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LAUFZEIT&CONDITION

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ACHILLESSEHNENREIZUNG<br />

BEHANDLUNG AUS OSTEOPATHISCHER SICHT<br />

N<br />

icht nur für Läufer im Leistungssportbereich,<br />

sondern<br />

auch für viele Freizeitläufer,<br />

bedeutet eine schmerzhafte,<br />

geschwollene Achillessehne nicht<br />

selten monatelange Behandlung, die teilweise<br />

auch in Kombination mit Sportpause<br />

nicht hilft.<br />

Besonders frustrierend ist es, wenn der<br />

Laufkollege mit einer bestimmten Therapie<br />

wieder beschwerdefrei ist, nur bei einem<br />

selbst klappt es damit nicht.<br />

Die Tatsache, dass es keine einfache Erklärung<br />

für die chronisch therapieresistente<br />

Achillodynie gibt, erschwert die Suche<br />

nach der richtigen Therapie.<br />

Ständige Überforderung im Training,<br />

mangelnde Regenerationsphasen, bestimmte<br />

Antibiotika (sog. Fluorchinolone),<br />

schlechte Sportschuhe, Übergewicht,<br />

Fußfehlstellungen. Es gibt viele Gründe,<br />

die eine Achillodynie verursachen können.<br />

In der Regel sind es Kombinationen<br />

aus mehreren Störfaktoren. Ein chinesisches<br />

Sprichwort besagt: „Eine Kugel allein<br />

macht noch keinen Klang.“<br />

Normalerweise ist der Körper in der<br />

Lage, sich selbst zu regenerieren, wenn<br />

die Summation an schlechten Einflüssen<br />

nicht zu groß ist. Bei hartnäckigen Achillessehnenbeschwerden<br />

lohnt es sich die<br />

Nieren mit einzubeziehen.<br />

Die Nieren- und Blasenmeridiane verlaufen<br />

beidseits innen und außen entlang<br />

der Achillessehne.<br />

Meridiane sind in der Traditionellen<br />

Chinesischen Medizin (TCM) Kanäle, in<br />

denen die Lebensenergie (Qi) fließt. Gesundheit<br />

ist nach der Vorstellung der TCM<br />

unter anderem verbunden mit einem freien<br />

und ausreichenden Fluss des Qi in den Meridianen,<br />

ein ähnlicher Ansatz wie in der<br />

Osteopathie. „Panta rhei“ – alles fließt. In<br />

der chinesischen Heilkunde gehören Niere<br />

und Blase zusammen zum Wasserelement.<br />

Ist ein Organ in seiner Funktion beeinträchtigt,<br />

so sind Strukturen, besonders<br />

Muskeln und Sehnen im Meridianverlauf,<br />

anfälliger.<br />

„Das geht mir an die Nieren.“<br />

Verlauf des Nierenmeridians<br />

Dieser Spruch zeigt, dass auch Stress, belastende<br />

Situationen etc. die Nieren ungünstig<br />

beeinflussen können, ohne dass<br />

sie schulmedizinisch auffällig sind.<br />

Die nachfolgenden Fallbeispiele sollen<br />

zeigen, welche Möglichkeiten die osteopathische<br />

Diagnostik bietet, eine effektive<br />

Behandlungsform zu finden.<br />

Verlauf des Blasenmeridians<br />

Erstes Fallbeispiel:<br />

Ein 32-jähriger Läufer klagte über beidseitige<br />

Achillessehnenschmerzen. Dehnübungen,<br />

exzentrische Übungen, Laufpause<br />

und Spritzen haben nur vorübergehend<br />

geholfen.<br />

Bei der Untersuchung stellte sich heraus,<br />

dass die Nierenregion, seitlich am<br />

Übergang zwischen Brust- und Lendenwirbelsäule,<br />

druckempfindlich war. Als<br />

Dreijähriger hatte er eine schwerwiegende<br />

Nierenentzündung (Glomerulonephritis)<br />

und wohl dadurch bedingt schon immer<br />

eine Proteinurie (zu viel Eiweiß im Urin).<br />

Die Therapie bestand darin, über Faszientechniken<br />

die Nierenregion am Rücken<br />

zu entspannen und mit Akupunktur seine<br />

Nieren in ihrer Funktion zu unterstützen.<br />

Hinzu kam eine Mobilisierung seiner<br />

Wirbelsäule am Übergang von der Brustzur<br />

Lendenwirbelsäule. Dieser Abschnitt<br />

ist bei einer „Nierenproblematik“ häufig<br />

unbeweglicher. Das heißt nicht, dass man<br />

nierenkrank ist. Die Nieren werden vegetativ<br />

u. a. von dem Brustwirbelsäulenabschnitt<br />

Th 10-12<br />

versorgt. Die Behandlung<br />

der Sehnen stand nicht im Vordergrund,<br />

aber zur lokalen Unterstützung wurden<br />

sie mit einer „heißen Rolle“ behandelt,<br />

die den Stoffwechsel anregt und mit einer<br />

myofaszialen Technik.<br />

Die Beschwerden besserten sich und<br />

der Patient konnte beschwerdefrei jeden<br />

zweiten Tag laufen, womit er zufrieden<br />

war. Den Tag Pause dazwischen brauchte<br />

er zur Regeneration und wahrscheinlich<br />

wird das auch so bleiben, denn die Nieren<br />

bleiben in gewisser Weise vorgeschädigt.<br />

Er muss dosiert belasten, jeden Tag laufen<br />

wäre wohl „eine Kugel“ zu viel.<br />

Zweites Fallbeispiel:<br />

Ein 54-jähriger Läufer hatte seit Monaten<br />

eine Achillessehnenreizung rechts, die<br />

sich nach einer mehrtägigen Städtetour<br />

mit „viel Pflastertreten“ noch einmal<br />

deutlich verschlimmert hat. Die Sehne<br />

war schmerzhaft verdickt und sehr druckempfindlich.<br />

Bei der Tastuntersuchung stellte sich<br />

eine vermehrte Spannung sowohl in der<br />

rechten Nierenregion heraus als auch in<br />

der rechten Waden- und Beinrückseitenmuskulatur.<br />

Einen anfälligen, oft steifen unteren Rücken<br />

mit teilweise ausstrahlenden Schmerzen<br />

ins rechte Bein außen kennt er seit<br />

58<br />

11/2016 | LAUFZEIT&<strong>CONDITION</strong>

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