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Praktische Abschaffung des Asylrechts in Deutschland

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Alternativer Menschenrechtsbericht für Nürnberg 51<br />

ziehende mit K<strong>in</strong>dern bekommen zwar e<strong>in</strong> eigenes Zimmer, jedoch mit weniger<br />

Betten als Personen. So mussten sich mehrere K<strong>in</strong>der jeweils e<strong>in</strong> Bett<br />

teilen. Die Unterbr<strong>in</strong>gungskapazität <strong>in</strong> der Männerunterkunft im Haupthaus<br />

<strong>in</strong> Zirndorf, woh<strong>in</strong> permanent auch männliche unbegleitete m<strong>in</strong>derjährige<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge ausweichen müssen, ist ebenfalls mehr als erschöpft: In Sechsbettzimmern<br />

werden bis zu acht Personen untergebracht. Dies wird auch <strong>in</strong><br />

den Zimmern für die Familien manchmal so gehandhabt.<br />

Die Konsequenzen aus dieser Situation s<strong>in</strong>d vielfältig und immens: Es fehlt<br />

jegliche Privatsphäre und es kann noch nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> eigenes Bett für jeden<br />

Asylbewerber dauerhaft garantiert werden, was alle<strong>in</strong> aus hygienischen<br />

Gründen untragbar ist: Hauterkrankungen und Ausschläge s<strong>in</strong>d nach Berichten<br />

e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> der ZAE tätigen Arztes weit verbreitet. Weitaus schlimmer und<br />

weitreichender ist jedoch der soziale Stress, der bei der Unterbr<strong>in</strong>gung so vieler<br />

Menschen auf so engem Raum entsteht. Konflikte, Streit und Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />

s<strong>in</strong>d vorprogrammiert, die unterschiedlichen Herkunftskulturen,<br />

Ethnien, Sprachen, Weltanschauungen und Religionen, Gewohnheiten und<br />

Bedürfnisse erhöhen das Konfliktpotenzial um e<strong>in</strong> Vielfaches. Das Spektrum<br />

reicht von sozialer Ausgrenzung und verbalen Attacken bzw. Drohungen bis<br />

h<strong>in</strong> zu Handgreiflichkeiten. In den letzten Monaten kam es wiederholt zu gewalttätigen<br />

Konflikten und Ause<strong>in</strong>andersetzungen <strong>in</strong> der ZAE.<br />

Was die Situation jedoch noch weiter verschärft, ist die häufig anzutreffende<br />

psychische Instabilität der Flüchtl<strong>in</strong>ge. Nicht wenige von ihnen s<strong>in</strong>d traumatisiert,<br />

mussten selbst Schlimmstes am eigenen Leib erfahren oder hilflos<br />

mit ansehen, wie Familienangehörige, Freunde oder auch Fremde gefoltert,<br />

misshandelt oder getötet wurden. Gerade diese Menschen haben e<strong>in</strong> besonders<br />

hohes Bedürfnis nach Sicherheit und Ruhe, s<strong>in</strong>d sehr schreckhaft bzw.<br />

leicht <strong>in</strong> Panik zu versetzen, werden nachts von Alpträumen geplagt und<br />

müssen erst wieder lernen, Vertrauen zu anderen Menschen aufzubauen. Für<br />

sie ist die derzeitige Situation mit der allgegenwärtigen Anspannung <strong>in</strong> den<br />

Gebäuden und auf dem Gelände und der unvermeidlichen Geräuschkulisse<br />

e<strong>in</strong>e ganz enorme Belastung.<br />

Für die aktuelle Situation gibt es mehrere Ursachen, die eng mite<strong>in</strong>ander verknüpft<br />

s<strong>in</strong>d: Aufgrund der niedrigeren Zugangszahlen der letzten Jahre wurden<br />

viele Geme<strong>in</strong>schaftsunterkünfte, <strong>in</strong> denen die Asylbewerber nach den<br />

vorgesehenen drei Monaten <strong>in</strong> der ZAE untergebracht werden, geschlossen.<br />

Seit Mitte letzten Jahres s<strong>in</strong>d die Asylbewerberzahlen <strong>in</strong> ganz <strong>Deutschland</strong><br />

jedoch wieder etwas angestiegen. Doch bisher wurden nur wenige Unter-

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