vom Laufen rede“) vergleichbar ist, aber dennoch<br />
ganz anders schreibt. Matthias Politycki<br />
entfaltet das („sein“) Phänomen Marathon.<br />
Er skizziert seine Sicht der Dinge, aus dem<br />
der Marathon besteht. Dabei geht er Kilometer<br />
für Kilometer vor. Er lässt uns quasi<br />
Schritt für Schritt (oder besser: Zeile für<br />
Zeile) nebenher laufen: Bei km 5 geht es um<br />
„Die blaue Linie“, bei km 21 heißt es „Die<br />
Elite ist schon durch“, bei km 27 müssen<br />
wir „Haltung wahren“ und bei km 33 hat<br />
er „Die besten Ausreden parat“, bevor wir<br />
bei km 42 die „Fata Morgana“ erleben und<br />
danach im Ziel in eine „Postmarathonale<br />
Depression“ verfallen … alles schon mal<br />
erlebt? Dann lohnt sich die Lektüre allemal<br />
und wenn nicht, dann wird es höchste<br />
Zeit – zumindest bei Politycki in Gedanken<br />
schon mal mitzulaufen. Deka<br />
34<br />
11/2016 | LAUFZEIT&<strong>CONDITION</strong>