stahlmarkt 9.2016 (September)
Aus dem Inhalt: Steel International / Stahlstandort Deutschland / Stahl & Automobil / Fahrzeuge / Baden-Württemberg / Anarbeitung / Stahlhandel & Stahl-Service-Center
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18 K Steel International<br />
Stahleinsatz in China sinkt weiter<br />
Regierung kann Nachfrage nicht endlos stimulieren<br />
London. Chinas Stahlerzeuger müssen sich wappnen. Der Materialbedarf<br />
im eigenen Land geht weiter zurück. Auch steigende Exporte können das<br />
extreme Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage nicht<br />
beseitigen.<br />
Die Stahlexperten des Schweizer Analysehauses<br />
UBS zeichnen kein günstiges Bild<br />
der chinesischen Stahlbranche. Sie gehen<br />
davon aus, dass die Binnennachfrage nach<br />
Stahl erzeugnissen im laufenden Jahr um<br />
1,2 % auf 690 Mill. t sinken wird. Auch in<br />
den kommenden vier Jahren sehen sie keine<br />
Besserung, sondern im Vergleich zu 2015<br />
einen Rückgang um insgesamt 16,9 % auf<br />
580 Mill. t. Ursache sei vor allem die nachlassende<br />
Aktivität der Bauindustrie.<br />
Die aktuell noch einigermaßen gute Nachfrage<br />
der Baubranche bezeichnen die Analysten<br />
als unnatürlich. Sie resultiere vor allem<br />
aus den Stimulierungsprogrammen der Zentralregierung.<br />
Seit dem Ausbruch der weltweiten<br />
Finanz- und Wirtschaftskrise investiert<br />
das Land verstärkt in die Infrastruktur<br />
und in den Immobilienbereich des Landes<br />
und erhöht so künstlich die Nachfrage nach<br />
China: Rohstahl – Kapazität, Produktion, Auslastung<br />
1.400<br />
Mill. t<br />
1.000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
e<br />
geschätzt<br />
Stahlerzeugnissen. Diese Investitionen dürften<br />
aber langfristig zurückgehen, da die<br />
Staatsschulden immer weiter steigen und<br />
die Finanzierung weiterer Projekte kaum<br />
noch vertretbar sei.<br />
UBS geht davon aus, dass ein signifikanter<br />
Teil der in den vergangenen drei Jahren verzeichneten<br />
durchschnittlichen Stahlnachfrage<br />
von 733 Mill. t aus diesen Förderprogrammen<br />
erwachsen ist. Fallen diese Stabilisierungsmaßnahmen<br />
weg, dürfte sich der<br />
Stahleinsatz auf dem Niveau der langfristigen<br />
organischen Nachfrage einpendeln.<br />
Dieses sehen die Analysten in fünf Jahren<br />
bei 580 Mill. t/a.<br />
Rohstahlkapazität (Mill. t) Rohstahlproduktion (Mill. t) Auslastung (%)<br />
2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 e 2017 e 2018 e 2019 e 2020 e<br />
Quelle: UBS aus diversen Quellen und Schätzungen der UBS<br />
95<br />
%<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
Auslastung der Stahlwerke sinkt<br />
Der Rückgang der staatlichen Investitionen<br />
wird eine geringere Kapazitätsauslastung<br />
der Stahlwerke zur Folge haben. Die Analysten<br />
prognostizieren bis zum Jahr 2020 ein<br />
Absinken auf 61,1 % nach noch 67 % im<br />
Jahr 2015.<br />
Wegen der nachlassenden Aktivität der<br />
Baubranche und der anhaltend hohen<br />
Nachfrage nach Fahrzeugen, verändern sich<br />
die Einsatzgebiete der Stahlerzeugnisse.<br />
Während die Automobilindustrie mehr<br />
Erzeugnisse benötigt, sinkt der Stahleinsatz<br />
der Bauindustrie von 58,7 % im Jahr 2015<br />
auf 56,5 % im Jahr 2020.<br />
Das Ungleichgewicht zwischen Angebot<br />
und Nachfrage wird anhalten. Auch der von<br />
der chinesischen Zentralregierung bis zum<br />
Jahr 2020 zugesagte Kapazitätsabbau zwischen<br />
100 Mill. t und 150 Mill. t werde nicht<br />
viel ändern. Der positive Einfluss sei be grenzt,<br />
da das Angebot auf hohem Niveau verharre<br />
und die Binnennachfrage weiter zurückgehe.<br />
China geht nach eigenen Angaben davon<br />
aus, dass die zehn größten Erzeuger des Landes<br />
ihren Weltmarktanteil bis zum Jahr 2020<br />
auf 60 % steigern nach 34,2 % im Jahr 2015.<br />
Staatsbetriebe dümpeln weiter<br />
vor sich hin<br />
Die im Februar 2016 angekündigte Kapazitätsreduzierung<br />
wird UBS zufolge die<br />
schlechte Performance der Staatsbetriebe<br />
weder im laufenden noch im kommenden<br />
Jahr verbessern. Die Unternehmen, die einigermaßen<br />
niedrige Kostenstrukturen haben,<br />
könnten Gewinne erwirtschaften. Die Stahlwerke<br />
mit hohen Kosten werden aller Vo -<br />
raussicht nach auch weiterhin Verluste ausweisen<br />
oder an der Gewinnschwelle arbeiten.<br />
Eine positive Veränderung erfolge erst,<br />
wenn die Kosten der Unternehmen sinken.<br />
Für das Herstellen einer Balance von<br />
Angebot und Nachfrage sieht UBS in den<br />
nächsten vier Jahren keine Möglichkeit.<br />
<strong>stahlmarkt</strong> <strong>9.2016</strong>