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Praktische Abschaffung des Asylrechts in Deutschland

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Alternativer Menschenrechtsbericht für Nürnberg 23<br />

Europa h<strong>in</strong>ter sich. Angekommen ist er <strong>in</strong> Italien, von wo er nach <strong>Deutschland</strong><br />

weitergereist ist. Sieben Monate war er <strong>in</strong> Bayern. Dann haben die<br />

deutschen Behörden ihn nach Italien zurück geschickt. Die Begründung:<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge müssen <strong>in</strong> dem Land Asyl beantragen, <strong>in</strong> dem sie als erstes<br />

registriert werden. Bei Ahmadi war das Italien. Dass hier Flüchtl<strong>in</strong>ge aber<br />

gezwungen s<strong>in</strong>d, auf der Straße zu leben, war der deutschen Behörde egal.<br />

‚Alle Leute hier haben Dokumente für drei Jahre, für fünf Jahre. Aber: Sie<br />

schlafen <strong>in</strong> den Bahnhöfen, <strong>in</strong> den Parks. Die Regierung hilft den Menschen<br />

nicht. Es ist schlimm.‘<br />

Europa lässt Italien alle<strong>in</strong>e, und Italien die Flüchtl<strong>in</strong>ge. Ahmadi kommt<br />

nach Hause. Im Camp zeigt er e<strong>in</strong>er Ärzt<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Wunde, die seit Wochen<br />

nicht verheilt. Die Ärzt<strong>in</strong> arbeitet ehrenamtlich hier, für sie ist die chaotische<br />

Organisation und die Unterversorgung <strong>in</strong> Italien Symbolpolitik auf<br />

den Schultern der Flüchtl<strong>in</strong>ge. ‚Um zu zeigen, wie wenige Kapazitäten wir<br />

<strong>in</strong> Italien haben, das Flüchtl<strong>in</strong>gsproblem alle<strong>in</strong>e zu meistern. Dabei ist das<br />

Ganze e<strong>in</strong> Problem, das sich mittlerweile nicht mehr vermeiden lässt, das<br />

vorhersehbar ist und sich wahrsche<strong>in</strong>lich auch verwalten ließe.‘“<br />

Das SWR-Europamagaz<strong>in</strong> hat se<strong>in</strong>erseits Orte <strong>des</strong> prekären Flüchtl<strong>in</strong>gslebens<br />

<strong>in</strong> der Peripherie von Rom und <strong>in</strong> Calabrien aufgesucht und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Beitrag<br />

vom 21.5.2011 mit dem Titel „<strong>Deutschland</strong> / Italien: Gerichte stoppen Flüchtl<strong>in</strong>gsabschiebung<br />

nach Italien“ (abrufbar unter www.ardmediathek.de/ard/<br />

servlet/content/3517136?documentId=7212724) dokumentiert:<br />

„Am Rande <strong>des</strong> Zentrums von Rom, da, wo sich die e<strong>in</strong>fachen Leute die Miete<br />

leisten können, da zieht es sie h<strong>in</strong>: Die, die am Rande der Gesellschaft<br />

leben, oder, so sagen sie selbst, ‚außerhalb‘. Das Wort Barackensiedlung<br />

schönt die Realität. Filmen lassen sie sich nicht gerne, sie haben noch etwas<br />

Stolz und wollen nicht, dass ihre Verwandten und Freunde zuhause sie so<br />

sehen. E<strong>in</strong>ige hundert hausen hier <strong>in</strong> der Nähe <strong>des</strong> Bahnhofs Tiburt<strong>in</strong>a. In<br />

ganz Italien geschätzt: e<strong>in</strong>ige zehntausend, die so ihr Dase<strong>in</strong> fristen. Manche<br />

klauen sich Strom von e<strong>in</strong>er vorbeiführenden Leitung.<br />

‚Vor acht Jahren b<strong>in</strong> ich wegen <strong>des</strong> Krieges aus Äthiopien geflüchtet. Seitdem<br />

lebe ich hier. Es ist nicht besser als <strong>in</strong> Äthiopien, das sieht man doch.<br />

Niemand hilft uns. Alles voller Dreck, ke<strong>in</strong> Wasser, ke<strong>in</strong>e Toiletten.‘

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