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Praktische Abschaffung des Asylrechts in Deutschland

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Alternativer Menschenrechtsbericht für Nürnberg<br />

Waffen, die daheim an der Wand h<strong>in</strong>gen oder ihm vors Gesicht gehalten wurden.<br />

Als se<strong>in</strong> Onkel e<strong>in</strong>es Tages wieder e<strong>in</strong>mal zusammengeschlagen wurde,<br />

sorgte dieser dafür, dass Salaam das Land verlassen konnte. Er bezahlte<br />

Schleuser und so kam Salaam auf langen, gefährlichen Wegen durch den Iran<br />

und die Türkei nach <strong>Deutschland</strong>. Se<strong>in</strong> Asylantrag wurde abgelehnt. Auf vielen<br />

Seiten wird im Bescheid erklärt, dass se<strong>in</strong>e Geschichte nicht glaubhaft sei.<br />

Auch die Klage vor dem Verwaltungsgericht hat ke<strong>in</strong>en Erfolg. Die Gegend<br />

um Gazhni sei zwar „highly risky“ - doch das reicht nicht aus. Schließlich gibt<br />

es auch noch die Höchststufe: „extremly risky“. Als Salaam diese Nachricht<br />

bekommt, bricht er zusammen. Er sitzt im Treppenhaus, zittert am ganzen<br />

Körper, geht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er ganzen Verzweiflung zu se<strong>in</strong>em Betreuer und ruft: „Du<br />

musst was tun! Du musst was tun!“<br />

Seither leidet er unter noch größeren Kopfschmerzen als zuvor. Kaum e<strong>in</strong> Tag<br />

vergeht, an dem er nicht starke Medikamente nehmen muss zusätzlich zu<br />

den Beruhigungstabletten, die er sowieso regelmäßig nimmt. Nachts unternimmt<br />

er lange Spaziergänge, um dann wenigstens noch etwas Schlaf f<strong>in</strong>den<br />

zu können. Zwischendurch brennt bei ihm e<strong>in</strong>e Sicherung durch. Zweimal<br />

haben wir erlebt, dass er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Verzweiflung um sich schlägt, vollkommen<br />

neben sich. Nach wenigen M<strong>in</strong>uten ist er wieder bei sich und fragt: „Was ist<br />

denn hier los?“ Dann hat er ke<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerung daran, was passiert ist.<br />

Trotz viel Unterstützung und Förderung macht se<strong>in</strong> Deutsch nur langsam<br />

Fortschritte. Doch wie soll er lernen können, wie soll er sich auf die Schule<br />

und das Leben <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> e<strong>in</strong>lassen, wenn er mit se<strong>in</strong>er „Duldung“<br />

(Aussetzung der Abschiebung) nicht weiß, ob er nicht im nächsten Jahr<br />

wieder nach Afghanistan zurück muss? Da hilft es nicht, zu erklären, dass<br />

„im Moment niemand nach Afghanistan abgeschoben wird, dass er immer<br />

noch e<strong>in</strong>e Chance hat ...“ Wir können ihm die Sicherheit nicht geben,<br />

die er bräuchte, die Ruhe, die es ihm ermöglichen würde, sich auf se<strong>in</strong>e<br />

Deutschstunden zu konzentrieren. Erst wenn er diese Sicherheit hat, dass<br />

er nicht zurück muss, kann überhaupt daran gedacht werden, se<strong>in</strong>e Traumata<br />

anzugehen und psychotherapeutisch mit ihm zu arbeiten.<br />

Oder Muhamed aus dem Irak. Er wurde als K<strong>in</strong>d herumgestoßen, getreten<br />

und geschlagen. Vielleicht war er schon vorher geistig beh<strong>in</strong>dert, vielleicht<br />

wurden se<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>trächtigungen durch die vielen Schläge hervorgerufen.<br />

Narben auf se<strong>in</strong>em Kopf zeugen von der Brutalität, mit der er behandelt wurde.

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